Die Göttin im Stein
Lykos durch den Hof, begann bei Speicher, Schuppen und Gruben und zeigte ihm dann das kleinere der beiden Wohnhäuser. Er erwies sich sehr erfreut über alles und sparte nicht mit Anerkennung.
»Und das hast allein du geplant?« fragte er mit spürbarer Hochachtung.
Sie nickte, dehnte die Brust. Auf einmal konnte sie freier atmen. Die Gefahr war vorbei.
Schließlich führte sie ihn mit berechnender Steigerung durch das größere Haus und beendete die Besichtigung im hallenartigen Herrenraum. »Siehst du, ich habe ihn viel großzügiger geplant, als der frühere Herrenraum war. Und hier habe ich auch nicht einfach einen Boden aus gestampftem Lehm herstellen, sondern den ganzen Fußboden mit Holzplanken auskleiden lassen. Und ringsum die Bänke. Schön, nicht wahr? Damit du hier würdig Gäste empfangen kannst, wie es deinem Kriegsruhm entspricht – und deiner künftigen Stellung.«
»Ausgezeichnet! Dieser Hof wird mir zur Ehre gereichen. Nun kann ich auch im Winter oder bei Regen ein paar Dutzend Gäste empfangen. Mit dir als Hausfrau, mit deiner Kochkunst werden das unvergeßliche Feste werden. Meine Liebe, das hast du gut gemacht. Ich danke dir.« Er zog sie fest an sich.
Es war, als würde etwas schmelzen in ihr. Ein hange vergessenes Gefühl erwachte, ließ ihre Körpermitte weich und heiß
werden, sie drängte sich an ihn, wovor hatte sie sich gefürchtet, war alles gut, sie hob ihr Gesicht zu ihm, küß mich doch endlich, nimm mich!
»Ich will über die äußerst ärgerlichen Fehler hinwegsehen, die dir bei der Wahl deiner Mittel unterlaufen sind«, sagte er und legte einen Finger unter ihr Kinn. »Zumindest in bezug auf diesen Hof gibt der Erfolg dir recht. Und was die Bauern angeht – nun, das bekomme ich schon in den Griff. Man darf nicht erwarten, daß es ohne Fehler abgeht, wenn eine Frau die Aufgabe eines Herrn verwaltet, nicht wahr? Aber das ist ja nun nicht mehr nötig. Nun kannst du dich wieder ausschließlich deinen eigentlichen Aufgaben widmen. Besonders dem Weben!«
So ist das also. Cythia hatte recht, ich hätte ihm nie sagen dürfen, daß ich nicht gerne webe. Er verwendet es gegen mich und verweist mich damit auf meinen Platz.
Er duldet niemanden neben sich, schon gar keine Frau.
Lykos kann gar nicht anders. Er muß dafür sorgen, daß seine Herrschaft über jeden Zweifel erhaben ist, sonst wäre er kein Sohn des Himmels.
»Hier drinnen zum Beispiel fehlen dringend ein paar bunte Webteppiche an den Wänden, findest du nicht auch?« Die Warnung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Er will sehen, daß ich mich beuge, ihm gehorche.
Warum nicht. Das kann er haben! Solange er nicht weiß, wann ich es nicht tue –
Der Druck seines Fingers an ihrem Kinn verstärkte sich, seine Augen verengten sich, sein Gesicht wurde hart. »Findest du nicht auch?« wiederholte er scharf.
»Ja, das finde ich auch, Lykos«, erwiderte sie mit kleiner Stimme.
»Und?« fragte er herrisch.
Sie senkte mit absichtsvoller Demut den Blick. Es tut mir leid, daß ich das noch nicht in Angriff genommen habe, aber du weißt ja, wie ungern ich webe. Doch wenn du es befiehlst, werde ich gleich morgen mit dem Weben beginnen.«
Beginnen werde ich, Lykos, vor deinen Augen. Du sollst deinen Sieg haben.
Aber ich werde an diesen Teppichen nicht mehr weben als hin und wieder in deinem Beisein ein paar Reihen, wofür hab' ich denn Mägde!
»Du fängst gleich heute damit an!« befahl Lykos und ließ sie los.
Du willst mich demütigen, aber das kann mir nichts anhaben, Lykos.
»Gewiß«, sagte sie, »heute, sofort, ganz wie du es wünschst. Allerdings dachte ich, ein Festessen zu Ehren deiner ruhmreichen Heimkehr, deiner glanzvollen Verlobung –«
Er lachte. »Nun gut! Dann heute das Festmahl! Doch erst etwas anderes! Etwas viel Wichtigeres!«
Er bog ihren Kopf zurück und küßte sie. »Moria, Moria, ich habe dich sehr vermißt. Du bist richtig süß, weißt du das? Und zu deinem Glück nicht mehr so aufsässig wie letztes Mal. Du hast begriffen, daß jetzt dein Herr wieder da ist und dableibt, nicht wahr? Dabei dachte ich schon, ich müßte dich hart anfassen!«
Da war er wieder, der Feuerstrahl. Sie grub ihre Finger in seine Haare, sie saugte sich an ihm fest, öffnete seinen Kittel, krallte sich in seine Muskeln, erschauerte, als sie seine Stärke fühlte, er trug sie aufs Bett.
Unter den lange entbehrten Zärtlichkeiten begann ihr Körper zu brennen. Fieberhaft feierte sie Wiedererkennen mit dem seinen.
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