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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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Dennoch, etwas fehlte, da war ein Verlangen, das sie überflutete und völlig von ihr Besitz nahm, ihr den Verstand raubte, ein Verlangen, das mit Zärtlichkeit nicht zu stillen war –
    Sie stellte sich vor, er wüßte, was sie getan hatte, und er würde sie dafür züchtigen –
    Ich war dir ungehorsam, ich habe Schläge verdient ...
    Ihr Atem ging rasend. Stöhnend wand sie sich unter seinen Liebkosungen wie unter der Rute, mit der ihr Vater sie einst bestraft hatte.
    Ihr schwanden beinahe die Sinne, sie vergaß alle Scham. »Wolltest du mich nicht hart anfassen?« flüsterte sie in sein Ohr.
    Einen Augenblick stutzte er. »Was meinst du? Doch nicht –«
    Sie antwortete ihm nur mit dem Blick.
    Da blitzte Verstehen in seinen Augen auf. Er lachte lautlos. Küßte sie noch einmal. Dann zog er sie sich übers Knie.
    »So hart?« fragte er liebevoll.
    »Ja, Lykos, ja, oh, ich liebe dich, ja!«
    Und sie löste sich auf in einem Rausch aus Hingabe, Schmerz und Lust.
     

21
    Moria kniete über dem bäuchlings auf dem Bett liegenden Lykos und drückte in die Verhärtung seiner Muskeln. Er ächzte. Sie bohrte ihre Knöchel noch tiefer in die schmerzenden Stellen.
    Daß auch sie ihn mit ihren Händen zum Stöhnen bringen konnte ...
    Genußvoll walkte sie ihn durch, bis ihre Arme erlahmten. Dann faßte sie in den Topf mit dem erwärmten Moorschlamm und packte den Brei Lykos auf den bloßen Rücken. »Das ist zu heiß«, fuhr er auf.
    »Sonst hilft es nichts«, behauptete sie und griff mit grimmiger Lust erneut in den Schlamm, häufte ihn über ihren Mann.
Wenn die Wolfskrieger ihren König so sehen würden!
    Er wird alt.
    Ich werde ihn verlieren.
    Sanft strich sie ihm durch die Haare.
    Dann nahm sie den Topf, drehte ihn um und leerte den ganzen heißen Rest über Lykos aus. Er zuckte. Aber er gab keinen Laut des Widerspruchs mehr von sich.
    Moria deckte das am Feuer erwärmte Tuch über die Moorpackung und ließ sich am Fußende des Lagers nieder. Sie nahm Lykos' rechten Fuß zwischen ihre Hände und begann ihn zu kneten.
    Wenn die Herren des Königsrates ahnten, wie krank ihr König ist! Sein Leben lang hat er Stärke gezeigt, auf jede Weise. Nun wird er es bald nicht mehr können.
    Plitovit wartet nur auf seinen Tag.
    Plitovit, Cythias Sohn, ehrgeizigster und erfolgversprechendster Anwärter auf den Königsmantel, Schwiegersohn des Königs ...
    Es bleibt nicht mehr viel Zeit.
    Ich muß es wagen.
    Und wenn er mißtrauisch wird? Wenn er mich durchschaut?
    Was ich getan habe, war mir eine Notwendigkeit. Aber wenn er es erfahren hätte, so wäre es ihm eine Notwendigkeit gewesen, es zu verhindern. Und mich furchtbar zu bestrafen.
    Ich hatte meinen Schwur zu halten, und er den seinen.
    Ich habe damit gelebt und es war ein atemberaubender Tanz auf Messers Schneide.
    Ich glaube, ich wollte diesen nicht missen.
    Aber ich will nicht, daß Ria ihn noch länger tanzen muß. Zu tief könnte sie stürzen. Ihr Plitovit ist solch ein leicht entflammbarer Hitzkopf –
    Was zögere ich also noch?
    Wenn Lykos dadurch, daß ich zu sprechen beginne, alles entdecken sollte ...
    Diese Angst, die anderen in meinen Untergang zu reißen: Langonia und die Nebenfrauen und die jungen Mädchen. Und vor allem Ria.
    Beim Gedanken an Ria, an die mit Plitovit verheiratete Tochter, ging ein Lächeln über Morias Gesicht. Unwillkürlich kreisten ihre Finger sanfter über Lykos' Fußsohle. Er gab ein wohliges Brummen von sich.
    Ria. Meine wunderbare Tochter.
    Sie hätte ich nicht mit hineinziehen dürfen.
    Aber ich konnte ihr doch nicht vorenthalten, was ich als lebensnotwendig erkannt hatte!
    Nun bleibt mir nur, sie von der Gefahr zu befreien, von Plitovit entdeckt zu werden – und seinem Jähzorn ausgeliefert zu sein.
    Ich muß es tun.
    Aber wie?
    In all den langen Ehejahren, seit Lykos aus dem Krieg heimgekehrt war, hatte sie die hohe Kunst geübt, ihm ihre Wünsche nahezubringen, ohne sie auszusprechen, hatte versucht ihm ihre Gedanken in den Mund zu legen. Niemals hatte sie einen offenen Kampf begonnen. Aber manch heimlichen Sieg errungen.
    Sie wußte, diesmal würden diese Listen versagen. Ihr sehnlichster Wunsch lag Lykos' Gedanken zu fern. Das Eis war zu dünn, um sich darauf zu wagen.
    Ihr blieb nichts, als ihn offen zu bitten. Mit dem Daumen drückte Moria auf die Verhärtung in Lykos' Fußsohle. »Moria, was täte ich ohne dich!« stöhnte er. »Deine Hände sind Gohd wert!«
    Meine Hände? Nein. Ich kenne nur die paar Handgriffe, die Cythia mir

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