Die göttliche Komödie (German Edition)
hat zum Obern:
So magst du mir ein vaterunser beten ●
Des weitren braucht es nicht für unsre runde
Wo keine sünde mehr bedroht die Steten. –
Vielleicht um dann dem zweiten von dem bunde
Den raum zu lassen ● schwand er durch die helle
Wie fische durch das wasser fliehn zum grunde.
Damit sich der gezeigte mir geselle
Begann ich: Lass mich deinen namen tragen
In meinem sinn an liebevoller stelle!
Und er begann freigebig dann zu sagen:
Zoozeer verheugt my 't hoflyke in Uw vraag
Dat weigrend ik noch wil noch kan U plagen ●
Ik ben Arnaut die ween en zingend klaag.
Ik die aldoor verleden waan betracht
En vreugdvol hoop dat straks myn morgen daag'
Doch U bezweer ik door die zelve macht
Die tot den hoogsten trede U stygen doet:
Gedenk te rechter uur my en myn klacht! –
Dann barg er sich in reinigender glut.
FEGEFEUER ● XXVI. GESANG ● 97–148.
ABSCHIED VERGILS
Die stunde glaub ich war es wo gen morgen
Den berg zuerst der Venus strahlen krönen
Die immer brennend scheint von liebessorgen.
Mir war ich stünd im traum vor einer schönen
Und jungen frau die durch die fluren ginge
Und blumen pflückte unter diesen tönen:
Es wisse jeder wie mein name klinge ●
Dass ich die Lea bin und kreisend schlage
Die schönen hände und mir kränze schlinge.
Ich schmücke mich eh ich den spiegel frage ●
Doch schwester Rahel mag nur in sich saugen
Die eigne zier und sizt so alle tage.
Sie ist entzückt von ihren schönen augen ●
Ich bin es von dem schmucke meiner hände.
Wie ihr die schau so will das werk mir taugen. –
Schon waren durch der frühen dämmrung brände
So jene wanderer am meisten loben
Die nächten nah dem heimischen gelände
Die finsternisse ringsumher verstoben
Und auch mein schlaf mit ihnen.. und beim steigen
Sah ich die beiden meister schon erhoben.
›Die süsse frucht die zwischen allen zweigen
Der mensch mit eifer zu erringen trachte:
Heut wird sie alle deine Sehnsucht schweigen.‹
Mit einem solchen grossen wort bedachte
Vergil mich dass noch niemals irdische zunge
Mir ein entzücken diesem ähnlich brachte.
Zur höhe zu gelangen trieb im sprunge
Der wunsch den wunsch ● so dass bei jeder biege
Ich fühlte wie mein flügel wuchs zum schwunge.
Dann sah ich unter uns die ganze stiege
Durcheilt und wie am obersten gemäuer
Der blick des Meisters mir entgegenfliege.
Er sprach: Das zeitliche und ewige feuer
Hast du geschaut o Sohn und in dem kreise
Wohin du nun gehst bin ich selbst ein neuer.
Hier zog dich her der Dichter und der Weise.
Zum führer nimm nun einzig dein verlangen ●
Denn du bist ausser schlucht und steilem gleise.
Die sonne sieh! sie strahlt auf deinen wangen.
Das land gedeiht hier ohne vorbereiter ●
Sieh! blumen gras und bäume fruchtbehangen!
Hier triffst du bald die schönen augen heiter
Die weinend mich entsandten beim beginne.
Ruh hier solange oder wandle weiter!
Nicht wirst du wort und wink von mir mehr inne.
Dein geist ist fest und heil und frei von frone.
Nun wäre fehl zu folgen andrem sinne!
Hier krön ich dich mit mitra und mit krone!
FEGEFEUER ● XXVII. GESANG ● 94–142.
DAS IRDISCHE PARADIES
Da rings zu wandern mich der wunsch erfüllte
Im dichten und lebendigen gottesgarten
Der für den blick die neue sonne hüllte:
Liess ich die grenze ohne mehr zu warten
Und schlug mich langsam langsam ins gefilde
Hin über pfade die von düften starrten.
Ein zephir ohne sich zu ändern milde
Umstrich mit einem zuge mir die wange
Nicht stärker als wenn sanfter hauch ihn bilde.
Worauf die blätter bebend beim empfange
Nach jener seite allesamt sich bogen
Wo erster schatten fällt vom heiligen hange.
Doch wurden sie nicht so vom ast gezogen
Dass nicht die kleinen vögel immer wieder
In wipfeln alle ihre künste pflogen.
Sie dehnten voller freude ihr gefieder
Im ersten winde ● singend im gezweige
Das wie ein bass begleitete die lieder.
So wie von stamm zu stamm ein raunen steige
Im pinienhaine bei Ravennas küste
Wenn losgebunden sich der südwind zeige...
Den langsam schweifenden trug sein gelüste
Bis ihn der heilige wald so tief umschlossen
Dass keinen rückweg er zu finden wüsste.
Da kam auf seinem weg ein bach geflossen
Der nach der linken mit den kleinen wellen
Die gräser bog die an dem ufer sprossen.
Der erde wasser – auch die noch so hellen –
Enthalten doch ein trübendes gespüle
Entgegen diesen die am reinsten quellen
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