Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
schicksalsergeben an. Zwei

Tage waren vergangen, seit er die Gegend mit den
            brennenden Dörfern verlassen hatte. Er nahm die Tatsache hin, daß er schon wieder aufgehalten wurde, und hoffte nur, daß es nicht lange dauerte.
    Er war von den Wegelagerern überfallen worden, als er sich neben dem Boot am Ufer ausgeruht hatte. Sie trugen Barte und hatten Reste von Uniformen an, die einst eine unauffällige Farbe gehabt hatten, nun aber völlig ausgeblichen waren. Ihre mageren Hände umklammerten Pistolen und Gewehre. »Was wollt ihr? Ich habe nichts Wertvolles bei mir, und das
    Boot brauche ich«, sagte Tallow bedrückt.
    »Wir wollen dein Boot«, erwiderte der Anführer und grinste wölfisch. »Und Informationen.«
    »Ich brauche mein Boot, und ich habe keine Informationen,
die euch etwas nützen könnten.«
»Wo kommst du her?«
»Aus einer der vielen Städte flußaufwärts.«
»Wo willst du hin?«
»Das weiß ich nicht.«
    »Das weißt du nicht? Du weißt nicht, wo du hinfährst? Warum bist du dann so erpicht darauf, dein Boot zu behalten?« »Ich fahre hinter einem anderen Schiff her. Hinter einer großen goldenen Barke. Vielleicht habt ihr sie vorbeifahren sehen?«
    »Wir haben kein Schiff gesehen, auf das deine Beschreibung paßt. Wir brauchen dein Boot. Zwing uns nicht, dich zu erschießen. Entweder du machst mit uns gemeinsame Sache, oder du stirbst.« Er rasselte den letzten Satz so herunter, wie ein hungriges Kind das Tischgebet herunterrasselt. »Aber …«
    »Du hast die Wahl, mein Freund. Wir haben nicht viel Zeit zu vergeuden.«
    »Ich mache gemeinsame Sache mit euch«, sagte Tallow ergeben. »Aber mit wem mache ich gemeinsame Sache?« »Mit Zhists Armee. Mit den Freiheitskämpfern.«
    Tallow unterdrückte einen Seufzer. »Ich mache mit«, sagte er. »Ich schließe mich einer Armee von Männern an, die für die Freiheit kämpfen. Ja, die Aussicht läßt tatsächlich das alte Feuer in meinem Herzen wieder aufflackern. Was soll ich jetzt tun, Kamerad?«
    Der Soldat grinste Tallow zynisch an. »Laß uns dein Boot benützen«, sagte er. »Natürlich«, nickte Tallow. »Es gehört euch.«
    »Richtig«, grinste der Soldat. Dann sagte er: »Du kannst uns
    helfen, die Kisten einzuladen.«
    Tallow wurde tief in das Buschwerk hineingeführt. Dort befanden sich noch mehr Männer gleichen Aussehens. Sie saßen auf langen Holzkisten, die wie grobgezimmerte Särge aussahen. Sie alle wirkten wie Fleischfresser, die sich seit Monaten von Früchten ernährten. Sie waren mager, hatten Fuchsgesichter und waren halb verhungert. Einige von ihnen standen auf, als Tallow und die anderen die Lichtung betraten.
    »Ein Neuer?« brummte einer von ihnen, auf Tallow zeigend. »Ja, er macht bei uns mit. Er und sein Boot. Wir müssen ihn natürlich erst von Zhist auf Herz und Nieren prüfen lassen. Aber das eilt nicht. Inzwischen hilft er uns beim Einladen und steuert das Boot.« »Sehr schön. Fangen wir an.«
    Tallow hob ein Ende einer Kiste an, und der Sprecher packte das andere. Sie stolperten mit ihrer Last zum Boot. Der Mann wollte sie aufs Boot hieven, aber Tallow widersprach. »Ich werde das Beladen lenken«, sagte er. »Wenn du etwas falsch machst, könnte das Boot kentern.«
    Der Soldat blickte seinen Anführer fragend an. Dieser nickte. Tallow sprang an Bord und sorgte für das richtige Beladen. Das Boot lag bald wegen der schweren Kisten tief im Wasser. Der Anführer gesellte sich zu Tallow in der kleinen Kabine. »Jetzt«, erklärte er, »steuerst du in die Richtung, die ich dir sage. Wir hatten Glück, daß du vorbeigekommen bist. Wir hätten Tage gebraucht, das alles über Land zu karren. Und wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Es dauerte Stunden, und Tallow wurde gezwungen, sein Boot in einen kleineren Fluß zu lenken, der in den großen mündete und sich meilenweit ins Land hineinschlängelte.
    Dann stiegen sie aus und bahnten sich ihren Weg durch dichte, beinahe tropische Vegetation. Tallow hatte bald jegliche Orientierung verloren, aber irgendwie schien der Anführer der Truppe, der Niko hieß, zu wissen, welche Richtung einzu
    schlagen war.
    Als die Sonne unterging, kamen sie auf eine Lichtung. Auf ihr drängten sich Zelte und Baracken, und überall lagerten Leute an kleinen Feuern. Ein paar Männer standen beieinander und unterhielten sich. Schlampige Frauen kochten über Feuern, und überall waren Waffen gegen die Wände der Baracken und Zelte gelehnt.
    »Hier lang«, sagte Niko und führte

Weitere Kostenlose Bücher