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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wählen, die allein schon in ihrem Klang auf die Gefühle der Männer abgestimmt waren. Er wurde nicht durch die klare Wahl seiner Sätze zu dem, was er war, es lag an seiner generellen lautmalerischen, flammenden Redekunst, an der rauhen, begeisternden Musik seiner Stimme. Tallow ertappte sich bald dabei, daß er mehr auf die Rhythmen als auf die Sätze achtete, daß die verschiedenen Gefühle von bestimmten Worten und Redewendungen ausgelöst wurden, die ihn in ihrer Gesamtheit empfinden ließen, daß er sich auf der ganzen Welt nur noch eines wünschte: ein Gewehr, um gegen den einzigen Feind Damaiel Natcho zu kämpfen.
    Als Zhist zum Ende kam, überlegte Tallow, welche Mittel
    und Wege es gäbe, ihm zu helfen, und der frühere Drang, der goldenen Barke zu folgen, war vergessen. Zhist hatte das vermutlich schon von Anfang an gewußt, hatte sich auf seine Gabe verlassen, Tallow zum Verbündeten zu gewinnen. Tallow sprach jetzt mit rascher, aufgeregter Stimme.
    »Mit Hilfe meines Bootes werden Sie in der Lage sein, bessere Verbindung mit einer größeren Zahl Ihrer Männer herzustellen. Ich kann es steuern, und Sie können mit mir fahren. Wir können die Flüsse auf und ab kreuzen und Rekruten werben. Was sagen Sie dazu?«
    »Der Vorschlag gefällt mir«, lächelte Zhist. »Sie sind, glaube ich, bereit, Ihre Worte von vorhin zu überdenken.«
    »Ja«, sagte Tallow. »Ja, Oberst, Sie können mir vertrauen. Ich bin Ihr Mann.«
    »Gut.« Zhist lehnte sich zurück und zog mit einem Ausdruck der Zufriedenheit an seiner Pfeife. »Ich werde Ihnen Quartier verschaffen und ein Gewehr.«
    Tallow hatte keine Erfahrung mit Feuerwaffen, aber er freute sich, als ihn Oberst Zhist nach draußen führte, ein Gewehr nahm und es ihm überreichte.
    »Wissen Sie, wie man abdrückt und wie man lädt?« »Nein«, sagte Tallow.
    »Ich beauftrage jemanden, es Ihnen zu zeigen. Passen Sie gut
auf die Waffe auf, und verlieren Sie sie nie aus den Augen. Sie
ist wichtig.«
»Ja«, versprach Tallow.
    Zhist führte ihn an eines der vielen Lagerfeuer. Drei Männer lagerten dort, erhoben sich und salutierten, als er zu ihnen trat. »Das hier ist Jephraim Tallow«, sagte Zhist zu ihnen. »Ich möchte, daß ihr ihm alle Kniffe beibringt. Er wird bei euch schlafen. Zeigt ihm, wie man mit dem Gewehr umgeht.« Er klopfte Tallow auf den Rücken und verließ die drei Soldaten, die den kleinen Mann belustigt und interessiert ansahen. »Kamerad, das Gewehr sieht ein bißchen zu groß für dich aus.« Der kleinste der Soldaten, ungefähr fünf Fuß und sechs Zoll hoch, grinste.
    »Ist es auch, mein Freund«, sagte Tallow, innerlich voller Argwohn, wenn er den anderen auch ruhig und selbstbeherrscht vorkam. »Aber ich werde mich bemühen.«
    Die drei Männer lachten. »Nun«, sagte der größte, »da Zhist dich anscheinend mag, willkommen in unserem Lager. Ich zeige dir, wo unser Zelt steht.«
    Tallow folgte dem Mann durch ein Labyrinth von Feuern und Baracken zu einem großen Zelt aus Segeltuch. In diesem lagen Decken, Stiefel, Rucksäcke, schmutzige Teller und andere Sachen durcheinander.
    »Schaff dir Platz und leg dein Zeug hin«, sagte der Soldat.»Ich heiße Jantor. Bleib hier, ich besorge dir einen Schlafsack.«
    »Freundlich von dir«, meinte Tallow. »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache«, grinste Tallows neuer Kamerad und schlüpfte aus dem Zelt.
    Tallow blickte angewidert auf den Plunder, der über den Boden verstreut lag, und stieß mit dem Stiefel Sachen beiseite, die nicht auf unsauberen Schlafsäcken lagen. Er schuf so eine rechteckige freie Stelle in dem Müll. Als er fertig war, kehrte Jantor mit einem zusammengerollten Schlafsack unter dem Arm zurück und ließ ihn fallen.
    »Hier«, sagte er. »Wenn du dich eingerichtet hast, kannst du ja auf ein Kartenspiel zu uns kommen, wenn du Lust hast. Wir sind am Feuer.«
    »Danke«, sagte Tallow. Er konnte keine Verbindung mit dem Mann herstellen, konnte ihn nicht nach Wunsch lenken. Das nahm ihn mit. Als er den Schlafsack aufrollte, beschloß er, nicht zum Kartenspielen zu gehen. Dabei entdeckte er, daß der kleine Hügel am Kopfende, den er als Kissen hatte benützen wollen, ein Ameisenhaufen war.
    Tallow kroch seufzend in den Schlafsack und überließ sich
    dem Schlaf.
    Tallow blieb drei Tage im Lager, lernte, mit einer Waffe umzugehen, und kam mit den Männern in Kontakt, die jetzt seine Waffengefährten waren.
    Die Revolutionäre waren gute Gefolgsleute, jeder einzelne von ihnen. Die Augen blickten

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