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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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erwartete, hinter der Bordwand Caer auftauchen zu sehen, und war bereit, sich ihnen zum Kampf zu stellen, obwohl er wusste, dass er kaum genug Kraft hatte, die Waffe zu heben.
    Aber bei dem näher gleitenden Schatten, der im Wasser schaukelte, rührte sich nichts. Und es handelte sich gar nicht um ein Schiff, wie Mythor nun feststellen konnte.
    Es war. Mythor konnte es nicht glauben. Er hielt das, was er sah, für eine Sinnestäuschung.
    Doch dann erreichte ihn das Hindernis, und er konnte es befühlen und sich über den Rand hochziehen. Erst jetzt wollte er wahrhaben, dass dies alles Wirklichkeit war.
    *
    Irgendwo in Salamos. Wüste, so weit das Auge reichte. Nur der Späher im höchsten Turm von Churkuuhl konnte im Norden einen Grünstreifen erkennen, der Nahrung und Wasser verhieß.
    Es gelang dem Ersten Bürger Etro, die Yarls zu einer schnelleren Gangart zu veranlassen. Das lebenspendende Grün rückte immer näher, bis alle Marn es sehen konnten. Da passierte es. Ein Yarl geriet in Treibsand und blieb stecken. Je heftiger er seine achtzehn Beinpaare einsetzte, desto rascher versank er. Schließlich war das Tragtier so tief eingesunken, dass nichts mehr von seinem Panzer zu sehen war und der Sand das klägliche Brüllen des Tieres erstickte.
    In einem verzweifelten Rettungsversuch gelang es schließlich mit Hilfe der anderen Yarls, das Tier mitsamt dem ganzen Stadtbezirk aus dem Sandloch zu ziehen. Doch von dem Yarl war nur noch der Rückenpanzer mit dem Gerippe übriggeblieben. Irgendein Monstrum, das unter dem Treibsand lebte, hatte die Zeit genützt, um den Yarl aufzufressen. Den Marn blieb nichts anderes übrig, als den stillgelegten Stadtbezirk zu räumen und die knöchernen Überreste des Yarls zu verwerten. Aus dem Gerippe gewann man Knochenmilch, die Hohlknochen wurden für die Erzeugung von Blasinstrumenten aufbewahrt, andere Knochen wurden, je nach Härte und Festigkeit, für Waffen und kunsthandwerkliche Dinge verwertet. Zurück blieb der nackte, flache Rückenpanzer.
    *
    An dieses Ereignis erinnerte sich Mythor, als er den Rückenpanzer eines Yarls in der Straße der Nebel treiben sah. Er lag mit der Oberseite nach unten auf dem Wasser, so dass er tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Schiffsrumpf hatte.
    Mythor steuerte den Mast zu, einer Stelle, die so niedrig war, dass er sich mühelos daran hochziehen konnte. Es war die Vorderseite des Panzers, aus dem normalerweise der Kopf des Yarls herausragte. Aber von den Weichteilen des Tieres war nichts mehr übriggeblieben; an seinem Fleisch hatten sich die Meeresbestien gütlich getan. Nur noch das nackte Skelett wölbte sich von der Innenseite nach oben. So wie damals in der Wüste von Salamos.
    Nacheinander zog Mythor die reglosen Körper von Herzog Krude und Nyala zu sich herauf. Den Schiffsmast stieß er mit einem Fußtritt weg.
    Dann erst brachte er die beiden Körper der Bewusstlosen vom Rand des Panzers fort. Er überzeugte sich davon, dass beide noch atmeten, aber es schien ihm, dass sie dem Tod näher waren als dem Leben. Wie lange hatten sie schon keine Nahrung zu sich genommen, wie lange nichts mehr getrunken?
    Der Gedanke daran ließ Mythor seinen Hunger schmerzhaft spüren, das Verlangen nach einem kühlen, salzlosen Trunk wurde übermächtig.
    Mythor nahm das Schwert auf und begab sich damit zum Brustkorb des Yarls, wo sich die übermannshohen Hohlknochen wie Krummschwerter nach oben wölbten. Während er mit der einen Hand den Knochenbogen über dem Kopf stützte, hieb er in Hüfthöhe mit dem Schwert dagegen. Schon nach dem ersten Schwerthieb bekam der Knochen Risse, und die Milch rann aus. Schnell hieb Mythor ein zweites und ein drittes Mal zu, bis der Knochen brach und die Milch herausschwappte. Bevor jedoch die Hälfte der Milch ausgeflossen war, hatte er die armspannenlange Hohlrippe mit der Öffnung nach oben gedreht.
    Er nahm einige große Schlucke von der nahrhaften Flüssigkeit, um sich zu stärken, bevor er das knöcherne Füllhorn zu den beiden Besinnungslosen zerrte. Er senkte die Öffnung der Hohlrippe zuerst über Herzog Krudes Mund und träufelte ihm einiges von der Milch auf die Lippen. Dann wiederholte er den Vorgang bei Nyala.
    Das Mädchen gab auch alsbald ein Lebenszeichen von sich. Ihre Lippen öffneten sich, und ihnen entrang sich ein seufzender Laut.
    Wie schön sie war! Selbst in der Erschöpfung hatte sie nichts von ihrer Ausstrahlung eingebüßt.
    Er vergaß Herzog Krude und die ganze Umgebung, vergaß,

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