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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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Beurteile einen Krieger erst, wenn du ihn kämpfen gesehen hast, sagt der andere. Der erste glaubt, er könne dich schlagen und hätte gern einen Vorwand. Ich würde dir raten, ihm keinen zu geben.«
    »Wie ist es mit den anderen im Raum?« fragte Fortune seinen Partner. »Was denken sie?«
    Er aß die Schüssel leer, sah den Wirt im Küchendurchgang stehen, winkte ihm und bestellte nach. Norni wollte nichts mehr. Fortune bezahlte seine zweite Portion und bestellte mehr Bier.
    Statt das Serviermädchen zu schicken, brachte der Wirt das Bier selber. »Zwei Yolars«, sagte er laut, um dann im Flüsterton fortzufahren: »Ich kenne dich nicht, Krieger, und ich will auch nicht wissen, was du hier zu tun hast, aber du wirst länger leben, wenn du sofort gehst. Ich habe das Gespräch der beiden dort drüben mitgehört. Sie wollen dich töten. Sei vernünftig und bleib am Leben – komm ein andermal wieder.«
    Fortune legte eine Goldmünze zu einem halben Krono in die Hand des Mannes. »Ich kaufe deinen Rat, ob ich ihn befolge oder nicht. Das Fleisch ist zu gut, um es ungegessen zu lassen.«
    Webley konnte die Warnung des wohlmeinenden Wirtes nur bestätigen, und Norni war alarmiert. »Laß uns aufbrechen, Herr, ich bitte dich.«
    Ungerührt spießte Fortune einen Fleischbrocken auf. »Ich bin immer noch hungrig«, sagte er und steckte den Bissen in den Mund.
    Das Mädchen stand auf. Bevor er sie zurückhalten konnte, schlug sie ihren Umhang zurück und trat rasch in die Mitte des Raumes. Sie lächelte dem Trommler zu und zuckte in einer sonderbaren Weise mit den Schultern. Seine Finger antworteten mit einem Stakkato. Ihr Körper bog sich, und sie warf ihren Kopf zurück, daß das lange Haar flog. Wieder antworteten die Trommeln.
    Norni begann zu tanzen.
    »Warum?« wollte Fortune wissen. »Was soll das?«
    Webley konzentrierte sich eine Weile, dann erklärte er: »Um zu verhindern, daß sie dich erschlagen. Sie will jedenfalls kein Risiko eingehen. Sie kennt sich aus und weiß, wann es brenzlig wird.«
    »Es gibt einen Unterschied zwischen Vorsicht und Feigheit.«
    »Du solltest diese Leute nicht unterschätzen«, zischelte Webley. »Sie würden keinen Augenblick zögern, dich hier im Lokal umzubringen. Sie sind heute morgen ohnehin übelgelaunt, weil sie einen Kater haben. Nornis Tanz hat sie jetzt auf andere Gedanken gebracht, aber der eine überlegt sich gerade, daß es eine gute Idee wäre, dich trotzdem zu töten, weil er dann das Mädchen nehmen könnte.«
    »Web, du machst dir zu viele Sorgen. Hier im Wirtshaus sind wir sicher. Vor all diesen Zeugen würden sie keinen Mordversuch wagen.«
    »Diese beiden sind höhergestellt als jeder andere im Raum. Die Zeugenaussagen von zwanzig Leuten gegen diese beiden würden nichts bedeuten. Die mächtigste Verbündete, die wir hier haben, o mächtiger Rächer, ist ein kleines hilfloses Tanzmädchen, das sein möglichstes tut, um dir Ärger zu ersparen.«
    Du hast eine zu Herzen gehende Art, Web, dachte Fortune, spießte sich ein neues Stück Fleisch und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Tanz seiner Helferin.
    Das Mädchen war eine geübte Tänzerin. Sie hatte den Umhang von ihren Schultern genommen und benützte ihn als Cape, wirbelte ihn durch die Luft und führte ein kokettes Versteckspiel vor. Wechselnde Trommelrhythmen führten ihren Körper von langsamen Wellenbewegungen zu wilden Ausbrüchen ekstatischer Leidenschaft. Bier wurde schal, während die Gäste ihren Tanz beobachteten. Auch Fortune war gefesselt. Nur Webley schien von der Vorstellung unberührt.
    Und ein anderer.
    Webley sah den kleinen Mann langsam an der Wand entlanggehen. Er bewegte sich unauffällig wie ein Schatten. Der Symbiont goß mehr Protoplasma in das Auge, das er auf Fortunes Schulter geformt hatte. Es hatte ihm schon immer Spaß gemacht, einen richtigen Professionellen bei der Arbeit zu sehen, und er schärfte seinen Blick, damit ihm nichts entginge.
     
    *
     
    Für Llandro war es wie in den guten alten Zeiten; die Gelegenheit war einfach zu günstig, um sie vorbeigehen zu lassen. Dieses Mädchen sah nicht nur so aus, sie tanzte auch wie … wie war ihr Name gewesen? Kronos hatte drei oder vier Jahre regiert – er, Llandro, war damals ein junger Mann gewesen, und er hatte mit diesem Tanzmädchen zusammengearbeitet, dieser … Norni? Ah, ja. Norni. Natürlich waren sie immer getrennt in die Wirtshäuser gegangen, und während Norni getanzt und die Menge geglotzt hatte, hatte er seinen Teil der

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