Die goldene Göttin
an, sagte aber: »Mein Herr hat bereits meinen Wein gekauft.«
Der Offizier blickte durch den Raum zu Fortune, der zurücklächelte.
»Du machst ihm Ehre. Möge er sie verdienen.«
»Danke«, murmelte sie und wandte sich ab. Sie ging zum Trommler, gab ihm einen der beiden Goldkronos und kehrte an Fortunes Tisch zurück. »Hast du ihn gehört, Herr?« flüsterte sie.
»Jedes Wort. Und ich bin ganz seiner Meinung. Der Mann hat offenbar einen Blick für Talente.«
»Wir sollten jetzt gehen, Herr«, drängte sie, »bevor ihre Stimmung sich ändert.«
»Glaubst du immer noch, daß sie mir etwas tun würden?«
»Das ist so sicher, wie die Sonne im Osten aufgeht.«
»Trink aus«, sagte er lachend. »In einer Minute bin ich zurück.«
Hannibal Fortune stand langsam auf. Er war fast einen Kopf größer als die Männer von Manukronis und sich dessen bewußt. Seine schimmernde Rüstung ließ ihn fast hünenhaft erscheinen. Erst als er über den Boden aus gestampftem Lehm quer durch den Raum marschierte, kam Webley auf den Gedanken, ihn zu fragen.
Höflichkeit, dachte Fortune zu ihm, ist die Essenz der Diplomatie.
Die Entfernung war kurz; Fortune machte vor den beiden Offizieren halt, die ihr Erstaunen mit gleichgültigen Blicken tarnten.
»Werte Herren!« sagte Fortune und nickte ihnen nacheinander zu. »Ihr habt meinem Mädchen Wein angeboten. Sie hat ihn abgelehnt, weil sie meine Mißbilligung fürchtete. Aber ich bin kein Mann, der sich über Kleinigkeiten ärgert. Erlaubt mir, gute Herren, daß ich statt dessen jedem von euch ein Glas Wein kaufe.«
Sofort veränderten sich ihre Mienen. Der jüngere Wächter wollte sich aufplustern, aber der andere brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und lächelte Fortune kalt an.
»Krieger«, sagte er bedächtig, »machen gern Witze. Weil du offensichtlich ein Ausländer bist, gebe ich dir Gelegenheit, dein großzügiges Angebot zurückzuziehen, denn ich bezweifle, daß du dafür geradstehen könntest. Hier sind vierzehn von uns, und du bist allein.«
Das freundliche Lächeln blieb auf Fortunes Lippen, während sein Verstand versuchte, ihre sonderbare Reaktion mit seinen geringen Kenntnissen manukronischer Sitten in Einklang zu bringen. Er hatte sich bemüht, soviel zu lernen, daß er sich frei unter den Einheimischen bewegen konnte. Was für einen obskuren Brauch hatte er übersehen? Die Zeit reichte nicht, um Webleys Bericht über die Gedankengänge der Offiziere abzuwarten. Die Wächter harrten seiner Antwort.
Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. Er hatte gesagt, daß er jedem von ihnen ein Glas Wein kaufen wolle. Der andere hatte es offenbar so aufgefaßt, daß Fortune alle im Raum anwesenden Wächter freihalten wollte, und hatte seine Zweifel, ob der Ausländer die Summe bezahlen könne.
»Keine Sorge, Ihr guten Herren«, versicherte er ihnen. »Meine Großzügigkeit ist kein Witz, und ich werde mit Freuden dafür geradestehen. Ich bezahle jedem Wächter in diesem Raum ein Glas Wein!«
Außer einem unterdrückten Schreckensschrei Nornis blieb es drei unheilschwangere Sekunden lang vollkommen still im Raum.
Der ältere Offizier erhob sich. »Bete, Fremder«, sagte er voll Verachtung, »daß dein Schwert stärker sei als der Gestank aus deinem Maul!«
»Jetzt hast du deinen Kampf, Rächer!« höhnte Webley.
Fortune zog sein Schwert gleichzeitig mit den beiden Offizieren. Es gab ein momentanes Durcheinander, als Zivilisten sich in Sicherheit zu bringen suchten und zum Ausgang drängten, während die zwölf Soldaten ihren Anführern zu Hilfe eilten. Fortune wußte, daß seine Körperpanzerung ihn gegen Bronzeschwerter hinreichend schützte, aber er mußte selbst zusehen, daß keines der vierzehn Schwerter seine Arme abhackte oder sein Gesicht zerschlug.
Wie im letzten Kampf warnte Webley ihn vor Angriffen im Rücken oder von den Seiten, während Hannibal Fortune wie ein Berserker um sich schlug. Sein Schwert schien überall zugleich zu sein, und es durchdrang die einheimische Panzerung, als ob sie aus Pappe wäre.
Norni, die dem Handgemenge anfangs in ungläubiger Verblüffung zugesehen hatte, sprang nun auf einen der ersten Gefallenen zu und entriß ihm sein Schwert. Mit beiden Händen ausholend, schlug sie es seinem nächsten Kameraden auf den behelmten Kopf. Der Mann fiel zu Boden, nicht tot, aber ohnmächtig.
Von ihrem Erfolg beflügelt, suchte sie ein neues Ziel und probierte dieselbe Methode noch einmal, aber eine Bewegung des Opfers ließ den
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