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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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Arbeit geleistet und war verschwunden, bevor sie ihre Vorstellung beendet hatte. Später hatten sie die Einnahmen dann geteilt, das Mädchen und er. Zwei Abende in der Woche hatten sie so gearbeitet, und das war für ein bequemes und angenehmes Leben genug gewesen.
    Llandros Füße waren so leise wie in den alten Tagen, seine Augen so scharf und seine Finger nach siebzehn Jahren zusätzlicher Praxis womöglich noch gewandter. Er arbeitete schnell und unbemerkt. Bedauernd überging er drei fette Geldbeutel, die in griffbereiter Nähe hingen, denn er wußte nicht mehr, wo er sie unterbringen sollte. Er ging langsam weiter, wieder dem Ausgang zu, aber bevor er dort anlangte, zögerte er seinen Abgang hinaus. Die tanzende Gestalt zog seinen Blick wie ein Magnet an.
    Bei Nodiesop! Die Ähnlichkeit war unheimlich. Aber es konnte nicht sein. Ausgeschlossen. Norni mußte inzwischen über vierzig sein … fett, schwabbelig, vielleicht die Frau eines reichen Herdenbesitzers oder Landadeligen, denn das war immer nach ihrem Geschmack gewesen; nie hätte sie sich herabgelassen, einen Mann aus ihren eigenen Kreisen zu heiraten. Wahrscheinlich auch einen ganzen Stall voller Bälger, inzwischen. Llandro runzelte die Stirn. Könnte das ihre Tochter sein?
    Das Mädchen, wer immer sie war, war als Tänzerin kein bißchen schlechter als die andere. Llandro lächelte und bewunderte sie gemeinsam mit den anderen Männern. Warum sollte er es versäumen? Seine Arbeit war getan, und er war nahe genug beim Ausgang, um rechtzeitig zu verschwinden. Die Leute hatten heutzutage mehr Geld – die Einnahmen aus sechs oder sieben Geldbeuteln waren bei weitem besser als aus einem Dutzend in früheren Jahren. Er überlegte. Eine neue Partnerschaft? Ein paar Monate würden genügen, um …
    Nein. Warum den Ehrgeiz auf Geld beschränken, wenn es was zu stehlen gab, das für ihn von weit höherem Wert war? Noch nach Generationen würde man von Llandros Wagemut berichten. Den größten Dieb aller Zeiten vergaß man nicht. Das Opfer würde der König selber sein, und war die Tat einmal vollbracht, wäre sogar der große Kronos machtlos, unfähig zur Vergeltung.
    Warum sollte sich ein so ehrgeiziger Dieb mit Kleinigkeiten wie Geld abgeben?
    Aber er mußte sie langsam an die Sache heranführen, sie für den großen Schlag vorbereiten. Darin lag ein Risiko; ein großes Risiko. Und was würde sie verlangen, wenn sich die Sache auszahlte?
    Sobald er die Beute dieses Morgens in Sicherheit hätte, könnte er zurückkehren und sie nach ihrer Mutter fragen. Von jemand mußte sie diese Art zu tanzen gelernt haben, wenn auch vielleicht nicht von seiner Norni, trotz der Ähnlichkeit. Fragen konnte nicht schaden.
    Schattengleich bewegte sich Llandro zur Tür und hinaus.
     
    *
     
    Webley verlagerte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Partner, der seine Gedanken von seinen Augen zu trennen bemüht war und nicht viel Glück damit hatte. Norni war einfach so, daß ein Mann sie nicht ignorieren konnte. Die Trommeln hörten auf, Begleitung zu sein; es war ihr Körper, der die Musik machte.
    Sie bewegte sich langsam gleitend durch den Raum, umkreiste die freie Fläche in seiner Mitte, und vor jedem, der am Rand des inneren Kreises saß, lächelte sie und tanzte einen Moment für ihn allein, während die Trommelschläge wie leise Echos seines beschleunigten Pulses waren. Fortune sah, daß jeder eine Münze in der Hand hielt, und bevor sie sich weiterbewegte, streckte einer nach dem andern seinen Arm aus und steckte die Münze in die Geldbörse an ihrem Gürtel. Manche hatten nur zwei Yolars zu geben und ließen die Münzen schnell und verschämt im Beutel verschwinden. Einige machten eine kleine Schau daraus, einen halben Goldkrono zu spendieren. Die beiden Offiziere hatte sie bis zuletzt aufgespart; beide gaben einen ganzen Krono, wie sie es ihrem gehobenen Status schuldig zu sein schienen. Vor ihnen vollführte sie das Finale ihres Tanzes mit immer kürzeren Bewegungen und in immer langsamerem Tempo, von einzelnen, leiser werdenden Trommelschlägen begleitet, bis sie endlich zur Statue erstarrte.
    Fortune hatte noch nie manukronischen Applaus gehört und erschrak. Kein Klatschen, Brüllen oder Füßestampfen, keine Pfiffe – nur ein kollektives Stöhnen und Seufzen, wie man es vielleicht am Ende einer wahrhaft befriedigenden Mahlzeit von sich geben würde.
    »Gut gemacht, Mädchen«, sagte einer der Offiziere. »Setz dich. Ich kaufe deinen Wein.«
    Norni lächelte ihn

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