Die goldene Königin
Seid Ihr die Dame? Ich nehme Eure Dame.«
»Nein, Seigneur! Ihr nehmt nichts. Schach und matt.«
AnschlieÃend wünschten Villecoeur und Melville ihnen eine gute Nacht und verlieÃen sie.
»Ich werde heute Nacht über eine Lösung für Eure Abreise nachdenken und sie Euch morgen mitteilen. In der Zwischenzeit, schlaft gut, Mathilde.«
Ein Knecht kam, um den Salon zu reinigen und zu verschlieÃen, und eine junge Dienerin brachte Mathilde in ihr Zimmer. Hübsch, zierlich und fröhlich, machte sie einen Knicks für Seigneur des Baux, bevor sie den Salon zusammen mit Mathilde verlieÃ.
»Dürfte ich ein Bad nehmen?«, erkundigte Mathilde sich bei der jungen Dienerin.
»Ich werde es Euch vorbereiten. Danach werdet Ihr schlafen wie ein Kind.«
Es war ein wundervoller Moment. Das schäumende Wasser lief sanft über ihre Haut und gab ihr ein Gefühl von Wohlbehagen, von Trost, fast von einer Versöhnung mit dem Leben. Es schien ihr, dass die Erinnerung an die Nacht ihrer Qual langsam verblasste, jedoch eine Narbe hinterlassen würde, die sich nicht wegwischen lieÃ.
Lachend und fröhlich plappernd, parfümierte Marion sie ein, trocknete sie ab und brachte sie sogar in das groÃe Bett mit den blauen Vorhängen. Das Zimmer erschien ihr prächtig. Sie verschwand unter den frischen, sauberen Laken, während Marion hinausging und sie bat, sie jederzeit zu stören, falls sie etwas benötige.
Trotzdem konnte sie nicht gleich einschlafen. Zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Und zu viele Männer! Der junge Louis de Longueville beunruhigte sie sicher nicht, aber sie stellte sich ihn als normalen, glanzlosen Ehemann vor. Er war die Art Ehemann, dem sie entkommen wollte und in den sie sich nie verlieben würde. Gott! Würde sie gleich nach ihrer Rückkehr aus Florenz heiraten müssen?
Die kurze Unterhaltung, die sie mit Seigneur des Baux geführt hatte, hatte sie auf traurige Weise an François erinnert. Aber würde sie ihm mit geschlossenen Augen, Hand in Hand, bis ans Ende der Welt folgen? Nein! Unter seiner freundlichen, edlen Erscheinung glich er den anderen.
Sie versuchte, ihn zu vergessen, indem sie das finstere Bild von Hieronymus heraufbeschwor. Diesen Mann mit der dämonischen Aura, dem sie geglaubt hatte und der sich ihr gegenüber als Monster erwiesen hatte.
Mathilde vergoss eine Träne der Wut. Sie hatte gemeint, in der Frische des Bades alles vergessen zu haben, dabei hatte sie nichts vergessen. Sie fühlte sich deutlich zu jung, als dass diese traurige Erfahrung ihr als Lektion gedient hätte. Hätte sie diesen Mann akzeptiert, wenn die Duchesse dâAlençon ihr Hieronymus als möglichen Gatten vorstellte?
Wenn er ihr wenigstens gegeben hätte, wonach sie sich sehnte! Ein paar tröstende Worte über ihren Vater. Mathilde hätte den Rest verdrängt. Wie viele Frauen mussten mit Männern leben, die sich beim Liebesakt als egoistisch, selbstgefällig, brutal oder sogar grausam erwiesen. Das war ihr bewusst, und sie lächelte bei der Vorstellung, dass Valentine mit ihrem braven, sanften und geduldigen Nicolas eine solche Schändlichkeit nie erfahren musste.
Da sie nicht schlafen konnte, stand sie auf und ging in den Garten. Als ihr der Duft von Lavendel und GeiÃblatt entgegenwehte, zitterten ihre Nasenflügel. Sie ging ein paar Schritte und spürte die wohltuend frische Nachtluft. Dann entfernte sie sich vom Haus und folgte ein paar Pfaden in die Tiefe des Gartens.
Eine Steinbank bot Gelegenheit für eine kleine Rast in reizvoller Umgebung. Sie setzte sich und atmete tief ein. Gegenüber standen Sträucher mit roten Rosen. Ihr Duft zog durch die Bäume bis zu den kleinen Büschen neben dem Springbrunnen, dessen leises Plätschern sie vernahm. Sie lieà den Blick weiter schweifen, und plötzlich erschien Bernardin in einer der Alleen, die zu ihrer Steinbank führten. Er kam auf sie zu.
»Bleibt«, sagte er. »Diese Schachpartie hat uns ein wenig aufgewühlt. Atmen wir den Rosenduft ein. Es sind die schönsten Blumen des Gartens.«
Er pflückte eine Rose, entfernte die Dornen und reichte sie Mathilde. Sie nahm sie und atmete den Duft ein. Dann setzte sich Bernardin ebenso vorsichtig, wie er den Stängel der Rose abgebrochen hatte, neben sie, wobei er sorgsam jede Berührung vermied.
»Ich werde nicht bis morgen warten, um Euch meine
Weitere Kostenlose Bücher