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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Antwort bezüglich Eurer Reise mitzuteilen. Ich habe entschieden, dass eines meiner Boote Euch in Pisa absetzen wird. Von dort müsst Ihr nur noch ungefähr hundert Wegstunden zurücklegen, um nach Florenz zu gelangen. Mit Eurem Pferd wird Euch das nicht schwerfallen.«
    Sie wollte den Zauber nicht durch eine Antwort zerstören. So fuhr er fort:
    Â»Leider kann ich Euch nicht persönlich begleiten. Aber glaubt mir, Mathilde, selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Die Versuchung wäre zu groß.«
    Â»Welche Versuchung?«, fragte sie unschuldig.
    Â»Ach! Stellt Euch nicht dumm. Das passt nicht zu Euch!«
    Er zog sein Wams aus und legte es ihr zärtlich um die Schultern.
    Â»Das ist das zweite Mal«, murmelte er und sah ihr tief in die Augen. »Aber heute ist Eure Mutter nicht da, um es Euch wegzunehmen und mir zurückzugeben.«
    Â»Ich gebe es Euch selbst gleich wieder, Bernardin.«
    Â»Nein! Morgen, wenn Ihr mich verlasst. Behaltet es bis dahin.«
    Er sah sie an, und sie bemerkte ein lustvolles Leuchten in seinen Augen. Sollte sie es beenden?
    Â»Nein!«, sagte sie schnell. »Nein. Ich will nicht, dass es eine Versuchung zwischen uns gibt. Ich werde jetzt zurückgehen.«
    Er hielt sie an der Hand zurück.
    Â»Lasst mich Euch nur einmal küssen. So behalte ich Euren Geschmack auf meinen Lippen zurück, wenn ich Euch aufs Meer hinausschicke.«
    Er neigte sich zu ihr, doch sie wich zurück und blickte ihn ängstlich an.
    Â»Das ist unmöglich, Bernardin.«
    Â»Warum? Ich bitte Euch nur um einen Kuss.«
    Â»Wenn das der Preis ist, den Ihr für Euren Dienst von mir verlangt, werde ich ihn nicht annehmen. Ich kehre gleich morgen zum Hafen zurück, um eine andere Lösung zu finden.«
    Â»Auf keinen Fall, ich bitte Euch. Nehmt mein Boot.«
    Â»Ohne Gegenleistung?«
    Â»Ohne.«
    Er lächelte, und in seinen Augen zeigte sich das charakteristische ironische Blitzen.
    Â»Verübelt mir nicht, dass ich es versucht habe.«
    Â»Ich nehme es Euch nicht übel.«
    Mit der Rose zwischen ihren zarten weißen Fingern stand sie langsam auf. Sie führte sie an ihre Nase und atmete lange den Duft ein.
    Â»Gehen wir zurück«, sagte sie.
    Er folgte ihr und begleitete sie bis vor ihre Zimmertür. Dort zog sie das Wams aus.
    Â»Ich gebe es Euch lieber jetzt zurück.«
    Â»Wie Ihr wollt. Haltet Euch bei Morgengrauen bereit, Mathilde. Boote verlassen den Hafen stets zu früher Stunde. Mein alter Oberbootsmann wird sich um Euch kümmern. Ihr könnt ihm vertrauen.«
    Bevor er sie verließ, hielt er einen Augenblick ihren Arm und sagte:
    Â»Schreibt einen Brief an Eure Mutter. Ich sende einen Boten, der ihn gleich morgen zu ihr bringt. Ich nehme an, wenn Euer Geld nicht reicht, um Eure Reise zu bezahlen, wird es kaum für einen Boten genügen. Ich glaube aber, dass sie sich um Euch sorgt.«
    Mathilde blieb stehen. Seine Aufmerksamkeit und sein Feingefühl trafen sie direkt ins Herz. Er verneigte sich vor ihr und verabschiedete sich.
    Â»Adieu, Mathilde! Ich werde morgen vor Euch aufbrechen. Vielleicht sehen wir uns ein drittes Mal, wenn Ihr wieder ein paar Jahre älter seid.«
    Â»Vielleicht. Adieu, Bernardin!«
    Sie wich ein paar Schritte zurück und lehnte sich gegen die Zimmertür. Er betrachtete lange ihr Gesicht, ließ den Blick über ihre zarte Gestalt gleiten, und da er nichts mehr zu sagen hatte, ging er.
    Â»Bernardin!«, rief sie hinter ihm her.
    Erstaunt wandte er den Kopf und kam zu ihr zurück. Da hob sie ihm ihr Gesicht entgegen und legte ihre Lippen auf seine. Er schloss sie zärtlich in die Arme und hielt sie fest. Ohne jede Gewalt. Sie spürte, wie seine Lippen an ihren bebten. Genau wie die des Königs, als sie mit Valentine das Zwillingsspiel gespielt hatte.
    Warm und bebend vereinigten sich ihre Lippen. Aber es war ein kurzer Kuss, dann lösten sie sich voneinander.
    Einen Augenblick lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter.
    Â»Danke«, flüsterte sie. »Danke, Bernardin, ich glaube, Ihr habt mich mit den Männern versöhnt. Ich werde versuchen, einen Mann zu finden, der Euch ähnlich ist, zumindest wenn ich keinen wie den König finde.«

17.
    Am folgenden Morgen war Bernardin abgereist. Alles wurde mit äußerster Schnelligkeit und Präzision auf den Weg gebracht. Mathilde blieb keine Zeit, ihren Gedanken und Ängsten

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