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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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schöne Steinhäuser aneinander, in denen die Notabeln und Adligen residierten.
    Hinter den Häusern erstreckten sich große Gärten. Sicher nicht hinter allen, aber das des großen Kapitäns verfügte gewiss über eine prächtige Parkanlage.
    Schließlich hielt das kleine Gefolge vor dem quadratischen Hof eines großen Hauses aus grauem Stein.
    Diesmal konnte Seigneur des Baux die Anwesenheit von Mathilde nicht mehr ignorieren, und sie musste schnell eine Erklärung finden, weshalb sie ihm so beharrlich gefolgt war.
    Hoch zu Ross hielt er die Wachen zurück, die dem jungen Mädchen den Weg versperren wollten, obwohl sie längst begriffen hatten, dass der Kapitän ihr Eingreifen nicht wünschte. Und während seine Eskorte sich eifrig anschickte, den Stallburschen die Pferde zu übergeben, kam er auf Mathilde zu, die noch immer auf Fildor saß, und schenkte ihr ein offenes, natürliches Lächeln:
    Â»Mir scheint, ich kenne weder Euch noch Euer prächtiges Pferd.«
    Â»Fildor ist ein Geschenk des französischen Königs. Er hat ihn mir zum vierzehnten Geburtstag geschenkt, und zum achten habe ich von ihm ein Pony erhalten.«
    Â»So!«, erwiderte Bernardin, »Ihr gehört also zum Gefolge von François I.?«
    Â»Nicht ganz. Ich gehöre zum Gefolge seiner Schwester, der Duchesse Marguerite. Aber das ist einerlei. Die Duchesse d’Alençon verlässt den königlichen Hof nur selten.«
    Erneut fiel der Blick des Kapitäns auf Fildor.
    Â»Das ist ein wundervolles Pferd, Dame. Ein echtes Paradepferd.«
    Er lächelte, weil er sie »Dame« genannt hatte, obwohl sie gerade einmal fünfzehn oder sechzehn Jahre alt war. Ein junges Mädchen, kaum der Jugend entwachsen, in dessen Blick jedoch etwas Kühnes und Unerschrockenes aufblitzte, das ihm nicht entging.
    Â»Wir sind uns bereits begegnet, Seigneur. Bei den königlichen Feierlichkeiten, die anlässlich der Rückkehr des Königs aus Italien in Lyon abgehalten wurden.«
    Â»Ach, das ist lange her!«
    Â»Nicht für mich, Seigneur, ich erinnere mich an diese Feierlichkeiten, als wären sie gestern gewesen.«
    Nun sprang Bernardin von seinem Pferd und grüßte sie mit einer tiefen Verbeugung.
    Â»Jetzt erinnere ich mich.«
    Er reichte ihr seine große, breite Hand. Auf seinem Zeigefinger saß ein dicker Ring, auf dem ein Grünfluss glänzte. Mathilde betrachtete einen Augenblick die Hand, die elegant aus dem Ärmel seines schwarzen, mit Silberfäden durchwirkten Wamses aus Seidenbrokat lugte. Wie grausam der Himmel war! Diese traurige Vergewaltigung führte dazu, dass sie alle Männer fürchtete, sogar jene, die sich so elegant und freundlich wie Seigneur des Baux zeigten. Dieser Gedanke verstärkte ihren Wunsch, niemand anders als den König zu lieben.
    Â»Möchtet Ihr nicht absteigen?«, schlug der große Kapitän in liebenswürdigem Ton vor.
    Sie hob anmutig ein Bein, stellte das andere in den Steigbügel und griff im Sprung die dargebotene Hand des Kapitäns.
    Â»Ihr habt mich über diesen Prinzen der Renaissance in Kenntnis gesetzt.«
    Â»Ich erinnere mich. Der Gefangene von François I.«
    Â»Er hieß Maximilien Sforza.«
    Als die Wachen sahen, dass sie nicht mehr gebraucht wurden, entfernten sie sich.
    Â»Das ist richtig«, stimmte der Kapitän zu, »aber sind wir uns nicht noch ein zweites Mal begegnet?«
    Mathilde errötete.
    Â»Ihr seid auf einer Treppe aufgetaucht und wart sehr aufgeregt.«
    Doch die Scham des jungen Mädchens verflog schnell, und während sie antwortete, sah sie Seigneur des Baux fest in die Augen:
    Â»Ihr hattet recht, als Ihr bemerktet, dass unsere Begegnung weit zurückliege. Ich war ein junges Mädchen und habe mich Euch sehr …«
    Â»Nackt gezeigt.«
    Sie lächelte etwas zweideutig, fast provokant. Aus ihren Augen sprühten Funken.
    Â»Möchtet Ihr mich verunsichern, Seigneur des Baux?«
    Â»Keineswegs! Ich wollte Euch nur daran erinnern, falls Ihr es vergessen haben solltet, dass ich Euch mit meinem Wams bedeckt habe.«
    Â»Und dass meine Mutter genau in dem Augenblick gekommen ist, um es Euch zurückzugeben.«
    Er fing an zu lachen.
    Â»Ich meinte damals in ihren Augen etwas Grimm erkannt zu haben.«
    Â»Ãœberhaupt nicht. Sie war Euch dankbar.«
    Er griff mit der einen Hand die Zügel von Fildor, mit der anderen

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