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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Die Nasenflügel seiner platten roten Nase weiteten sich, und in seinen teigigen Wangen erschien ein Grübchen, das die anderen zu verhöhnen schien. Seine Aufmachung wirkte sonderbar: über sein edles Wams hatte er einen kurzen Umhang aus grobem Stoff gelegt, wie es etwa niedere Mönche trugen.
    Der Apotheker war groß und mager. Beim Sprechen traten seine Wangenknochen hervor, und seine dichten schwarzen Brauen schienen ein wesentlicher Bestandteil seiner dunklen forschenden Augen zu sein. Die schmalen Lippen unter seiner Hakennase waren kaum zu sehen.
    Als die Wirtin ihn mit ihrem kräftigen Arm aufhielt, lachte der Anwalt kurz auf, setzte sich aber sogleich wieder hin. Sein Begleiter, der Apotheker, gab ihm ein kaum merkliches Zeichen und begann erneut zu trinken.
    Â»Wirtin«, sagte Marguerite, »seid so freundlich und gebt uns zusätzlich ein bequemes Lager für das Kind, das bei uns ist.«
    Die Wirtin nickte lächelnd, und Marguerite erklärte an ihre neue Begleiterin gewandt:
    Â»Prinzessin Charlotte ist die älteste Tochter meines Bruders. Sie ist ein freundliches Kind, das keinerlei Schwierigkeiten berei ten wird. Ihr werdet sie künftig sicher noch besser kennenlernen.«
    Es war kaum zu übersehen, dass die junge Comtesse sich nicht wohlfühlte. Dennoch sah sie Marguerite ohne jegliche Scham in die Augen.
    Â»Ich lasse Euer Gepäck nach oben bringen«, verkündete die Wirtin würdevoll, »und bereite Euch ein hervorragendes Abendessen. Ihr werdet sehen, wie gut Euch das schmeckt.«
    Â»Ist der König noch nie in Eurem Hotel abgestiegen?«
    Â»Der Tag, an dem er hier absteigt, Dame la Duchesse, ist von Gott gesegnet. Ich wäre hocherfreut, wenn Ihr ihm nur das Beste erzähltet.«
    Â»Wir werden sehen. Bereitet uns in der Zwischenzeit ein gutes Zimmer, das uns diese unangenehme Reise vergessen lässt.«
    Anwalt und Apotheker, die nun deutlich lauter sprachen, zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die Wirtin hatte sie verlassen und machte sich in der Küche zu schaffen.
    Das Mahl duftete verlockend und schmeckte köstlich. Es gab Blätterteigpasteten, kalten Fisch, Braten, wohlriechende Cremes und dazu einen guten Wein von der Loire. Françoise de Châteaubriant aß sehr wenig, dafür tat sich ihre Zofe an den Speisen umso mehr gütlich.
    Â»Nehmt Ihr nicht von dieser hervorragenden, mit Champignons gespickten Ente?«, fragte Marguerite und hielt, wie es sich gehörte, ein Stück Fleisch zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger. »Dieses Fleisch ist einfach köstlich.«
    Sie sah der jungen Frau tief in die Augen.
    Â»Darf ich Euch Françoise nennen?«
    Â»Selbstverständlich.«
    Françoise betrachtete den knusprigen saftigen Entenflügel, den Marguerite ihr reichte, und lehnte mit einem zurückhaltenden Lächeln höflich ab.
    Die Gespräche zwischen den Frauen drehten sich um Banalitäten. Ninon und Catherine unterhielten sich und lachten über ihre verdreckten Kleider.
    Â»Wie alt ist das Mädchen in Begleitung der Duchesse?«, erkundigte sich Ninon, während sie sich einen Löffel Brombeermarmelade in den Mund schob, die sie mit etwas Wein aus der Touraine beträufelt hatte.
    Â»Sie wird fünf«, antwortete Catherine.
    Â»Sie scheint freundlich und brav zu sein.«
    Â»Sie wird uns heute Nacht keine Scherereien bereiten. Sie ist ein folgsames und sehr kluges Kind.«
    Catherine streckte ihrer Begleiterin ihr Gesicht entgegen und nahm würdevoll wie eine Dame bei Hofe einen Löffel Konfitüre von Ninon an.
    Derweil kehrte ein weiterer Gast von den Ställen zurück. Es handelte sich um den Baron de Bourdeille. Als er das Gasthaus betrat, wehte eine Windböe einen Schwung Regen mit herein.
    Â»Zum Teufel!«, grummelte er.
    Das Abendessen endete mit wachsendem Lärm, da Anwalt und Apotheker nun die Karten offen auf den Tisch legten und wiederholt laut betonten, dass sie sich weigerten, das Essen zu bezahlen.
    Â»Schreibt es auf, meine Gute«, bestimmte der Apotheker.
    Â»Ich wusste es«, tobte die Wirtin. »Ich wusste es. Deshalb haben Euch weder meine Pasteten noch meine Poularde, weder meine kandierten Äpfel noch mein Honigkuchen gemundet.«
    Â»Beruhigt Euch, Wirtin. Wir kommen wieder und bezahlen alles. Vielleicht werden wir Euer Essen erneut zu schätzen wissen.«
    Â»Ihr kommt wieder! Ihr kommt wieder! Und wann? Wollt Ihr mir das

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