Die goldene Königin
heftigen Verlangen geschuldet, die hohe Position der Ersten Mätresse einzunehmen?«
Françoise errötete in der Dunkelheit und zögerte einen Augenblick mit ihrer Antwort.
»Der König legt mir gegenüber keine Zurückhaltung an den Tag. Euer Bruder bedrängt mich fortwährend, Duchesse.«
»Ich weië, murmelte Marguerite. »Er begehrt Euch seit Jahren.«
Sie wagte nicht, ihr zu sagen, dass sie ihm unzählige Male geholfen hatte, Gedichte zu verfassen, mit denen er sie verführen wollte.
»Ich tadele Eure fortwährenden Zurückweisungen nicht. Ganz im Gegenteil. Glaubt mir. Ich weiÃ, dass Euch der Bund der Ehe mit dem Comte de Châteaubriant verbindet und dass Eure Entscheidung, die überstürzt erscheinen mag, in Wahrheit wohlüberlegt sein muss.«
»Mein Gatte hat die Beförderung angenommen, die ihm der König angeboten hat.«
»Das Kommando über die Mailänder Truppen?«
Sie errötete erneut, unterdrückte es jedoch nicht, da Marguerite es ohnehin nicht sehen konnte, dann nickte Françoise.
Sie hatten noch nicht die Lampen gelöscht. Françoises lange schwarze Haare glänzten auf ihren runden Schultern, die das Hemd entblöÃte. Marguerite fuhr fort:
»Françoise empfindet tiefe Zuneigung für die Königin. Sie ist eine sanfte, unscheinbare, ängstliche Frau, und Ihr werdet ihre Freundlichkeit und ihre Intelligenz schätzen. Sie wird Euch niemals Kummer bereiten und wird Euch Eure Position nicht übel nehmen, wenn Ihr ihr gegenüber Taktgefühl beweist.«
Françoise schwieg und wartete, dass Marguerite weitersprach.
»Er braucht jedoch eine Dame des Herzens. Ihr habt sicher Gerüchte von seinen unzähligen Abenteuern gehört. Sie haben allerdings nie lange gedauert. Es ist das erste Mal, dass er ein völlig anderes Bedürfnis verspürt.«
Sie merkte, wie sich Françoises Körper anspannte.
»Haltet ihm also nicht seine zahlreichen Torheiten vor, denn in Wahrheit hat er sich noch nie verliebt.«
»Ach!«, bemerkte die Comtesse de Châteaubriant nur.
SchlieÃlich blies Marguerite ihre Kerze aus.
»Bis zu dem Tag, als er Euch auf meiner Hochzeit bemerkt hat. Und Euch etwas später bei den Feierlichkeiten in Chenonceau wiedergesehen hat.«
»Wir haben uns bei vielen Gelegenheiten wiedergesehen, Duchesse, aber Ihr wart nicht immer dabei.«
»Das ist richtig. Und ich weiÃ, dass Ihr in den Augen des Königs wie ein strahlendes Licht unter den anderen Frauen hervorstecht.«
»Der Hof ist voll von jungen schönen Wesen.«
»Ja, aber er will Euch. So ist es. Ihr sollt seine ständige Mätresse sein.«
Ratlos oder schlicht verwirrt von diesem nun recht bestimmten Ton, blies Françoise energisch ebenfalls ihre Kerze aus.
»Meine Einwilligung, an den Hof zu kommen, bedeutet noch nicht, dass ich zustimme, die offizielle Mätresse des Königs zu werden.«
»Ihr täuscht Euch, Françoise. Es ist ein schwerer Fehler zu meinen, der König lieÃe Euch die Wahl, wenn er Euch auffordert, seine Mätresse zu werden. AuÃerdem wird sich alles so natürlich ergeben, dass Ihr es gar nicht recht bemerkt. Die Würfel sind gefallen. Lasst dem Spiel seinen Lauf.«
Marguerite war in Fahrt. Zwischen ihren zahlreichen klugen Ratschlägen prophezeite sie Françoise:
»Vergesst nicht, dass Ihr dem König überallhin folgt. Ihr ordnet Euch ihm unter, trinkt auf sein Wohl und bezaubert ihn mit Eurem Lächeln und Eurem Charme. Zwischen Euch existieren keine Grenzen. Ihr werdet auch mit ihm das Bett teilen. Mein Bruder gehört nicht zu jenen, die eine Frau zwingen. Er liebt es, sie zu umwerben, zu streicheln, ihnen Komplimente zu machen.«
»Das weià ich.«
»Nun, dann wisst Ihr auch, dass alles ganz von allein gut enden wird.«
»Glaubt mir, das kann ich mir vorstellen!«, gab sie nachdenklich zurück.
»Ihr werdet sehr glücklich sein am Hof von François I. und schon bald seine Freundlichkeit und seine unvergleichliche GroÃzügigkeit zu schätzen wissen. Ihr könnt nur gewinnen.«
Marguerite zog die Tagesdecke zu sich.
»Schlafen wir jetzt und versuchen, eine ruhige friedliche Nacht zu verbringen. Ich stelle beglückt fest, dass Ihr eine junge intelligente Frau seid. Eure groÃe Weisheit wird der Harmonie am Hof des Königs zuträglich
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