Die goldene Königin
verraten?«, fragte die Wirtin. »Ich habe in meinem Gasthaus noch nie Kredit gegeben und werde bei Euch nicht damit anfangen.«
»Wir werden Euch bezahlen, sage ich Euch!«
»Hört«, sagte der Anwalt und strich sich über die feisten Wangen, »berechnet uns Zinsen. Ehrenwort, wir werden sie, ohne zu murren, begleichen.«
Die Wirtin warf ihm einen wütenden Blick zu, dann sah sie zur Tür, durch die der Baron de Bourdeille hereintrat. Die Tür flog auf und drückte den Baron gegen die Wand.
Er rieb sich Arm und Schulter und musste unwillkürlich über die Auseinandersetzung lächeln. Der Baron besaà eine hohe Stirn, über der die Haare bereits zurückwichen. Er lieà seinen Blick durch den Raum gleiten und bemerkte jene, die mit ihrer Schönheit den groÃen Saal des Wirtshauses erfüllte.
Dann entledigte er sich seines dicken, mit Fell besetzten Umhangs und ging mit ausgestreckten Händen auf Marguerite zu.
»Wie habt Ihr Euch verändert, mein liebes Kind. Ich sehe Euch noch als junge Demoiselle von siebzehn Jahren vor mir. Am Tag Eurer Hochzeit auf Château de Blois.«
Er musste fast schreien, um das Kreischen der Wirtin zu übertönen.
»Ihr schuldet mir jeder zwanzig Sols, Messieurs. Ich lasse Euch erst abreisen, wenn Ihr bezahlt habt.«
Gereizt durchsuchte der Apotheker sein Wams und kramte ein paar Münzen hervor.
»Hier, meine Gute, das ist alles, was ich bei mir habe. Den Rest erhaltet Ihr auf meiner nächsten Durchreise.«
Marguerite reichte Baron de Bourdeille die Hand und lächelte.
»Gott!«, sagte sie, »in diesem riesigen Mantel hätte ich Euch nicht wiedererkannt.«
Sie schob mit ihrem schmalen Finger den Rand ihrer grauen Haube zurück.
»Sieben Jahre ist das her!«, rief sie. »Gott, wie die Zeit vergeht. Ist Eure Gattin wohlauf?«
»Sie verbringt eine Zeit in Cauterets, um ihre Nierensteine zu kurieren. Ich werde ihr von unserer Begegnung berichten, Marguerite. Und Eure Mutter?«
Aber ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er leichthin und zufrieden fort:
»Sieben Jahre haben Euch kaum verändert«, murmelte er. »Am Tag Eurer Hochzeit wart Ihr noch fast ein Kind. Pfui! Wie meine Gattin sich amüsiert hat!«
»Für Euren Geschmack etwas zu sehr, Baron«, stellte Marguerite lächelnd fest.
»Das ist richtig, die Baronin besitzt die Gabe, mich bei solchen Feierlichkeiten mit ihren schlüpfrigen Antworten zu verärgern. Donnerwetter! Bei diesen Gelegenheiten vergisst sie jeglichen Anstand.«
Er schüttelte die Ãrmel seines Wamses.
»Ich habe selbstverständlich nicht damit gerechnet, Euch bei diesem schrecklichen Wetter hier anzutreffen.«
Marguerite wandte sich ihrer Begleiterin zu, von der der Baron offenbar nicht mehr die Augen lassen wollte, und sagte:
»Mein Bruder, der König, hat Françoise de Châteaubriant an den Hof gerufen. Ihre Kutschen wurden Opfer des Sturms und des Unwetters. So werden wir gemeinsam zum Hof reisen. Nach Amboise, wo ich meine Mutter besuchen werde, fahren wir weiter nach Blois.«
Bourdeille begann sich langsam aufzuwärmen. Teufel! Es würde schwierig werden, bei diesem Sturm aufzubrechen!
Die unschuldige blonde Marguerite neben der aufreizenden Schönheit von Françoise vernebelte seinen Geist. Der Gegensatz verwirrte ihn. Während die eine wie üblich ruhig und entspannt wirkte, schien die andere nervös und etwas verstimmt zu sein. Die Comtesse de Châteaubriant wusste nicht, wie sie die Unbekümmertheit der Schwester des Königs deuten sollte, die ihr beinahe hemmungslos schien.
»Ist es Euer Zimmer, das uns die Wirtin zur Verfügung stellt, Baron?«, fragte Marguerite.
»Das ist richtig.«
»Seid Ihr nicht ärgerlich, dass der Mangel an freien Zimmern Euch zwingt, früher abzureisen als vorgesehen? Wollt Ihr Eure Abreise nicht auf morgen verschieben?«
»Auf keinen Fall. Und meine Abreise erfolgt keineswegs unter Zwang. Ich überlasse Euch das Zimmer aus freien Stücken. Ich muss nach Cauterets, wo meine Frau diversen Heilkräften überlassen ist.«
»Meine Mutter möchte sich ebenfalls dorthin begeben. Man scheint dort gute Erfolge zu erzielen. Baron, ich danke Euch für Euer Entgegenkommen. Wenn wir eine gute Nacht verbringen, haben wir das vor allem Eurer Freundlichkeit zu verdanken.«
Nachdem Marguerite sich von dem Baron
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