Die goldene Königin
sein.«
19.
Nachdem die schöne Françoise am Hof von Blois untergebracht war und der König endlich ihre Gunst gewonnen hatte, reiste Marguerite in Gesellschaft von Mathilde zurück nach Alençon. Doch dort blieben sie nicht lange. In Abwesenheit der Duchesse und ihres Gatten führte Jean de Brinon das Schloss mit dem ihm eigenen Sachverstand.
An der Spitze von Rat und Armee hatte François keinen engeren Mitarbeiter als den Duc dâAlençon, dem er den Duc de Bourbon und seine Waffenbrüder zur Seite stellte.
Ãberflüssig zu erwähnen, dass Louise noch immer im Schatten ihres Sohnes agierte. François behielt sich allerdings den Bereich Ausgaben vor und war nicht kleinlich. Es kam vor, dass seine GroÃzügigkeit im Hinblick auf den Duc und die Duchesse dâAlençon das Parlament verstimmte. Doch der Charakter des Königs festigte sich von Tag zu Tag, und insbesondere wenn es um seine Mutter oder seine Schwester ging, war der König taub für Kritik.
Selbst am Hof von Blois hieà es, dass der König seinen Schwager nur aus Liebe zu seiner Schwester derart begünstige, denn schlieÃlich brächte er ihm keine groÃe Sympathie entgegen. Gewiss vergaà François bei seinen Belohnungen auch seine Jugendfreunde nicht, denen er täglich neue Ehrenämter anvertraute.
Was Marguerite anging, so sah sie in den Aufmerksamkeiten ihres geliebten Bruders sowohl einen Vertrauensbeweis wie auch eine Auszeichnung. Unterdessen verstärkte sich die Unzufriedenheit mit ihrer Ehe. Immer wieder sah sie sich bei den inzwischen routinemäÃigen Intimitäten mit dem mangelnden Einfühlungsvermögen ihres Mannes konfrontiert.
Abgesehen von Claude, der sanften Königin, die sich überaus zurückhaltend gab, da sie aufgrund einer erneuten Schwangerschaft unter Müdigkeit litt, standen sie nun zu zweit strahlend im Mittelpunkt des Hofs. Seit Françoise de Châteaubriant die offizielle Mätresse des Königs geworden war, sah man sie überall â am Hof und in allen französischen Städten, in denen sich der König aufhielt. Es kam sogar hin und wieder vor, dass der König sich freiwillig zu seiner Mätresse in die Kutsche setzte, anstatt auf seinem Pferd zu reiten.
Zwischen seiner Schwester und seiner Mätresse blieb für Claude, die schwächliche Gattin, die stets damit beschäftigt war, Kinder in die Welt zu setzen, nur noch wenig Raum, obwohl der König sie weiterhin mit seinen nächtlichen Besuchen beehrte.
In dieser Stimmung verlieà das königliche Gefolge Blois, um sich nach Amboise, Chinon, Loches, Chenonceau, Azay-le- Rideau oder Chaumont zu begeben. Fröhlich folgte ein Fest de m anderen, und jeder war eingeladen, sich den Reisen anzuschlieÃen.
Hohe Offiziere, Unteroffiziere, Beamte, Handwerker aller möglichen Gewerke, Finanzpächter, Berater und Personal hoher und unterer Dienstgrade folgten dem König, der den Tross anführte, in groÃem Prunk.
Im Anschluss an diese Reisen, die sich nicht selten über mehrere Monate erstreckten, sorgte Marguerite stets dafür, dass ein oder zwei Botschafter sich eifrig bemühten, Louise einzuladen.
Nach und nach fand der König Gefallen an der Anerkennung des Volkes. Seine Freude wurde legendär. Es hieÃ, François sei ein Reisekönig, ein wandelnder Monarch, der gern mit einem unglaublich groÃen Tross umherziehe.
In der Tat verlangte der König, der keine Einschränkungen mochte, nach seinem ganzen Hofstaat. Abgesehen von seiner Familie brauchte er zwingend seine Hofschranzen, seinen Verwaltungsrat, seine Mundschenke und Küchenchefs, denn er wollte im Verlauf der Reise auf keinen Fall auf Feste oder Jagden verzichten.
Es folgten Möbel, Tapisserien, Geschirr, seine prächtigsten Kleider, seine Hunde und Lieblingstiere, zu denen sein Papagei, sein Affe und ein zahmer Reiher gehörten.
Häufig waren die Routen geplant, manchmal wurde jedoch auch improvisiert. Und wenn es warm und sonnig war, aà und schlief man unter freiem Himmel, am Waldrand oder am Ufer eines Flusses.
Bei diesen Gelegenheiten, die sich selbstverständlich nur mitten im Sommer und bei schönem Wetter ergaben, rollte man die Teppiche auf den Wiesen aus und hängte Wandbehänge und Tapisserien in die Bäume. Zwischen der prunkvollen Dekoration fanden sich auch zahlreiche Millefleurs aus den Werkstätten von Alix, worauf Mathilde
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