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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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stets hinwies. Man feierte mit einem ungeheuren Lärm, der vielfach den eines Volksfests überstieg.
    Bei diesen fröhlichen Spektakeln, bei denen sich Angehörige des Hofes und Bedienstete mischten, wirkte der König niemals müde und lächelte über alles. Nichts konnte seiner guten Laune etwas anhaben.
    Jedes Mal, nachdem die Königin niedergekommen war, unternahm er eine dieser mehrmonatigen Reisen. Nach der Geburt der Prinzessinnen Louise und Charlotte, des Thronfolgers François und des kleinen Duc Henri d’Angoulême, hatte Marguerite ein schwächliches Kind zum Taufbecken getragen, das man auf den Namen Madeleine taufte, die jedoch als kleines Kind starb.
    Der König kämpfte, jagte, tanzte. Um eine Narbe zu verdecken, die er von einem Unfall zurückbehalten hatte, trug er einen leichten Bart, der einen Schatten über seiner lächelnden und hübsch geformten Oberlippe bildete.
    Seine schmalen Wangen umrahmten ein energisches Kinn, und in seinen goldbraunen Augen, die ebenso schelmisch funkelten wie die Marguerites, zeigte sich neuerdings eine gewisse Autorität. Ihn umgab ein gewisser Nimbus, der sich Tag für Tag verstärkte.
    Während Marguerite das stattliche Aussehen ihres innig geliebten Bruders betrachtete, versprühte die anmutige Françoise überall ihren Charme.
    Nachdem sie sich mit natürlicher Leichtigkeit am Hof eingewöhnt hatte, bezauberte sie bereitwillig den unerschrockenen Bonnivet, zu dem sich der tapfere Chabot sowie der zurückhaltende Montmorency gesellten.
    Hin und wieder wunderte sich Marguerite. Was hatte sich getan, seit François den Thron bestiegen hatte! Welche Sittenfreiheit erlebte sie, ohne sie je selbst zu missbrauchen! Wenn sie auch aktiv am höfischen Leben teilnahm und unermessliche Freude empfand, wenn sie in Seidenbrokat gehüllt angemessenen Schrittes auf einem ihrer Pferde ritt, vergaß sie jedoch nie die Freuden des Geistes. Umso mehr als ihr Freund, der Dichter Clément Marot, sich dem königlichen Gefolge derzeit angeschlossen hatte.
    Marot übernahm die Aufgabe seines Vaters, und wie Jean dem Charme und dem Geist von Anne de Bretagne gehuldigt hatte, feierte Clément, sein Sohn, den Marguerites.
    Â»Den Geist eines Engels und das Herz eines Menschen«, hatte er eines Tages zu seiner Förderin gesagt, die ihm unablässig selbst verfasste Gedichte zeigte, die sonst nur François lesen durfte.
    Und während Françoise de Châteaubriant und die Duchesse d’Alençon sich bemühten, allzeit eine gute Miene aufzusetzen, gab es eine, die vor Eifersucht auf die Mätresse des Königs raste. Und das war die junge Mathilde, der der König hin und wieder einen neckischen Blick zuwarf, sie anlächelte und sie seine »tapfere kleine Reiterin« nannte.
    Mathilde war wütend, den König mit seiner Mätresse herumstolzieren zu sehen, und reiste nach ihrer Rückkehr aus Florenz kaum noch mit dem Hof von Schloss zu Schloss. Der Anblick des Königs, der in diese Frau verliebt war, brachte sie zu sehr auf.
    Darüber hinaus ärgerte es Mathilde, dass Claude auf diese Weise betrogen wurde. Zudem stellte sie erbost fest, dass die Mätresse des Königs zwar verheiratet, aber kaum älter als sie selbst war, und dass François I. sie bewunderte. So bat Mathilde darum, zu ihrer Mutter zurückkehren zu dürfen.
    Außerdem schuldete sie ihrer Familie nach ihrem langen Aufenthalt in Florenz, von dem sie ihrer Mutter einiges und Valentine alles berichtet hatte, etwas mehr Zeit.
    Mathilde erfuhr ihrerseits von Properzias Verfolgung und dass Mathias kurz im Gefängnis gewesen war, da er einen Polizisten am Kragen gepackt und gewürgt hatte. Dank Philippa Lesbahy, Schlossherrin auf Azay-le-Rideau, war er schnell wieder freigekommen, und nachdem Properzias Schulden zum Teil getilgt waren, hatte sich die Lage beruhigt. Seither musste die Künstlerin in Azay wohnen, um dort zu arbeiten, und kam nur noch hin und wieder nach Tours, um ihren Zeichenunterricht mit Alix fortzusetzen.
    Doch kaum war Mathilde aus Florenz zurückgekehrt, als Marguerite, die etwas verstimmt über ihre plötzliche Flucht gewesen war, ihr zu verstehen gab, dass ihre Anwesenheit in Blois unverzichtbar sei. Man bereitete sich auf einen heiklen, aber großen Moment vor: die Begegnung zwischen dem französischen und dem englischen König. Dazu brauchte der Hof auf jeden Fall sein

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