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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Haupt darin zu betten?«, fragte sie in scharfem Ton.
    Â»Weit gefehlt, meine Liebe«, widersprach Françoise de Châteaubriant, die ihrerseits entschlossen war, sich nicht von dieser vorlauten Demoiselle auf der Nase herumtanzen zu lassen, in deren Adern noch nicht einmal adliges Blut floss und deren Familie nur dank der Großzügigkeit des Königs in den Adelsstand erhoben worden war.
    Françoise lächelte spöttisch.
    Â»Ich wollte ganz im Gegenteil sagen, dass dies ein bezaubernder Ort ist und ich es kaum erwarten kann, mich hier zu entspannen.«
    Â»Ihr werdet gewiss genug Muße finden, allerdings allein. Es heißt, der König werde die Nacht mit seinen Männern verbringen, um sich auf die Ankunft des englischen Königs vorzubereiten. Ihr werdet Euch wohl mit einem leeren Lager begnügen müssen, meine Liebe«, bemerkte Mathilde ihrerseits ironisch.
    Â»Ach! Das ist nicht das erste Mal. Wir mögen das im Übrigen ganz gern. Der König und ich genießen es sehr, wenn wir uns nach längerer Trennung wiedersehen«, entgegnete die Comtesse und bedachte ihre Nachbarin heimlich mit einem hinterhältigen Blick.
    Â»Nach längerer Trennung! Erst wenn François nach Italien reist, werdet Ihr wissen, was das überhaupt heißt.«
    Louise d’Angoulême zuckte zusammen, als sie den Namen von François so ungeniert aus Mathildes Mund vernahm. Sie hatte Mathilde, wie im Übrigen auch alle Freunde ihres Sohnes, gebeten, diese vertraute Anrede in der Öffentlichkeit nicht mehr zu verwenden, sondern ihn mit »Sire« oder »Majestät« anzusprechen. In einer privaten Unterredung mit einem Freund stand es dem König frei, diese Vertraulichkeit ausnahmsweise zuzulassen.
    So wie Mathilde das »François« gebrauchte, spürte Louise deutlich, dass sich dahinter eine geschickte Spitze gegen die Dame de Châteaubriant verbarg. Da Louise nicht viel von der Comtesse hielt, missfiel ihr Mathildes Verhalten keineswegs, und sie verzichtete darauf, das Mädchen zurechtzuweisen.
    Im Gegensatz zu Marguerite, die sich um die Erste Mätresse ihres Bruders bemühte, hielt Louise sich sehr zurück. Die Comtesse gefiel ihr nicht, auch wenn sie von untadeliger, nobler Abstammung war. Louise verwünschte ihren Sohn dafür, dass er eine derart oberflächliche Person erwählt hatte, die sich weniger für Kultur als dafür interessierte, dass sie schön und begehrenswert wirkte.
    Aber in diesem Punkt hatte Louise nichts zu sagen, ihr Sohn hielt die Fäden, die seine Liebschaften knüpften oder lösten, fest in der Hand.
    Am Tag der bedeutungsvollen Begegnung schien die Junisonne heiß vom Himmel herab. Ganz in Weiß gekleidet, mit goldenem Gürtel und Schuhen, auf dem Kopf einen Hut mit Federbusch und in Begleitung all seiner Frauen, näherte sich der König Heinrich VIII .
    Seine Frauen! Wie könnte François sie nicht vor seinem Rivalen zur Schau stellen? Mit Ausnahme von Claude, die eine Krone und ein sehr weites Kleid trug, um die Rundungen ihrer Schwangerschaft zu verdecken, waren sie alle mit Perlen, Edelsteinen und edlen Stoffen bekleidet und von scharlachroten Oriflammen umgeben. Sie lächelten, sahen wunderschön und entspannt aus und präsentierten einen Hof, dessen Ansehen nichts zu wünschen übrig ließ.
    Marguerite war ganz in Weiß und Gold gekleidet und ersetzte voll und ganz eine Königin. Außerhalb des Kontinents schätzte man sie so sehr, dass man sie »die Marguerite der Margeriten« nannte. Sie schritt anmutig hinter dem König und der Königin. Neben seiner Schwester ging seine Mutter, die verführerische Louise d’Angoulême. Sie war in schwarzen Samt gehüllt, und auf ihren hellen Haaren saß eine perlenverzierte Haube.
    Um Heinrich VIII . willkommen zu heißen, verneigte sich der König vor ihm, beobachtete dabei jedoch verstohlen die zwei schönen Frauen, die hinter seiner Mutter und seiner Schwester folgten. Sie waren ebenso bezaubernd wie unterschiedlich. Die veilchenblauen Augen von Françoise leuchteten, und ihre Anmut war nicht zu übersehen. Das engelsgleiche Lächeln, die goldbraunen Haare und die fürstliche Haltung der anderen verstärkten diesen wunderbaren Anblick noch.
    Mathilde schritt geschmeidig und würdevoll neben ihrer Rivalin und suchte mit ihrem Blick den des Königs. Dieser blickte jedoch noch einmal seiner

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