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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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entspannen, »was für ein prächtiges Fest! Etwas so Überwältigendes habe ich noch nicht erlebt.«
    Â»Ich schon!«, entgegnete Mathilde. »Am Tag von François’ Krönung. Es war der schönste Tag überhaupt, das werden seine Mutter und seine Schwester bestätigen.«
    Erneut nannte sie den König in aller Öffentlichkeit François, was die Comtesse de Châteaubriant aus Angst, zurechtgewiesen zu werden, nicht wagte. Trotzdem lächelte Marguerite dem jungen Mädchen zu. Eine solche Feststellung konnte ihr nur gefallen. Ja! Der Tag, an dem man ihren Caesar endlich zum König von Frankreich gekrönt hatte, war gewiss unübertrefflich gewesen! Mutter und Tochter waren vor Freude außer sich gewesen und hatten sich in jenem Augenblick nichts Schöneres vorstellen können.
    Die Erste Mätresse durchbohrte Mathilde mit giftigen Blicken. Doch sie beließ es dabei, und den beiden Frauen war klar, dass sie sich beherrschen mussten. Außerdem folgten nun die blumigen Reden der Diplomaten, die Umarmungen der Botschafter, die Freundschaftsbekundungen und die Ruhmesreden der Adligen. Dennoch blieben Engländer und Franzosen auf der Hut.
    Die ganze Veranstaltung war sorgfältig durchgeplant. Am Ende sollte zwischen den beiden Monarchen eine Allianz gegen Charles Quint besiegelt werden.
    Bonnivet und der Duc d’Alençon hatten darauf zu achten, dass François I. immer von einer gewichtigeren Eskorte begleitet wurde als der englische Herrscher. Montmorency sollte die Reden von Kanzler Duprat erläutern. Marguerite diente als Übersetzerin, denn die Feinheiten der englischen oder französischen Sprache erwiesen sich als hinderlich. Charles de Bourbon kam die Aufgabe zu, das königliche Schwert zu tragen.
    Mathilde hatte ganz recht gehabt, als sie der Ersten Mätresse prophezeite, der König werde bei diesem ganzen Aufwand kaum Zeit für sie haben. Vier Nächte lang blieb er dem Lager der Comtesse fern.
    Eines Abends verließ Mathilde ihr Zelt, um den Sternenhimmel über den Pavillons zu betrachten, die im Licht unzähliger Fackeln glänzten. Als Françoise sie davonschleichen sah, konnte sie nicht umhin, ihrer Rivalin zuzuflüstern:
    Â»Dieses Privileg kommt Euch nicht zu, meine Liebe! Man würde sofort munkeln, dass Ihr es darauf abgesehen habt, Euch mit dem Erstbesten zu amüsieren, und das macht keinen guten Eindruck. Über mich heißt es dahingegen: Die Kleine sollte bald heiraten.«
    Sie beobachtete im Gesicht der Comtesse, welche Wirkung ihre Worte auf sie hatten, und fügte hinzu: »Vielleicht begegne ich auf meinem nächtlichen Spaziergang dem König. Sollte dem so sein, werde ich es Euch wissen lassen … meine Liebe!«
    Anschließend verschwand sie nach draußen. Mathilde war zwar nicht gerade entzückt über ihre Lage, aber zumindest konnte sie vorübergehend dem bedrückenden Gefühl entfliehen, das sie allmählich in der Zeltstadt beschlich. Es belastete sie, dort eingesperrt zu sein. Sie atmete die frische Abendluft ein und machte sich auf den Weg zu Fildor, der sein Stroh mit den Pferden der anderen Damen teilte.
    Chabot war eifrig damit beschäftigt zu überwachen, welche Zutaten die Engländer in ihre Gerichte taten. Bei dieser Aufgabe begleitete ihn ein Vorkoster. Mit großer Vorsicht prüfte er Geschmack und Geruch der Speisen. La Marck hatte jedes Wort, das der englische König von sich gab, schriftlich festzuhalten und sollte über jede seiner Gesten berichten.
    Auch Claude, die Königin, musste sich dem Protokoll fügen. Louise verlangte, dass sie ihre übliche Erschöpfung überwand, lächelte und eine freundliche Miene aufsetzte. François’ Mätresse schlug Louise vor, sie solle die Verhandlungen schneller vorantreiben, indem sie Heinrich VIII . mit ihren verborgenen Reizen betörte. Mathilde sollte François für Louise ausspionieren, damit diese darauf achten konnte, dass er keinen Fehler beging.
    Mathilde war entzückt über diese Ablenkung, die sie der Comtesse de Châteaubriant gegenüber in Vorteil setzte, und wisperte dieser zu:
    Â»Ich bevorzuge meinen Auftrag. Er bringt mich dem König näher, während Eurer Euch von ihm entfernt.«
    Doch die schöne Françoise weigerte sich, ihre Aufgabe zu übernehmen, unter dem Vorwand, dass der König ihr vorwerfen werde, sie habe Heinrich VIII .

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