Die goldene Königin
verführen wollen. Währenddessen fühlte Mathilde sich äuÃerst wohl, sie konnte sich nichts Besseres vorstellen, als für François zu spionieren und eventuell die Gelegenheit für eine galante Begegnung mit ihm zu erhalten.
Am ersten Tag berichtete sie Louise und Marguerite, dass zwischen den beiden Lagern, die man auÃerhalb der Zeltstadt errichtet hatte, eifrig englische und französische Nachrichten ausgetauscht wurden, um Ablauf und Sicherheit der ersten Unterredung zu regeln.
»Die Vorbereitungen verlaufen in groÃer Harmonie. Niemand hat mich bemerkt«, sagte Mathilde. »Vor den zwei Königen gingen ihre jeweiligen Konnetabels und trugen das Schwert.«
»Aber was haben sie gemacht?«, erkundigte sich Louise.
»Sie haben verlangt, dass sich ihre Bewacher weit von ihnen entfernen. Also bin ich, so schnell ich konnte, hinter ihnen hergaloppiert, ohne dass sie Fildor bemerkten. Dann habe ich die Stelle erreicht, wo sie sich getroffen haben. Dort habe ich mich in einem kleinen Wäldchen versteckt. Zum Glück haben sie nicht den Horizont beobachtet, sie waren zu sehr mit ihrer Aufgabe beschäftigt. Da sie beide auf ihrem Pferd sitzen blieben, dachte ich einen Augenblick, sie würden wieder aufbrechen.«
»Waren sie weit von hier entfernt?«
»Ja! Sehr weit, auf der Ebene, die durch die Felsen von uns getrennt ist. Plötzlich haben die Könige eine Kehrtwende gemacht und sich lange schweigend angesehen. Dann haben sie sich freundschaftlich begrüÃt.«
»Und dann?«, drängte Louise, erpicht, jede Einzelheit zu hören.
»Dann sind sie abgestiegen und haben sich herzlich umarmt.«
»Sie sind beide durchtrieben und äuÃert geschickt«, murmelte Louise.
»Gewiss! Beide sind gleich groÃ, beide sind jung und ungestüm«, versicherte Mathilde. »Aber der Leibesumfang von Heinrich übersteigt um einiges den von François. Ach! Madame dâAngoulême, Euer Cäsar ist der schönste.«
Sie sah zur Comtesse de Châteaubriant, die sie ihrerseits mit einem tödlichen Blick bedachte. Dann fügte sie hinzu:
»Der englische König mag zwar mächtig sein, aber er ist dick, und François ist vornehm und elegant.«
»Was haben sie nach dieser Umarmung getan, die niemand gesehen hat?«
»Henry dâAngleterre fixierte François aus seinen blauen Augen mit dem scharfen, bohrenden Blick eines Adlers, wohingegen François ihn aus seinen haselnussbraunen Augen fröhlich, aber gerissen anblickte. So wie Ihr ihn kennt, Dame Louise.«
»Verschieden und doch so ähnlich«, murmelte die Comtesse dâAngoulême. »Ganz gewiss hat es den beiden Königen gefallen, sich in geheimem Einverständnis zu begegnen, ohne dass jemand jede ihrer Gesten studiert.«
»Aber sie haben einander auch unerbittlich abgeschätzt«, entgegnete Mathilde schüchtern. »Ich glaube, dass sie sich mit groÃem Misstrauen begegnet sind.«
»Das glaubst du?«
»Ich bin mir sicher.«
»Hat mein Sohn dem englischen König etwas versprochen?«
»Nein, nichts. In dem Blick von François lag zu viel Argwohn, als dass er sich auf etwas Riskantes eingelassen hätte.«
»Deine Antwort klingt überzeugend, Mathilde. Ich denke, du hast recht, und ich bin erleichtert. Ich hatte groÃe Angst, dass er Versprechungen machen würde, die er nicht halten kann. Das hätte einen diplomatischen Zwischenfall ausgelöst.«
Die Festlichkeiten, die an Prunk alle vorangegangenen Feste übertrafen, erstreckten sich über mehrere Wochen. Das englische Lager warf von früh bis spät durch das funkelnde Spiel des Kristalls die Sonne auf das französische Lager, und das französische Lager erstrahlte in seinen Goldtönen, die sich überall, auch in den einfachsten Kleidern, Gegenständen, Wandbehängen und Teppichen wiederfanden.
Mathilde, die weiter ihre Rolle als Spitzel für die Comtesse dâAngoulême erfüllte, lieferte ihr jeden Morgen einen Bericht.
»Hinter diesen Festlichkeiten verbirgt sich groÃes Misstrauen, Dame Louise.«
»Ja, ich glaube, dass François nichts unternimmt, das Frankreich auf einen gefährlichen Weg führt. Was sagen sie, wenn sie sich unter vier Augen begegnen?«
»Sie versuchen, sich gegenseitig zu beeindrucken.«
»Sie amüsieren sich also! Diese Spiele müssen bald ein Ende
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