Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
Vom Netzwerk:
Geliebten tief in die Augen und zauberte ein Lächeln auf die rosa Lippen der Comtesse de Châteaubriant.
    Mathilde hatte sich nach Florentiner Art frisiert, das heißt, sie hatte goldene Bänder in ihr Haar geflochten und sie um ihren Kopf festgesteckt, wobei einzelne lange Strähnen über ihren Rücken und ihre Schultern fielen.
    Mathilde wusste, dass sie anziehend war und mit der Schönheit der Ersten Mätresse konkurrieren konnte. Doch leider beachtete der König sie nicht mehr. Plötzlich verspürte sie den Impuls, sich umzudrehen, aber bei einer derartigen Verletzung des Protokolls würde man sie sofort vom Hof verbannen. Und wozu auch! Bald war sie wieder bei ihrer Mutter und konnte ihre langen Gespräche mit Valentine fortsetzen, die ihr allmählich fehlte.
    Als Mathilde aufsah, stellte sie fest, dass Marguerite und die Comtesse d’Angoulême stehen geblieben waren. Auch ihre nachfolgenden Begleiterinnen hielten an, und sie tat es ihnen gleich. Die Comtesse de Châteaubriant wartete in aufrechter Haltung auf das Zeichen des Kammerherrn, um den langsamen Gang zum englischen König fortzusetzen, den sie gleich begrüßen sollte.
    Mathilde blieb äußerlich gelassen. Sie spürte die provozierenden Reize der Demoiselle de Beaumont und den nicht weniger aggressiven Charme der jungen Dame de Montmorency hinter sich. Mathilde mochte die Mädchen am Hof nicht. Daher sprach sie wenig mit ihnen. Sie waren zweifellos eifersüchtig, dass Mathilde bei der Duchesse d’Angoulême, der Duchesse d’Alençon und vor allem beim König selbst so hoch in der Gunst stand.
    Die langsame Prozession setzte sich erneut in Bewegung. Es folgten noch vier weitere Frauen. Man hatte die Schönsten unter den Schönen ausgesucht. Darunter fand sich die junge blonde Demoiselle de Fourmont, die sich sittsam und zurückhaltend gab. Sie war die Einzige, der Mathilde etwas Sympathie entgegenbrachte.
    Das gigantische Spektakel, das die Staatskasse geleert hatte, musste den König von England beeindrucken. Man glaubte, dass er keinen Augenblick zögern werde, sich mit einem König zu verbünden, der in der Lage war, ein so aufwendiges Treffen zu organisieren.
    Ãœberrascht von so viel Prunk und vor allem dem Hof schöner Frauen, mit dem sich der französische König umgab, war Heinrich VIII., dem man eine Leidenschaft für weibliche Reize nachsagte, ganz benommen und bekam kein Wort heraus.
    Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, bat der englische König den französischen Hof in seine reich bemalten Zelte. François bemühte sich sehr, sich seine Genugtuung nicht anmerken zu lassen, als er sah, mit welch brennendem Blick Heinrich VIII . seine Frauen beäugte.
    Die Adligen hatten enorme Ausgaben getätigt, sogar Hypotheken auf ihre Schlösser und Anwesen aufgenommen, um vor den erstaunten Blicken des englischen Königs prächtige Geschenke auszupacken. Dann fing man an zu feiern.
    Plötzlich ertappte die Comtesse de Châteaubriant François, wie er Mathilde betrachtete. Als er sich abwandte, flüsterte ihr das junge Mädchen ins Ohr:
    Â»Was wollt Ihr, meine Liebe? Ich trachte nicht danach, den englischen König zu verführen. Ich bin ganz mit dem französischen beschäftigt.«
    Françoise de Châteaubriant zuckte beiläufig die Achseln, während Mathilde fortfuhr:
    Â»Ich bin vielleicht nicht seine Erste Mätresse, aber …«
    Â»Schweigt, kleine Hexe«, entgegnete Françoise leise. »Ihr wisst sehr genau, dass ich es nicht darauf anlege, die Aufmerksamkeit des englischen Königs auf mich zu ziehen, aber es gefällt Euch, diese Lüge am ganzen Hof zu verbreiten.«
    Â»Ich schweige, wann ich es für richtig halte. Einstweilen erlaubt mir anzumerken, dass der König meinen Anblick sehr genießt. Zweifellos vergleicht er uns!«
    Â»Uns vergleichen! Welche Kühnheit!«
    Marguerite, die ahnte, dass Mathilde und die Erste Mätresse ihres Bruders sich bittersüße Worte zuwarfen, trat zu ihnen. Sie blickte die Comtesse de Châteaubriant an, die ihr ein ruhiges Lächeln schenkte. Marguerite erkannte, dass sie es nicht darauf anlegte, einen Skandal heraufzubeschwören, und war der Comtesse für ihr Bemühen, dem Ansehen des königlichen Hofes nicht zu schaden, überaus dankbar.
    Â»Seht, Marguerite«, warf die Comtesse ein, um die Atmosphäre zu

Weitere Kostenlose Bücher