Die goldene Königin
für das Schloss von Blois übertragen?«
»Doch! Aber â¦Â«
»Bald verlangt er von François I. auch noch die Kontrolle über seine Prunkkleider aus goldenem Tuch und legt sein Veto gegen jeden Hersteller ein, der ihm nicht untersteht.«
»Und dann«, fügte Mathias bekräftigend hinzu, der diesmal mit dem Prälaten einer Meinung war, »überwacht er sozusagen die gesamte Produktion der Wandbehänge, die mit Goldfäden arbeiten.«
Alix schüttelte den Kopf.
»Du hast recht, aber das ist kein Grund, sich dieses Geschäft entgehen zu lassen, das uns Semblançay beschert hat.«
»Umso mehr als ich mit meiner Provision gerechnet habe«, erwiderte der Geistliche, der plötzlich fürchtete, das lukrative Geschäft könne einem anderen in die Hände fallen.
Mathias zeigte keinen weiteren Widerstand mehr, und sie wechselten zum Tisch, um die gefüllte Poularde zu verspeisen, die Bertille zubereitet hatte. Seit einigen Jahren wohnten sie nicht mehr in dem Haus an der Place Foire-le-Roi, sondern in einem groÃen Haus im Zentrum von Tours mitten unter den Notabeln der Stadt. Plötzlich ging die Tür auf, und es erschien der Diener mit dem kleinen Louis an der Hand.
»Bruder André! Bruder André!«, schrie der Kleine und stürzte sich auf den Domherrn. »Bleibt Ihr zum Abendessen?«
Als er seine Eltern und den Geistlichen bereits am Tisch sitzen sah, stutzte er kurz, doch sobald die erste Ãberraschung vorüber war, brach er erneut in Begeisterungsstürme aus.
»Monsieur Louis!«, rügte der Diener, der ihm mit einigem Abstand folgte, »es gehört sich nicht, so ungestüm zu sein.«
»Ach! Lasst nur, Adrian. Das Kind freut sich so, mich zu sehen. Er darf mich gern ein bisschen liebkosen.«
AnschlieÃend hob Mathias seinen Sohn vom Boden und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange, während die Zwillinge in Begleitung von Nicolas hinter ihm hereinkamen. Nach den langen Arbeitstagen in der Werkstatt liebten Alix und Mathias nichts so sehr wie das Abendessen im Kreis ihrer Familie.
»André«, rief Alix, »was sagt Ihr, wenn ich Euch erkläre, dass dieses Kind all seine Gebete kennt?«
»Wer hat sie ihm beigebracht?«
»Julio!«, rief Valentine.
»Gut. Gut«, lobte der Domherr und lächelte Louis an. »Das gefällt mir. Macht man aus dir einen Prälaten?«
»Mir wäre lieber, er würde in der Werkstatt arbeiten«, antwortete Alix mit ruhiger Stimme.
»Ach was«, widersprach Mathias kopfschüttelnd, »die Nachfolge ist gesichert.«
»Ganz bestimmt nicht durch mich«, entgegnete Mathilde, nahm eine Scheibe Brot und begann daran zu nagen.
»Durch Valentine und mich«, erwiderte Nicolas ebenso ruhig wie Alix. »Wenn wir verheiratet sind, eröffnen wir eine weitere Werkstatt.«
»Ach!«, rief André aus, »wie die zwei sich anhimmeln! Und du, Mathilde«, fuhr er fort und drehte sich zu dem jungen Mädchen um, das von seinem Brot abgelassen hatte.
»Ich? Ach, das ist nicht so wichtig«, antwortete Mathilde enttäuscht.
»Sie wird einen Herrn vom Hof heiraten«, warf Valentine lachend ein.
»Nein! Das will ich nicht.«
»Aber du musst jemanden heiraten!«
Alix wandte den Blick zur Decke.
»Die Duchesse Marguerite hat ihr gesagt, dass der König ihr eine ausreichend groÃzügige Mitgift geben wird, damit sie eine solche Heirat eingehen kann.«
»Da es nun einmal nicht François sein kann«, erklärte Mathilde mit Bestimmtheit, »ist es mir egal, wen ich heirate.«
»Aber natürlich«, erwiderte der Domherr lachend, »ich nehme an, dass mit François der französische König gemeint ist.«
Alix seufzte. Die ganze Welt machte sich über diese Kinderei lustig, die in einigen Jahren keine mehr sein würde.
»Jedenfalls steht fest, Bruder André, dass ich keine Weberin werden möchte. Das weià Mama auch.«
»Hast du es denn so eilig, uns zu verlassen?«
Mathilde umarmte ungestüm ihre Schwester, dann stand sie auf und fiel ihrer Mutter um den Hals.
»Du weiÃt genau, dass das nicht stimmt, Mama. Aber genau wie Valentine muss ich meinem eigenen Weg folgen.«
Was sollte man auf eine so treffende Antwort erwidern? Darin glich Mathilde ihr selbst. Sie benahm sich schon so reif wie eine richtige kleine Frau! Genau das beunruhigte sie. Sollte
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