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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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für den Handwerker, der die Anfertigung übernimmt?«
    Â»Wenn nicht, sehe ich zu, dass ich den fehlenden Faden besorge.«
    Â»Wo?«
    Â»In Lyon oder Felletin.«
    Alix fing an zu lachen, aber es klang bitter.
    Â»Felletin! Das ist nicht nötig. Bei dem schlechten Ruf, den wir dank Maître Bellinois dort haben, schätzt man unsere Werkstätten in La Creuse nicht besonders.«
    Â»Verläuft Euer Prozess denn so schlecht?«
    Â»Schlimmer, Baptiste, schlimmer! Ich laufe Gefahr, ihn zu verlieren.«
    Â»Teufel! Das ist in der Tat ärgerlich.«
    Â»Und wir verlieren dadurch Geld. In dem Fall brauchen wir dringend Vorschüsse auf die laufenden Aufträge.«
    Baptiste d’Alvergne dachte einen Augenblick nach und fuhr anschließend, den Blick zum Himmel gerichtet, fort:
    Â»Gibt es denn keine Möglichkeit, dort herauszukommen?«
    Â»Doch, aber dazu muss ich durch Vermittlung von Mathilde den König um Hilfe bitten. Das widerstrebt mir zutiefst. Denn dadurch ist schon wieder ihre Anwesenheit in Blois erforderlich.«
    Â»Bah! Sie reist so oft dorthin«, erwiderte Baptiste, »da kommt es auf einmal mehr oder weniger auch nicht an!«
    Auf Nicolas’ Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln. Jedes Mal, wenn Mathilde nach Amboise, Blois oder Alençon verschwand, hatte er Valentine ganz für sich allein. Dann stürzte sie bereits morgens in sein Zimmer, um ihm einen Guten Morgen zu wünschen und sich einige Minuten in sein Bett zu kuscheln. So ging es den ganzen Tag bis zum Abend weiter, wo sich das Ritual wiederholte, wenn sie ihm eine Gute Nacht wünschte. Es war die alte, zunehmend weniger durchsetzungsstarke Faust von Bertille nötig, um sie zu trennen. Doch niemand dachte daran, ihnen Vorhaltungen zu machen.
    Als Alix sah, dass Nicolas bei der Aussicht glücklich lächelte, seufzte sie. Die zwei, dachte sie jedes Mal, wenn sie sich in einem ähnlichen Dilemma befand, baten inständig darum, bald heiraten zu dürfen. Aber warum auch nicht? Hatte sie Jacquou nicht mit dreizehn Jahren geheiratet, nachdem Jean de Villiers beim Vatikan in Rom eine Sondererlaubnis erwirkt hatte, weil sie weder Vater noch Mutter besaß, die ihre Einwilligung geben konnten?
    Bei dem Gedanken an Kardinal de Villiers kreuzte plötzlich ein anderer Prälat ihren Weg. Als sie das Kontor verließ, stieß sie mit Domherr Mirepoix zusammen. Er war ein alter Freund von Alix, ein Geistlicher, der sein Amt mal in Saint Grégoire de Tours ausübte, mal in Saint Pierre. Er kam gern ab und zu abends vorbei, um sich mit ihr zu unterhalten.
    Â»André!«, rief sie erfreut. »Welcher gute Geist hat Euch hergeführt?«
    Â»Ein Geist, der Euch wohlgesinnt ist, Alix. Ich komme, um Euch gute Nachrichten zu bringen.«
    Â»Einen Auftrag des Bistums?«
    Â»Und zwar nicht irgendeinen. Ich habe wie ein Teufel geschuftet, um ihn für Euch zu ergattern. Semblançay hat mich sehr dabei unterstützt.«
    Immer noch entzückt, ihren alten Freund zu sehen, der so treu, so rein und großzügig war, spürte Alix, wie sich in ihr ein friedliches Gefühl ausbreitete und er sie, wie bei all ihren Begegnungen, mit seiner Heiterkeit ansteckte.
    Â»Esst mit uns zu Abend, André. Bertille soll uns eine schöne Poularde zubereiten. Dann könnt Ihr mir alles in Ruhe erzählen.«
    Semblançay machte seit einiger Zeit viel von sich reden. Abgesehen davon, dass er seit Langem als mächtiger Finanzier tätig war, hatte man ihn nun auch noch zum höfischen Schatzmeister ernannt und ihm die Gerichtsbarkeit von Tours übertragen. Semblançay war nicht mehr ganz jung, aber seine unermüdlichen Aktivitäten vertrugen sich gut mit seiner stabilen Gesundheit und seiner unerschöpflichen Energie.
    Semblançay hatte nicht immer so geheißen. Noch immer hörte man seinen ursprünglichen Namen, Jacques de Beaune, aus neidischen Mündern. Er hatte diverse Feinde, und über seinen steten Aufstieg war bereits viel geredet worden.
    Als Louis XII. ihr keinen Kredit mehr gewähren wollte, hatte Semblançay der Comtesse d’Angoulême einst sehr bei ihren Finanzen geholfen. Nachdem ihr Sohn den Thron bestiegen hatte, zeigte sich die Comtesse dafür erkenntlich und ging in ihrer Großzügigkeit sogar so weit, Semblançay das kleine Anwesen eines Barons zu vermachen, dessen Gut den Namen Semblançay trug.
    Louise

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