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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Valentine ebenso schnell erwachsen werden, war das etwas anderes. Nicolas passte auf sie auf.
    Â»Hör zu, meine Tochter«, sagte Mathias bestimmt, »momentan scheinst du mir noch etwas zu jung, um zu entscheiden, was du tust und was nicht. Warten wir ein paar Jahre und unterhalten uns dann noch einmal.«
    Anschließend widmeten sich die Zwillinge unter den begeisterten Blicken von Louis, der nur darauf gewartet hatte, ihrem Lieblingsspiel. Sie baten um Erlaubnis, sich einen Augenblick entfernen zu dürfen, und kehrten identisch gekleidet zurück – Rock, Oberteil und Schürze. Die Haare fielen offen über ihre Schultern, sie lächelten abwesend, zeigten eine undurchdringliche Miene und verharrten mit dem gleichen Gesichtsausdruck.
    Dieses Kinderspiel, das sie entdeckt hatten, als sie noch klein waren, ärgerte Alix hin und wieder und machte Nicolas regelrecht verrückt. Doch Mathias und Louis hatten immer ihren Spaß daran.
    Â»Welche ist welche?«, rief die eine.
    Â»Welche heiratet Nicolas?«, rief die andere.
    Nicolas, der das Spiel albern fand und sich ärgerte, verstieß sogleich gegen die Regeln. Wieder einmal postierte er sich vor Mathilde, sah ihr fest in die Augen und erklärte barsch:
    Â»Du willst ja wohl nicht behaupten, dass deine Augen genauso sanft wie die deiner Schwester sind.«
    Â»Ach Nicolas!«, rief Mathilde, »ich liebe dich nicht mehr und werde dich nicht heiraten.«
    Valentine begann zu lachen. Der junge Mann zuckte mit den Schultern und verließ den Tisch, wobei er brummte:
    Â»Esst ohne mich, ich habe keinen Hunger.«
    Â»Er heiratet mich nicht, so ist das«, rief Mathilde fröhlich, während Valentine hinter Nicolas herstürzte, um ihn aufzuhalten.
    Alix seufzte.
    Â»So ist es jedes Mal, wenn Mathilde ihn herausfordert. Sie meint es nicht böse, es ist nur Spaß. Aber dein Sohn wird eindeutig immer empfindlicher, Mathias.«
    Â»Er kommt nach mir«, schimpfte Mathias.
    Â»Aber, Alix«, schaltete sich der Domherr ein, der Mathias verteidigen wollte, »erinnert Ihr Euch nicht mehr?«
    Alix unterdrückte ein Lächeln. Gewiss, vor langer Zeit hatten Bertille und der wackere Domherr ihr immer wieder erklärt, dass Mathias sie abgöttisch liebe, während sie anderweitig orientiert war. Wie viele verletzende Bemerkungen hatte Mathias ihr gegenüber gemacht, wenn er sah, wie sie sich mit einem anderen amüsierte?
    Nicolas glich mehr und mehr seinem Vater. Fürchtete er, dass Valentine sich im Lauf der Zeit von den Freiheitsgedanken ihrer Schwester anstecken ließ und ihm eines Tages verloren ging?
    Â»Ach Nicolas«, rief Valentine, während sie sich ihm an den Hals warf, »Mathilde wollte dich nicht verärgern, und ich auch nicht. Ehrlich.«
    Er umarmte sie voller Wärme, und sie schmiegte sich wie eine kleine Katze an seine Brust und rieb sanft, liebevoll und zärtlich ihre Wange an ihm.
    Â»Nicolas, du weißt, dass ich Mathilde nie Vorwürfe mache, genauso wenig wie sie mir.«
    Â»Du lässt dich viel zu sehr von ihr blenden.«
    Â»Ach Nicolas«, widersprach Valentine, »das stimmt nicht. Mathilde bewundert mich genauso, und das weißt du.«
    Â»Es gibt tausend Gründe, womit du sie beeindrucken kannst, während deine Schwester nichts Faszinierendes hat. Sie ist töricht, und sie wird noch nicht einmal Weberin.«
    Er drückte sie an sich und presste seine Lippen auf ihre, wich jedoch schnell wieder zurück.
    Â»Ach, wieso musste deine Zwillingsschwester kommen und unsere Harmonie zerstören«, sagte er und festigte seine Umarmung.
    Â»Wie kannst du so etwas Grässliches sagen, Nicolas?«
    Â»Ohne deine Schwester hätte ich Tag und Nacht über dich gewacht, als deine Anfälle nicht aufhörten.«
    Â»Aber ich wäre trotzdem geflohen, und eines Tages hätte mich niemand mehr wiedergefunden.«
    Â»Doch, ich!«
    Sie fing an zu lachen.
    Â»Küss mich noch einmal.«
    Er berührte sanft ihre Lippen, und sie spürte, dass er sie etwas bedrängte. Doch an diesem Punkt überfiel sie stets Unsicherheit, denn sie waren noch unerfahren, und so lösten sie die Lippen alsbald wieder voneinander.
    Â»Nicolas«, rief Alix plötzlich, die in den Flur zu ihnen trat. »Was machst du da? Valentine, komm zum Essen. Ich habe euch tausend Mal gesagt, dass ihr noch zu jung für derartige Liebesspiele seid.«
    Was

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