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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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verließen die Place de Grève und gelangten zurück in das Zentrum der Hauptstadt. Mathilde spürte, dass ihre Erschöpfung allmählich nachließ, doch ihr Hals war noch immer trocken. Sollte sie von dem Wasser trinken, das angeblich stank und ungesund war? Das war eine heikle Angelegenheit für jemanden, der keinen Tropfen Wein anrühren wollte.
    Durch die Rue du Petit-Pont begaben sie sich zum Vorhof der Kathedrale und bogen von dort in die umliegenden Gassen ein. Sie durchquerten das Viertel der Mönche, in dem sich unzählige kleine Häuser aneinanderdrängten. In den winzigen Gärtchen wuchsen magere Gemüsepflanzen sowie einige Obstbäume, die um diese winterliche Jahreszeit keinen Ertrag brachten. Nachdem sie einige dunkle Gässchen passiert hatten, erreichten sie auf einmal einen Ort, an dem alles paradiesisch wirkte, verglichen mit der düsteren Place de Grève.
    Sie überquerten einen großen Hof, der versteckt hinter den Häusern lag, die ihn zur Gasse hin abschlossen. Dahinter kam ein hübsches Steinhaus zum Vorschein, das sehr niedrig war und nur aus einer Etage bestand, damit es von der Gasse aus nicht sichtbar war. Wirkte das Haus bereits von außen einladend, so verstärkte sich dieser Eindruck im Inneren. Von einer großen langen Eingangshalle gingen auf jeder Seite vier große, prächtig möblierte Räume ab. Der Mann ließ sie in das Arbeitszimmer treten, das Truhen und Arbeitstische mit ihren reichen Schnitzereien schmückten.
    Als Mathilde das Zimmer betrat, erschrak sie. An der Mauer hingen die Galanterien aus der Reihe Das höfische Leben . Maître Bellinois hatte also nicht gelogen, als er versicherte, der Wandbehang sei ihm gestohlen worden, nachdem er ihn ihrer Mutter geraubt hatte.
    Die Figuren schillerten, die Paare hofierten einander, hielten sich an den Händen oder flüsterten sich zärtliche Worte ins Ohr, die Frauen ließen sich bewundern, und die Millefleurs erstrahlten in prachtvollen Farben.
    Plötzlich fühlte sich das junge Mädchen einige Jahre zurückversetzt. Diesen Wandbehang hatte zum Großteil Arnaude gewebt, als Valentine und sie noch Kinder gewesen waren.
    Mathilde hielt es allerdings für besser, nichts zu sagen. Sie wandte den Kopf und bemerkte durch die offen stehende Tür einen Diener, der sich in der Küche zu schaffen machte, und einen anderen, der aus einem kleinen Nebengebäude kam, das sich am Ende des Flurs befand. Sie traten ein und beeilten sich auf ein Zeichen ihres Herrn zu fragen, ob er etwas benötige.
    Sie standen misstrauisch da, ihre Blicke waren argwöhnisch und ihr Lächeln falsch. Wäre nicht ihr Herr anwesend, hätte Mathilde sich wegen ihres seltsamen und feindseligen Verhaltens gefürchtet.
    Â»Sag Pepo«, befahl der Meister einem der beiden, »dass er sich um das Pferd kümmern soll.«
    Â»Wer ist Pepo?«, erkundigte sich Mathilde sogleich.
    Â»Das ist mein Stallbursche. Macht Euch keine Sorgen, Euer Pferd wird versorgt, als wäre es mein eigenes.«
    Â»Dann seht Ihr also ein, dass es nicht das Eure ist!«
    Er drehte sich abrupt zu ihr um und starrte sie aus seinen schwarzen Augen an.
    Â»Ich sehe ein, dass Ihr eine unverschämte junge Dame oder ein zu kühnes junges Mädchen seid, und werde auf Eure Fragen nicht antworten.«
    Er wandte sich erneut an den Diener.
    Â»Sag Pepo, dass er sich ganz besonders sorgfältig um das Tier kümmern soll. Es ist so schön, dass man es wie das Pferd eines Königs behandeln sollte.«
    Â»Aber es ist das Pferd eines Königs!«, rief Mathilde. »François I. hat es mir zu meinem vierzehnten Geburtstag geschenkt.«
    Der Fremde brach in schallendes Gelächter aus, wobei er den Mund aufriss und seine großen Wolfszähne zeigte. Fangzähne! Ja, weiße und unglaublich gerade Zähne.
    Mit einem Satz war er bei ihr, packte ihre Hände und hielt sie fest.
    Â»Du hast mich belogen.«
    Mathilde zuckte zusammen, als er sie grob duzte. Endlich zeigte der Fremde sein wahres Gesicht. Mathilde hatte recht, sie musste sich vor ihm hüten wie vor dem Teufel. Sie versuchte, ihm ihre Hände zu entziehen, aber die Finger des Mannes schlossen sich unerbittlich wie ein Schraubstock um die ihren.
    Er versenkte seinen feurigen Blick in den glänzenden Augen Mathildes. Die Blitze in seinen Augen würden nicht so bald verglühen. Das junge Mädchen

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