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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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empfand sie wie Verbrennungen, an die es sich sein ganzes Leben erinnern würde.
    Â»Doch! Du hast mich angelogen.«
    Sie wehrte sich mit Händen und Füßen.
    Â»Nein! Ich habe die Wahrheit gesagt.«
    Er verstärkte den Druck um ihre Finger, und sein Blick schien noch feuriger.
    Â»Um ein solches Geschenk vom König zu erhalten, muss man zum inneren Kreis des Königsreichs gehören. Du hast gesagt, du hießest Valentine de Cassex. Ich kenne alle großen Familien in Frankreich. Dieser Name enthält kein blaues Blut.«
    Â»Die Cassex sind eine Weberfamilie. Wir beliefern den französischen Königshof seit Langem mit Wandbehängen und historischen Tapisserien. Meine Vorfahren haben Die Apokalypse des heiligen Johannes gewebt, und meine Mutter die schönsten Millefleurs für die Comtesse d’Angoulême, die sie seit ihrer Jugend kennt. Was mich angeht, so wurde ich am Hof von der Schwester des Königs aufgenommen, von der Duchesse d’Alençon.«
    Schließlich ließ er ihre Hände los, die kraftlos an ihrem Körper hinunterfielen. Mathilde massierte sie vorsichtig und fixierte den Fremden mit argwöhnischem Blick.
    Â»Nehmen wir an, die Sache mit dem König stimmt«, sagte er mit kräftiger Stimme, »auch das mit der Duchesse d’Angoulême und die Geschichte mit den Wandbehängen und der Rest. Aber du bist nicht verheiratet. Vielleicht bist du sogar noch Jungfrau!«
    Â»Nein«, rief Mathilde. »Ich habe einen Mann, und er heißt Nicolas.«
    Er lachte kräftig und verzog dabei den Mund zu einer undurchsichtigen Grimasse. Das junge Mädchen überlegte, ob ein solches Lachen aufrichtig sein konnte.
    Â»Valentine!«, wiederholte er, »du hast mich angelogen. Ich sehe keinen Ring an deinem Finger.«
    Sie hätte am liebsten zugegeben, dass sie nicht Valentine hieß und keinen Mann hatte. Aber sie beherrschte sich und sagte sich, dass ihr erster Impuls richtig gewesen war.
    Er trat erneut auf sie zu, berührte sie jedoch nicht.
    Â»Erzähl mir kein dummes Zeug. Und behaupte nichts von einem Kavalier, einem Ehemann oder einem Herrn, den du geheiratet hast oder auch nicht. Ich kenne die Sitten am königlichen Hof. Ich bin Guillaume de Montalon. Mein Anwesen befindet sich in der Auvergne. Gewiss, es ist in desolatem Zustand, das Dach ist eingestürzt, und die Mauern fallen in sich zusammen. Da der französische König nicht mein Freund ist und ich überall von der Polizei gesucht werde, bin ich hier sicherer, wo ich jetzt lebe und wo ich der Meister bin.«
    Nun verwirrte sie der Mann, der, nachdem er seine Identität preisgegeben hatte, kein Fremder mehr war.
    Â»Aber wovon lebt Ihr?«
    Â»Hast du noch nichts von den bösen Kerlen gehört? Ich bin ihr Anführer. Man nennt mich König Guillot.«
    Er lachte wie ein griechischer Gott, der in seiner Wut Blitz und Donner über jene bringt, die seinen Zorn erregen, oder die Sonne auf jene scheinen lässt, die ihn erfreuen. Seine schwarzen Haare glänzten wie seine Augen. Er trug die Locken kurz und ohne Hut oder Haube.
    Â»Ja, meine Schöne! So ist das. Ich, Guilllaume de Montalon, bin König Guillot. Meine Männer haben mir diesen Namen gegeben. Ich weiß noch nicht einmal, warum, aber das spielt keine Rolle, sie gehorchen mir blind.«
    Â»Für mich spielt es keine Rolle, wer Ihr seid und was Ihr tut, ich will gehen. Mein Mann wird sich große Sorgen machen.«
    Â»Nun, er wird warten müssen, denn ich lade dich ein, mit mir zu speisen.«
    Â»Aber …«
    Â»Kein Aber, und wenn du gehen willst, gehst du ohne dein Pferd.«
    Â»Das ist Erpressung!«
    Â»Ja, meine Schöne! Entweder Freiheitsberaubung mit Fildor, den du selbstverständlich wiederbekommst, oder sofortiger Aufbruch ohne ihn.«
    Er fasste ihren Arm und führte sie in den Salon.
    Â»Nur mit der Ruhe! Lass dich verführen. Das ist die beste Methode, mit deinem Pferd bald wieder auf freiem Fuß zu sein.«
    Er schob sie in den großen Salon zu einem riesigen Sessel mit hoher Rückenlehne, der mit Seidenbrokat bezogen war und wie ein Thron auf einem kleinen Podest stand. Dann zwang er sie, sich zu setzen. Mathilde legte stumm die Hände auf die Armlehnen und lehnte den Kopf an.
    Wieder erwartete sie eine Überraschung. Die Wände waren überall von Tapisserien bedeckt. Sie erkannte mühelos einen Wandbehang aus Die

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