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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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sie im Stich lassen würde.«
    Blanche seufzte. In dieser Hinsicht stimmte sie ihr voll und ganz zu. Trotzdem erwiderte sie:
    Â»Ihr habt also Briçonnet wiedergetroffen!«
    Â»Und ich werde ihn wiedersehen.«
    Â»Und die alte Schachtel?«
    Marguerite fing an zu lachen.
    Â»Ausnahmsweise ist sie einverstanden. Sie glaubt, dass diese Art der Begegnung mich auf Schloss Alençon hält.«
    Â»Fürchtet Ihr nicht, dass Briçonnet Euch antikonformistische Ideen in den Kopf setzt? Schon die Gedichte von Clément Marot steigen Euch viel zu sehr zu Kopf!«
    Â»Ich brauche sie zum Leben, Blanche. Vergesst das nicht.«
    Blanche war bestürzt. Wie konnte diese Frau sich für solche Ideen begeistern? Wie konnte sie an so etwas denken, wenn ihre Aufgabe darin bestand, Kinder zu bekommen und großzuziehen. Rebellische Dichtung! Kirchliche Reformen! Dabei konnte nichts Gutes herauskommen.
    Â»Himmel! Hoffen wir, meine Liebe, dass die Verbindung, die Euch so stark an Euren Bruder bindet, Euch auf jenem Gebiet hilft, das Euch so sehr am Herzen liegt.«
    Sie strich der jungen Frau über die Wange und fuhr fort:
    Â»Ich würde Euch natürlich lieber mit schreienden, frechen Kindern sehen als mit Männern, die in meinen Augen nichts Vernünftiges sagen. Also los, aber seid vorsichtig. Ihr wisst, dass ich Euch nicht gern allein auf der Straße weiß.«
    Mit ihren behandschuhten Fingern fasste sie Marguerites Kinn und sagte:
    Â»Kehrt nicht so spät zurück. Vielleicht wartet Mathilde bei Eurer Rückkehr bereits auf Euch.«
    Blanche näherte sich ihr und küsste sie auf die Stirn.
    Â»Warum verschweigt Ihr mir derzeit so vieles? Bin ich nicht mehr Eure Freundin?«
    Die junge Duchesse fiel Blanche um den Hals.
    Â»Wie könnt Ihr so etwas sagen, Blanche? Ich bin nur ein wenig verwirrt. Ich weiß nicht, wer ich eigentlich bin, was ich will und warum es jemand wie mich in die Normandie verschlagen hat.«
    Â»Ach Marguerite, Ihr denkt zu viel. Lasst Euch von dem Leben mitreißen, das sich Euch bietet. Ist es nicht äußerst prächtig?«
    Â»Genau. Ist es nicht zu viel?«

4.
    Mathilde zeigte offen ihre Freude. Kaum war sie in Alençon eingetroffen, erhielt Marguerite die wundervolle Nachricht. Marignan! François hatte den Sieg errungen. Aus allen Mündern erklangen Freudenrufe, und in ganz Frankreich wurde gefeiert.
    Sofort vergaß Marguerite ihre Ängste und ihren Kummer. Ihr Freund für Herzensangelegenheiten, Clément Marot, und ihr Freund für Verstandesdinge, Briçonnet, verschwanden für einige Zeit aus ihren Gedanken. Wie durch eine frische Brise verflogen all ihre Sorgen. Es zählte nur noch François.
    Außerdem verlangte Louise umgehend nach ihr. Erneut drehte sich alles um ihren Cäsar. Sie wollte ihn so schnell wie möglich wiedersehen, ihn mit ebenso viel Überschwang wie Zärtlichkeit umarmen und ihrer überbordenden Liebe versichern.
    Marguerite hatte sogleich einen Boten losgeschickt, um Alix davon zu unterrichten, dass Mathilde mit dem Hof nach Lyon reisen werde und sie sich keine Sorgen machen müsse.
    Liebe Alix,
    kommt schnell zu uns. Wie ich Euch und Eure Begeisterung für das Reisen kenne, werdet Ihr Tours sicher sogleich verlassen, um Euch dem königlichen Gefolge anzuschließen. Kommt schnell. Unser Sieger feiert seinen Triumph, und meine Mutter wäre glücklich über Eure Gegenwart.
    Mathilde kann es kaum noch abwarten und glaubt genau wie ich zu träumen. Was für Chancen der Sieg von Marignan birgt! Welch ein Glück! Ein Lächeln auf den Lippen und das Herz voller Freude, werde ich meinen Bruder wiedersehen, und Mathilde ihren jungen Gott, ihren schönen Ritter in weißer Rüstung.
    Kommt schnell, Alix. Meine Mutter, die Regentin, ist so beschäftigt, dass sie nicht die Zeit findet, Euch selbst zu schreiben. Ich übermittle Euch die Worte, die sie gewählt hätte. Es wäre schade, wenn Ihr nicht ihre große Freude teilen und das Glück aller miterleben würdet.
    Um Euch zu überzeugen, denn ich verstehe, dass Eure Arbeit keine langen Abwesenheiten erlaubt, obwohl Eure zahlreichen Angestellten und Euer treuer Gatte es Euch sicher erlaubten, teile ich Euch mit, dass der König in seinem Gefolge florentinische Künstler mitbringt. Selbstverständlich verfügen sie über neue Ideen und sind bereit, mit ihrem Talent dazu beizutragen,

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