Die goldene Königin
dass Frankreich nicht in veralteten Vorstellungen verharrt. Das könnt Ihr Euch nicht entgehen lassen! Es wäre erstaunlich, wenn sich unter ihnen nicht ein Maler fände, mit dem Ihr zusammenarbeiten könntet.
Kommt zu Eurer Mathilde, die ebenfalls entzückt wäre, Euch zu sehen. Meine Mutter und ich grüÃen und küssen Euch.
Marguerite
Während Marguerite diese Zeilen verschickte, schrieb Louise zugleich in ihr Tagebuch: 15. September 1515, mein Sohn forderte bei Mailand die Schweizer heraus und begann um fünf Uhr nachmittags zu kämpfen. Die Schlacht dauerte die ganze Nacht und setzte sich am nächsten Tag fort. An jenem Tag bin ich von Amboise nach Notre-Dame des Fontaines gereist, um für meinen Sohn, den ich mehr liebe als mich selbst, für meinen ruhm- und siegreichen Cäsar, zu beten.
Ja! Als sich die Neuigkeit des Siegs von Marignan in Frankreich verbreitete, brach überall groÃe Freude aus, es herrschte ein wahrer Freudentaumel. Bis in die entlegensten Gegenden erklangen laute Triumphschreie. Das gesamte Land befand sich in Aufruhr.
Louise und Marguerite, ebenso Mathilde, konnten es kaum abwarten. Wie sollten sie noch länger in Amboise bleiben? So beschlossen sie, in Begleitung der Königin und eines kleinen Gefolges aufzubrechen, um dem Sieger von Marignan ein gutes Stück entgegenzufahren und ihn unterwegs in Empfang zu nehmen.
Der schlichte Geleitzug, den Louise vorgesehen hatte, wuchs in gleichem MaÃe wie die überbordende Freude. Aus acht Wagen wurden sechzehn, und aus der doppelten plötzlich die dreifache Anzahl. Bald waren sie bei dreiÃig angelangt und führten Geschirr, Mobiliar, Tapisserien und natürlich das gesamte Personal mit sich, das sie für die vorgesehene Zeit brauchten.
Begleitet von dem lauten Klappern der Holzschuhe, dem Quietschen der Räder, dem Wiehern der Pferde und dem Knallen der Peitschen, machten sich die dreiÃig Kutschen auf den Weg nach Lyon.
Ohne die ständigen Schwächeanfälle von Claude wären sie schneller vorangekommen, umso mehr als die Armee bereits die Alpen überquert hatte und die siegreichen Truppen sich auf Marseille zubewegten.
Plötzlich verwandelte sich der schöne Herbst, der ihren Aufbruch in Amboise begleitet hatte, in einen frühen kalten und harten Winter. Es begann zu regnen, zunächst nur schwach und stetig, dann verwandelte sich der unangenehme Nieselregen in sintflutartige Regenfälle, die ihr Fortkommen behinderten.
SchlieÃlich zwangen das schlechte Wetter und die schwache Gesundheit von Claude Louise und Marguerite, von den Pferden abzusteigen, damit sie schneller vorankamen.
Ein Bote informierte sie, dass die Armee in Sisteron ihr Lager aufgeschlagen hatte. Von den groÃen Heeresführern waren allerdings nur Bourbon, Genouillac und Bayard dort. Der treue La Trémoille war bedauerlicherweise zusammen mit vielen anderen im Kampf gefallen. François war mit Duprat, der sich bereits um die Leitung des Herzogtums Mailand kümmerte, in Pavie geblieben und hatte Charles dâAlençon und seine Vertrauten bei sich behalten.
Wegen Claudes Erschöpfungszustand und vielleicht auch aus Rücksicht auf die kleine Charlotte, die die schwache Konstitution ihrer Mutter geerbt hatte und daher die besondere Aufmerksamkeit ihrer Ammen erforderte, verlangsamten sie die Geschwindigkeit, als Montluçon nicht mehr weit war.
Die ausgewaschenen Wege, über die sie kaum zurück auf die StraÃe am Zusammenfluss von Saône und Rhone gelangten, hielten den Zug zusätzlich auf.
»Wenn der Weg nicht besser wird«, stöhnte Dame de Breuil, »werden die Kutschen noch umkippen. Himmel! Warum ist die Königinmutter bloà auf die Idee gekommen, ihrem Sohn entgegenzureisen?«
»Aber, aber«, entgegnete Blanche, »wenn unsere Kutsche umfällt, nehmen wir unsere Pferde.«
»Reiten«, entgegnete die Gesellschaftsdame bitter, »wie könnt Ihr so etwas sagen, wo Ihr es doch selbst verabscheut, die Zügel in den Händen zu halten! Reiten ist etwas für die Duchesse dâAlençon.«
Blanche nickte und beschloss, Dame de Breuil, die stets mit sich oder irgendetwas haderte, nicht weiter zu widersprechen. Allerdings musste man sagen, dass sich die Ereignisse nicht zum Besten wendeten.
Jean-Baptiste und die anderen Kutscher lenkten die Pferde behutsam über die StraÃe, denn wegen der Schlaglöcher gerieten die
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