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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Kutschern zurief:
    Â»Seht nach, was ihr mit der feststeckenden Kutsche machen könnt, aber haltet euch damit nicht zu lange auf. Lieber lassen wir die Kutsche hier und setzen unseren Weg fort.«
    Die Ammen wimmerten und zitterten noch immer unaufhörlich, als handelte es sich um eine Strafe des Schicksals.
    Â»Los«, befahl Louise den armen Frauen, deren Haare sich unter ihren durchnässten Hauben gelöst hatten und herabfielen, »steigt wieder in die Kutschen. Wir kümmern uns um das Kind.«
    Die Männer versuchten, die Kutsche herauszuziehen, aber sie steckte zu tief im Graben, und die Räder blockierten in der durchweichten Erde.
    Schließlich stiegen Claude, Marguerite und Louise zurück in die Kutsche und drückten sich gegen die gepolsterte Wand.
    Â»Meine Tochter ist die Einzige, die nicht durchnässt ist«, murmelte Claude und streckte die Arme aus, um ihre Tochter in Empfang zu nehmen, die sie sogleich mit kleinen Küssen überhäufte. »Sie waren sehr mutig, Mathilde. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen.«
    Â»Ja! Was für ein Glück, dass sie hinter Euch gestanden hat, Claude«, rügte Louise.
    Dann wandte sie sich an die junge Frau:
    Â»Danke, Mathilde. Wie üblich habt Ihr einen wachen Geist und Tatkraft bewiesen. Ich werde es mir merken. Dank Euch ist das Kind einem gefährlichen Unfall entgangen.«
    Dann reichte sie Claude eine Decke.
    Â»Trocknet Euch ab, Claude. Ihr seid von uns allen am stärksten durchnässt. Was wird Euer Gatte, der König, sagen, wenn er seine Frau apathisch und im Fieberwahn auf ihrem Lager vorfindet, anstatt dass sie ihm die Liebe gewährt, auf die er ein Anrecht hat?«
    Während die Königin sich mit Tüchern und Decken trocknete, verließen Louise und Marguerite erneut die Kutsche, um die Lage zu überdenken.
    Ebenfalls durchnässt, beobachteten sie, wie die Kutscher mit großer Anstrengung versuchten, das Gespann aufzurichten, das sich kein Stück bewegte. Die Räder gruben sich immer mehr in den Schlamm und hinterließen eine schmierige dunkle Spur, wo die Karosserie abgerutscht war.
    Â»Nun, Jean-Baptiste! Wir können nichts tun. Räumen wir die Kutsche aus und lassen sie am Wegrand zurück«, sagte Louise gereizt. »Wir können sie leider weder abschleppen noch reparieren. Trocknen wir uns lieber und fahren weiter.«
    Sie ergriff den Arm ihrer Tochter.
    Â»Zum Glück bist du kräftiger als Claude. Aber in einem solchen Zustand riskierst auch du, dir den Tod zu holen.«
    Â»Und Ihr, Mutter?«, entgegnete Marguerite lachend. »Glaubt Ihr, dass Eure Bronchien in so gutem Zustand sind?«
    Schließlich brachen sie beim Anblick ihrer nassen, aus der Form geratenen Kleider beide in Lachen aus und flüchteten sich in die Kutsche. Dieses Mal würden sie allerdings erst bei ihrem nächsten Halt wieder aussteigen.
    Das Gefolge setzte seine Reise weiterhin in langsamem Tempo fort, denn der Regen hatte noch immer nicht aufgehört. Claude erholte sich langsam von ihrem Schrecken und verlangte nach ihrer Tochter.
    Â»Und François kennt sie noch gar nicht«, murmelte sie, als sie Mathilde das Kind abnahm.
    Louise nickte.
    Â»Ich habe Euch geraten«, sagte sie, »sie in Amboise zu lassen. Dort hätte es ihr an nichts gefehlt, und die Ammen hätten in Ruhe unsere Rückkehr erwartet.«
    Â»Sie ist ein zartes Kind«, nahm Marguerite die Königin in Schutz, »ich verstehe, dass Claude sie lieber bei sich hat.«
    Â»Jedenfalls«, gestand die junge Königin und seufzte vor Erschöpfung, »hätte ich die Trennung nicht ertragen.«
    Â»Wir haben getan, was Ihr wolltet, meine Tochter«, schloss Louise und sah ihre Schwiegertochter mitleidig an.
    Â»Ach!«, rief Mathilde in ihrer Begeisterung. »Warum denkt Ihr nicht daran, wie glücklich François sein wird, wenn er Charlotte sieht?«
    Ãœberrascht blickten sich die drei Frauen an. Unwichtig, dass Mathilde in ihrer Gedankenlosigkeit den Namen »François« benutzt hatte anstatt des hochtrabenden »Ihre Majestät«, wie es das Protokoll vorschrieb. Alle wussten, wie unendlich sie den König bewunderte und dass sie häufig in vertraulichem Ton von ihm sprach. Jedenfalls, dachten alle gleichzeitig, hatte Mathilde als Einzige daran gedacht, welche Freude der König beim Anblick seines ersten Kindes empfinden würde.
    In Lyon vergaßen sie die

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