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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Sorgen des Winters, und das Lächeln wich nicht von ihren Lippen. Niemand war erkrankt, und man dachte nicht mehr an die Zwischenfälle der Reise.
    Als die Begeisterung über den Sieg nachließ, die erhitzten Gemüter sich abkühlten und Mathilde voller Ungeduld ihre Mutter erwartete, begann Louise sich Sorgen zu machen. Auf einmal wurde ihr klar, dass dieser Sieg nicht allen gefiel. Papst Leon X. war erregt und wollte mit dem neuen französischen König verhandeln. Heinrich VIII ., der englische Herrscher, betrachtete das Ereignis mit großem Missfallen, und die Schweizer forderten Vergeltung.
    In Lyon verstärkte sich das kleine Geleit der drei Frauen, unter denen sich noch immer Mathilde befand, durch ein prächtiges Gefolge. Man erfuhr, dass der König Leon X. in Bologna getroffen hatte und dass der dicke kurzsichtige Papst, der pausbäckige Sohn von Laurent de Medici, gefolgt von einer regelrechten Armee aus Armbrustschützen, Beamten, Geistlichen und Apothekern, bei François I. einen guten Eindruck hinterlassen hatte.
    Der König musste in Bologna bleiben, um die Eckdaten eines Konkordats vorzubereiten, das Louise als französische Regentin bereits mit Kanzler Duprat ausgearbeitet hatte. Wie würde das Parlament auf eine solche Bevormundung durch den Klerus reagieren? Zweifellos nicht gut, und das wusste Louise. Dennoch musste diese Vereinbarung unterzeichnet werden, um die Position ihres Sohnes zu festigen. Anschließend wäre die Macht von François I. unbestritten.
    Als die Wagen Lyon verließen, hatte Mathilde ihre Mutter noch immer nicht getroffen. Sie fuhren nach Tarascon, denn von Bologna aus war der König nach Pavie zurückgekehrt, um die Unterstützung von Maximilien Sforza einzufordern, der nicht an der Schlacht teilgenommen und sich unter den Schutz der Schweizer begeben hatte.
    Gewiss, die Frauen waren erschöpft, vor allem die Königin, die ihre Kutsche nur selten verließ. Doch die Freude über die Aussicht, bald ihren Cäsar wiederzusehen, vertrieb ihre Müdigkeit und ließ sie Pläne schmieden. Sie wünschten sich sehr, dem ersten Wiedersehen einen intimen Charakter zu verleihen. So sollte die Ankunft in Sisteron mit einer kleinen Eskorte stattfinden. Der Prunk würde alsbald folgen, dem Prestige würde Genüge getan.
    Die Landschaft veränderte sich. An den Straßen drängten sich Häuser mit vorspringenden Erkern aneinander, um die Kirchen wanden sich Arkadengänge mit Spitzbogen, und Pinien, Eiben und Zypressen trugen dunkelgrüne Kleider. Üppiger Efeu rankte sich um die braune Rinde der Bäume.
    Die blasse Wintersonne der Provence schien auf die noch karge Landschaft. Nur die Mandelbäume im Schatten der Kiesmauern blühten bereits, ebenso wie die Mimosen. Hügel umgaben die flachen Dörfer, deren mit zartrosa Schindeln gedeckte Dächer wie seltsame Schildkrötenpanzer wirkten. Bis ins Unendliche erstreckten sich die Olivenfelder mit ihren dunklen knorrigen Stämmen, und am Horizont zeichneten sich die schneebedeckten Gipfel der Alpen ab.
    Endlich trafen sie sich zwischen quietschenden Wagenreifen, abgekoppelten Kutschen und unruhig stampfenden Maultieren, die sich unter die Wachen und Stallburschen mischten.
    François kam in einem mit Lilien bestickten Wams aus silbernem Samt auf sie zu und wurde mit Salven der Artillerie und der Flotte begrüßt, die auf der Reede ankerte.
    In dem ebenso bunten wie lauten Treiben erschien vor Mathildes großen erstaunten Augen Bernardin des Baux, Ritter des Ordens Saint-Jean de Jerusalem. Stolz und hochgewachsen, mit freier Stirn und grauen Augen, in denen ein Hauch von Ehrgeiz schimmerte, hob er die Arme gen Himmel und erteilte Befehl, zum Zeichen der Freude und der Anerkennung die Kanonen zu zünden.
    Sie musste den Blick von ihm abwenden, um ihre Aufmerksamkeit dem König zu widmen, der in Begleitung der Ducs de Bourbon und d’Alençon, den zwei wichtigsten Personen des Königreichs, auf sie zukam. Marguerite war gebannt vom Erscheinen ihres Bruders, zeigte es allerdings nicht so deutlich wie Mathilde. Die wusste nicht, wen sie zuerst ansehen sollte: François, den schönen jungen Monarchen, oder den stolzen Ritter Bernardin des Baux, der die gesamte Zeremonie leitete. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es einen schöneren Mann als den König geben könnte.
    Ununterbrochen ertönte Kanonendonner, auf den der

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