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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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seine Gefangenschaft bedeuten?
    Der blonde junge Mann war vielleicht zwanzig Jahre alt und zeigte ein zartes Lächeln, das nichts Provokantes an sich hatte. Er hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt und musterte mit melancholischem Blick ausgiebig die Leibwache des französischen Königs. Plötzlich entdeckte er Mathilde, lächelte sie an und fragte leise:
    Â»Wer ist das?«
    François lachte.
    Â»Eine meiner Verehrerinnen.«
    Â»Sie wird in ein oder zwei Jahren sehr schön sein.«
    Doch da schaltete sich Louise ein und unterstützte ihren Sohn in seinem Bestreben, sich großzügig zu zeigen, indem sie seinen Vorschlag aufgriff.
    Â»Ihr erhaltet dreißigtausend É cus und ein französisches Herzogtum.«
    Mathilde hob eine Braue. Himmel! Was hatte all das zu bedeuten? Ein Gefangener, dem man ein Herzogtum schenkte!
    Â»Ja«, stimmte François zu, »das Herzogtum Nemours zum Beispiel.«
    Mathilde fuhr zusammen, denn der Chevalier des Baux trat an ihre Seite. Sie hob den Blick zu ihm und wagte es, ihn anzusprechen:
    Â»Wer ist dieser Mann?«, fragte sie und wiederholte die schlichte Frage, die der große Blonde mit den blauen Augen soeben ihretwegen gestellt hatte.
    Bernardin des Baux maß sie mit einem Anflug von Arroganz, was sie ihm jedoch sofort vergab, da er ihr zugleich ein betörendes Lächeln schenkte.
    Â»Das ist Maximilien Sforza«, antwortete er, nahm ihren Arm und führte sie ein Stück weg, sodass man sie nicht hören konnte.
    Â»Nun, aber wie kommt es, dass man einem sogenannten Gefangenen ein Herzogtum schenkt?«, wollte Mathilde wissen.
    Bernardin des Baux fing an zu lachen. Gott! Wie verführerisch sie war. Mit diesen schönen makellosen weißen Zähnen, die sich von ihrem matten Teint absetzten. Ihr fiel auf, dass er das Gegenteil von diesem Maximilien Sforza war. Die blonden Haare des einen bildeten einen Kontrast zu dem dichten dunklen Schopf des anderen. Die blauen Augen und der helle Teint von Sforza standen im Gegensatz zu den stählernen Augen und der gebräunten Haut von Baux.
    Â»Dann wisst Ihr nicht, wer Maximilien Sforza ist?« Er sah sie erstaunt an. »Das ist Eurer Jugend geschuldet.«
    In diesem Augenblick verfluchte Mathilde ihre Jugend, und zum ersten Mal in ihrem Leben errötete sie. Sie traute sich nicht nachzufragen, aber er fuhr von allein fort und machte sich ein wenig lustig über sie:
    Â»Er ist der Sohn des berühmten Ludovic Sforza, den man auch ›den Mauren‹ nannte. Er war Herzog von Mailand zu der Zeit, als Karl VIII . das Herzogtum bekämpfte. Nachdem er damals das Vertrauen des Duc d’Orléans missbraucht hatte, der in der Folge König von Frankreich wurde, nahm man ihn fest, brachte ihn nach Loche und hielt ihn viele Jahre in den tristen Kerkern des Schlosses gefangen. Er ist auch dort gestorben.«
    Mathilde drehte sich zu dem jungen Maximilien um und fand ihn noch verführerischer. Diese Geschichte verlieh ihm eine zusätzliche Aura. Sie hörte das Lachen des Königs. Dieses laute kräftige Lachen, das sie so gut kannte. Sie hatte es oft gehört, wenn er sich anschickte, einen Scherz zu machen.
    Â»Ich habe es Euch gesagt, Ihr werdet nicht mein Gefangener. Ich halte Euch lediglich unter strenger Aufsicht.«
    Er machte eine ausladende gönnerhafte Handbewegung, dann kniff er lachend die Augen zusammen und schien sich zu besinnen.
    Â»Natürlich verlange ich gewisse Dinge im Gegenzug für diese Freundlichkeiten. Ihr gebt mir Eure italienische Kultur. Euch hat der Geist, dem Euer Land seinen künstlerischen Ruhm zu verdanken hat, von frühester Kindheit an geprägt. Vermittelt mir diese Kultur, und Ihr seid frei, wie es einem Prinzen von Eurem Rang zusteht.«
    Â»Ein Prinz der Renaissance!«, murmelte Mathilde.
    Â»Eine Bemerkung, die erkennen lässt, dass Ihr nicht ungebildet seid, junge Unbekannte«, rief Seigneur des Baux.
    Mathilde errötete erneut. Sie wandte den Kopf ab, wich dem Blick ihres Begleiters diesmal aus und verfolgte stattdessen, wie François dem jungen Sforza die Hand auf die Schulter legte.
    Â»Sorgt Euch nicht, junger Gefangener. Ich bin edelmütig genug, um nicht der Heuchelei anheimzufallen. Jeder wird Euch bestätigen, dass ich mich solcher Waffen nicht bediene.«
    Er zog die Hand zurück.
    Â»Von diesem Tag an, Maximilien, seid Ihr ein freier Gefangener. Bringt mir die

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