Die goldene Königin
tragen.
Claude schloss die Augen und seufzte. Nackt beeindruckte sie der König noch mehr. Sie wartete, dass er ihr die so vertrauten Galanterien zuflüsterte. Wie lange würde es dauern, bis er erneut sein Gesicht über sie neigte, ihr so nah kam und sie zärtlich küsste? Denn begehrte er sie überhaupt?
»Teilt Ihr Eurer Lager mit dem glücklichen Sieger?«, fragte er sie mit zusammengekniffenen Augen, denen er an diesem Abend einen möglichst zärtlichen Ausdruck verleihen wollte.
Claude seufzte ergriffen.
»Ich bin deine Frau, François.«
Das »Du« überraschte ihn. Eine solche Kühnheit kannte er nicht von seiner Gattin. Ein schalkhaftes Lächeln auf den Lippen, erwiderte er:
»Meine geliebte Frau, nach diesem hübschen kleinen Schreihals, der mich anscheinend nur mit lautem Weinen begrüÃt, lasst uns einen Thronfolger zeugen.«
Claude spürte, wie sie errötete. Ihre Kühnheit hielt nie lange an, vor allem nicht in Gegenwart von François.
»Das ist mein innigster Wunsch«, sagte sie etwas melancholisch, »ein Sohn wird Euch mehr begeistern als die kleine Charlotte.«
Claude überraschte ihn erneut. Nun benutzte sie erneut das distanzierte »Euch«, und ihre Stimme verriet eine gewisse Bitterkeit.
»Sie ist unsere erste Tochter, Claude«, entgegnete François und ergriff zärtlich die Hand seiner Frau.
Dann führte er sie sanft an seine Lippen und küsste sie liebevoll.
Sie lieà es geschehen, und er bemerkte, wie ihr die Röte in die blassen vollen Wangen stieg. François kannte Claude viel zu gut, um nicht zu wissen, dass sie diesmal nicht aus Leidenschaft errötete, sondern weil sie insgesamt von starken Gefühlen übermannt wurde.
»Charlotte ist ein Mädchen«, flüsterte sie.
»Wir brauchen eins!«
Er setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand.
»Ach Claude! Ich kenne mich mit Kindern nicht aus. Gebt mir Zeit, mich an sie zu gewöhnen, ja?«
Um sich François zu nähern, schob sie sich auf dem Kopfkissen nach oben, das das Zimmermädchen zuvor aufgeschüttelt hatte.
»Eure Schwester hängt sehr an dem Kind. Manche gehen so weit zu behaupten, dass das seltene Lächeln Eurer Tochter nur für Marguerite bestimmt ist.«
»Meine Liebe, meine Zarte. Heute Nacht zeugen wir einen kleinen Jungen, der all Eure Aufmerksamkeit auf sich zieht und Euch das schönste Lächeln Frankreichs schenkt.«
»François«, flüsterte Claude, »ich bitte dich, lösche alle Lichter. Sie brennen mir in den Augen.«
Er stand auf, um die Leuchter zu löschen, und lieà nur den Kandelaber brennen, den er selbst gerade erst entzündet hatte.
»Den auch, François«, flüsterte sie.
»Aber es ist nur noch einer«, widersprach er heiter.
»Das ist einer zu viel«, erwiderte sie und verkroch sich unter der Decke.
Im Zimmer nebenan lieà Marguerite alles über sich ergehen. Charles hatte ihr hastig das Mieder aufgeschnürt und die zwei kleinen Brüste entblöÃt, die noch von kindlichen Ãbergriffen verschont waren. Er beugte sich vor und schnappte gierig mit dem Mund nach den empfindlichen rosa Knospen, die sich seinem Blick darboten.
»Haben Sie mehr Geduld, Charles«, raunte sie, als er ungeduldig und herrisch nach unten griff, um ihren Rock nach oben zu schieben, unter dem sich ihre langen weiÃen Schenkel verbargen.
Aber ohne auf sie zu hören, drängte seine Hand zu ihrem Unterleib hinauf. Marguerite wehrte sie gereizt ab und richtete sich abrupt auf.
»Würdet Ihr wohl noch einmal das Feuer entfachen? Mir ist kalt.«
»Nicht nötig, ich werde Euch wärmen. Dafür wurde der Körper eines Mannes geschaffen.«
Er zog sie grob an sich. Sie lachte erstickt und bitter. Was konnte sie von ihrem Gatten, dem Duc dâAlençon, anderes erwarten? Dieser Mann, der stets bereit für die Ausschweifungen der Soldaten war, die kurzen Liebschaften, schnell und abrupt, knappe Begegnungen, die nur Leere, Kälte und Trauer hinterlieÃen.
Erneut befreite sie sich von den kräftigen Armen, die sie gierig umfingen.
»Diese Momente seid Ihr mir schuldig, Marguerite!«
Sie drehte sich um und sah das Funkeln in seinen grauen Augen.
»Wer sagt Euch, dass ich sie Euch verweigere?«, entgegnete sie in ruhigem, gelassenem, fast gleichgültigem Tonfall. »Ich habe nur gesagt, dass
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