Die goldene Königin
mir kalt ist, und Euch gebeten, das Feuer wiederzubeleben.«
Sie floh in Richtung Kamin, griff den Schürhaken und entfachte die Glut, die sogleich anfing rötlich zu glimmen. Plötzlich schämte Charles sich, dass er ihr diese Aufgabe überlieÃ. Er stand hastig auf, lief zu ihr und nahm ihr den Schürhaken aus den zarten Händen.
»Lasst mich das machen«, befahl er, »und legt Euch wieder hin. Ich komme gleich zu Euch.«
Der zweite Teil des Satzes gefiel ihr nicht, aber was sollte sie tun? Was sollte sie sagen? Sie erwartete keine Zuvorkommenheit von ihm. In wenigen Minuten würde er in sie eindringen, nur auf sein Vergnügen aus sein und sich nach einer schnellen Ekstase sogleich wieder zurückziehen. AnschlieÃend würde er sich schwer atmend zur Wand drehen und anschlieÃend eine lange erholsame Nacht haben. Dann, am nächsten Morgen, wenn er gut erholt aufgewacht war, würde er mit steifem Geschlecht erneut seine besitzergreifende Hand auf den entblöÃten Unterleib seiner Frau legen und einen weiteren Liebesakt fordern.
Marguerite entfernte sich vom Kamin und floh ans Fenster, wobei sie das Mieder schloss, das er mit seinen groben Händen ungeduldig geöffnet hatte. Momentan kümmerte sich Charles um das Feuer. Nachdem er die Glut aufgelockert und einen Holzscheit nachgelegt hatte, hörte Marguerite, wie er den Schürhaken auf den Boden legte.
Sie schob den schweren Vorhang beiseite, blickte hinunter in den Hof und sah eine Kutsche durch das groÃe Tor fahren. Während sie darauf wartete, dass ihr Mann ins Ehebett zurückkehrte, blieb sie noch einen Augenblick am Fenster stehen und beobachtete, wie eine Frau aus der Kutsche stieg.
»Aber das ist ja Alix!«, rief sie. »Ich muss Mathilde Bescheid sagen.«
»Der Wirt wird sich darum kümmern. Legt Euch lieber hin.«
»Versteht doch, mein Freund. Dieses Kind wartet auf seine Mutter, seit wir Lyon passiert haben. Es kommt nicht infrage, dass wir ihre Geduld noch länger auf die Probe stellen.«
Rasch zog sie den Nachtmantel über ihr Kleid und lief auf den Flur hinaus, der zum Zimmer der Comtesse dâAngoulême führte, das diese mit Mathilde, Blanche und Dame de Breuil teilte.
»Schnell! Kommt, Mathilde, Eure Mutter ist unten.«
»Oh!«, rief das Mädchen und stürzte auf den Flur.
»Ihr seid im Nachthemd, Mathilde!«, rief Blanche. »Zieht wenigstens Euren Nachtmantel über.«
Aber das junge Mädchen eilte, vier Stufen auf einmal nehmend, nach unten, ohne sich um ihre leichte Kleidung zu kümmern. Fast am Fuà der Treppe angelangt, verfehlte sie die letzte Stufe und fiel Bernardin des Baux in die Arme, der in der Halle des Gasthofs mit zwei Waffenbrüdern ein Bier getrunken hatte.
Er hatte die Geräusche im Treppenhaus bemerkt und war aufgestanden. Zitternd hielt er sie in den Armen. Er hätte sie natürlich loslassen können, tat es jedoch nicht, sondern betrachtete sie einen Augenblick.
Beim Anblick ihrer leichten Kleidung fingen seine Begleiter an zu lachen, während sie errötete und versuchte, sich aus seinen kräftigen Armen zu befreien. Sie war sich der Lächerlichkeit der Situation bewusst und sagte mit klagender Stimme:
»Das ist meine Mutter! Seht nur, das ist meine Mutter.«
SchlieÃlich lieà der Ritter sie los, zog rasch sein Wams aus und legte es ihr um die Schultern.
»Ihr solltet ihr nicht halb entkleidet entgegentreten.«
Die Tür der Herberge knarrte, und ein frischer Wind wehte herein. Alix trat durch die Tür. Sie sah, wie der Ritter das wertvolle Wams um Mathildes Schultern legte, und schlagartig traf sie die Erkenntnis, dass Mathilde kein kleines Mädchen mehr war.
Mit zwei Schritten waren sie beieinander und fielen sich in die Arme, während Marguerite und Blanche mit Mathildes Mantel in der Hand in die Halle des Gasthofs stürzten. Nach der ersten BegrüÃung schob Alix ihre Tochter sanft von sich, nahm ihr das Wams ab und reichte es dem Chevalier.
»Ich danke Euch für Eure Fürsorge, Monsieur«, sagte sie mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Es war unbesonnen von meiner Tochter, nichts überzuziehen, bevor sie zu meiner BegrüÃung nach unten gestürzt ist. Dank Euch wird sie sich nicht erkälten, was uns morgen davon abgehalten hätte, durch die StraÃen Lyons zu fahren.«
Dann hüllte sie ihre Tochter in den
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