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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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richtigstellen. Sie wandte sich zu Marguerite um, als wollte sie sich für ihren Einwurf entschuldigen. Auch wenn sie noch nicht fertig war, behielt sie das Weitere für sich, in der Hoffnung, dass sich alles aufklärte.
    Â»Duchesse«, ergriff Marguerite d’Alençon das Wort und deutete auf Mathilde, »darf ich Euch Mathilde vorstellen. Sie ist die Tochter von Alix de Cassex, berühmte Weberin aus Tours, die seinerzeit einen Großteil dieser wundervollen Tapisserien entworfen hat. Ich kann es kaum erwarten, die Teppiche zu sehen.«
    Â»Sie hängen in unserer großen Empfangshalle. Ihr könnt sie in aller Ruhe bewundern.«
    Zum Glück war die Atmosphäre weder angespannt noch belastet, denn Mathilde wusste nichts von der Liebesbeziehung ihrer Mutter mit dem Duc d’Amboise. Ebenso wenig wusste Catherine d’Amboise, dass die Geschichte der Wandbehänge ebenfalls die von Alix und ihrem Mann Charles war.
    Als sie in der großen Empfangshalle standen und der König das Ensemble Das höfische Leben bewunderte, verkündete Mathilde:
    Â»Es sind nur sechs Wandteppiche, Sire, der siebte fehlt. Es handelt sich um die Galanterien .«
    Â»Das ist sehr schade, wo ist er?«, fragte der König, während er die Tapisserien bewunderte.
    Â»Er ist Gegenstand eines Prozesses zwischen Maître Bellinois und Alix de Cassex.«
    Â»Alix!«, rief der König erstaunt. »Zum Teufel! Was ist geschehen?«
    Â»Maître Bellinois will die gesamte Arbeit für sich beanspruchen, obwohl er nur die zentralen Figuren gewebt hat. Er behauptet, meiner Mutter die Teppiche nie übergeben zu haben.«
    Â»Aber ich habe einen Brief an den zuständigen Richter gesandt und erklärt, dass der Duc d’Amboise mir bei einem Besuch in der Normandie erzählt hat, dass er die Tapisserien der Weberin Alix de Cassex übergeben habe!«, erklärte Marguerite.
    Â»Ich verstehe nicht«, bemerkte der König, »wieso Charles d’Amboise Alix nicht persönlich verteidigt. Das wäre viel einfacher, und schließlich kennt er sie gut.«
    Er sah, dass Marguerite sich in Mathildes Gegenwart unwohl fühlte. Mathilde hatte sich ihrerseits auch schon gefragt, warum der Duc d’Amboise sich weigerte, diesen Schritt zu tun.
    Â»Alix lehnt es aus persönlichen Gründen ab, ihn um Hilfe zu bitten. Sie will sich allein verteidigen. Sie ist der Ansicht, dies sei ihr Problem, und möchte niemanden dort mit hineinziehen.«
    Dann gab sie François ein unauffälliges Zeichen, dass er nicht weiterfragen solle. Es überraschte Marguerite keineswegs, dass ihr Bruder sofort verstand. Er blinzelte ihr komplizenhaft zu und insistierte nicht weiter.
    Â»François, könntest du nicht etwas für Alix tun?«
    Der König drehte sich zu der jungen Begleiterin seiner Schwester um.
    Â»Sagt Eurer Mutter, Mathilde, dass sie mich über alle Einzelheiten dieser Angelegenheit informieren soll. Ich sage über alle Einzelheiten. Darauf bestehe ich.«
    Er lachte, und Mathilde wunderte sich über seine Heiterkeit.
    Â»Mein Sekretär oder mein persönlicher Kammerherr werden mir diesen Brief überbringen. Dann sende ich dem Richter ein Schreiben, in dem ich sie entlaste, und werde die Sache für sie bestmöglich beenden.«
    Mathilde beugte sich zum König, der den Kopf neigte, um zu hören, was sie ihm sagen wollte. Er spürte ihre rosigen duftenden Lippen an seinem Ohr und fand die Berührung wunderbar romantisch.
    Â»Danke, François«, flüsterte das junge Mädchen. »Das werde ich Euch nicht vergessen.«
    Der Abend verlief äußerst angenehm. Die Duchesse d’Amboise bestand darauf, ihre geschätzten Gäste mit einem kleinen Orchester aus Geige, Cembalo und Laute zu unterhalten, das sie anlässlich des Aufenthalts des Königs in ihre Mauern bestellt hatte.
    Der nächste Morgen ließ einen schönen Tag erwarten. Nach dem Besuch in Chaumont äußerte François den Wunsch, in Plessis-lès-Tours haltzumachen und die Dorfbewohner zu begrüßen. Anschließend machten sie auf dem Weg an der Indre entlang Station in Loches, und der König erinnerte sich unwillkürlich an den Gefängnisbesuch in Begleitung von Louis XII .
    Bevor sie nach Tours kamen, verspürte Marguerite Lust, der Cher zu folgen, um in Montrichard und anschließend in Saint-Aignan haltzumachen, wo der träge Fluss

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