Die goldene Königin
gesehen hatten.
Auf ausdrücklichen Befehl von Alix mussten die Lehrlinge wie auch die jungen Arbeiter ihre Arbeit fortsetzen, ohne die Nase zu heben, es sei denn, der König blickte nicht in ihre Richtung. Antoine und Grégoire hatten deshalb ein bisschen gemurrt, aber Albin und Etienne beschlossen einfach, trotz der Anweisung ihrer Meister den Kopf zu heben und sich den König anzusehen. SchlieÃlich war allen klar, dass der König die Werkstatt kein zweites Mal besuchen würde.
Nicolas hatte sich in das Nebengebäude zurückgezogen und murrte, dass ihm der französische König, sein Hof und das gesamte Königreich ganz gleich seien.
Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen betraten François und Marguerite ungezwungen die Werkstatt. Die Duchesse dâAlençon wandte ihren Blick sogleich den Hochwebstühlen zu. Dort war eine Szene aus Triumph der Gerechtigkeit sowie Die Einschiffung gespannt, die an einen Wandbehang erinnerte, den die Brüsseler Werkstätten kürzlich gewebt hatten, allerdings mit anderen Symbolen.
Marguerite trat auf die Teppiche zu und bewunderte das hübsche Ensemble aus Wolle und Seide, das in bunten Farben schillerte. Die Damen trugen altmodische, silbergefasste Hauben, die ihre Gesichter umrahmten, und Kleider aus Seidenbrokat mit weit ausgeschnittenen eckigen Dekolletés. Auf Der Triumph gab es keinen Gebieter, sondern einen Christus und diverse Engel, und auf Einschiffung waren ein groÃes Schiff, Pferde und Seemänner dargestellt.
Nachdem Marguerite schnell die riesigen Wandbespannungen betrachtet hatte, küsste sie zunächst Alix, während François sich dem kleinen Spiel zuwandte, das die Zwillinge für ihn vorbereitet hatten.
Mathilde und Valentine, die die gleichen Kleider trugen, arbeiteten Seite an Seite an einem Flachwebstuhl, auf den ein symbolträchtiges Werk gespannt war.
Mathilde verspürte augenblicklich groÃe Lust, den König mit einem pathetischen Satz zu begrüÃen, sagte sich jedoch, dass ihre Stimme sie verriete und er sie dann zweifellos sofort erkannte. So schwieg sie und versetzte stattdessen Valentine einen kleinen Tritt mit dem FuÃ, damit sie den König ansprach. Aber ihre Schwester schien völlig versteinert und rührte sich nicht.
SchlieÃlich kam Alix ihnen zu Hilfe.
»Seht meine beiden Mädchen, Sire. Eine kennt Ihr ja bereits.«
Natürlich hatte François vergessen, dass Mathilde eine Zwillingsschwester hatte. Sie erwähnte es nie. Er machte Mathilde jedoch keine Vorwürfe, damit sich die hübschen Augen ihrer Schwester nicht verfinsterten. Allerdings ähnelten sie sich so sehr, dass er nicht zu sagen wusste, welche überhaupt die Schwester war.
Die zwei jungen Mädchen trugen identische rote Röcke und ein weiÃes Mieder. Ihre Haare fielen offen über den Rücken. Sie hatten die gleichen goldbraunen Locken, die gleichen Bänder, und ihre haselnussbraunen Augen besaÃen den gleichen Glanz. Nur Nicolas hätte sofort Valentines Hand ergreifen können, um sie an seine Lippen zu pressen. Und das auch nicht immer.
»Valentine«, sagte Marguerite und kam auf sie zu, »ich bin sicher, dass Ihr Valentine sein müsst.«
»Nein, ich bin Mathilde.«
Der König fing an zu lachen. Diese Ãhnlichkeit! Verblüffend.Er fand Gefallen an dem Spiel und sagte: »Ihr müsst aufbrechen und die Reise mit uns fortsetzen, Mathilde.«
Daraufhin hoben beide das Gesicht und starrten ihn mit der gleichen Kühnheit an. Mathilde schien ihrer Zwillingsschwester Selbstvertrauen zu geben.
»Donnerwetter!«, fluchte der König und brach in schallendes Gelächter aus, »wie ist es nur möglich, Euch auseinanderzuhalten? Schöne Valentine, gebt mir ein Erkennungszeichen, und Ihr, Mathilde, versichert mir mit einem Blick, dass Ihr es seid.«
Sie hoben alle beide die Hand und hielten sie dem König hin. Also stellte er sich zwischen sie und legte den Arm um ihre Schultern.
»Welche darf ich küssen?«, fragte er.
»Mich«, sagte die eine.
»Oder mich«, antwortete die andere.
In diesem Augenblick trat Louise herein. Sie umarmte aufs Herzlichste ihre Freundin, die ihr vor langer Zeit den vom Fieber halb toten Comte dâAngoulême auf ihrem Maultier gebracht hatte.
Mathias kam und begrüÃte den König, die Comtesse dâAngoulême und die Duchesse dâAlençon. Ausnahmsweise
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