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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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hatten und ihre Zukunft leider darin bestand, dem König zu folgen.
    In der Fülle von Ratschlägen – sie kannten sie so lange, dass sie ihr das nicht übel nahmen – hatte sie sie auch gebeten, den König nicht mehr mit »François«, sondern mit »Sire« anzusprechen. Zumindest in der Öffentlichkeit. Sie müssten dem Monarchen ihren Respekt erweisen, ohne dass das ihre Treue und Aufrichtigkeit ihm gegenüber beeinträchtige.
    Als sie sich Chaumont näherten, säumten hellgelbe Sandstreifen die schillernden Wellen der Loire und zogen sich in unendlichen Windungen am Fluss entlang.
    Charles d’Amboise hatte sein Schloss mit Unterstützung guter Architekten, von denen einige aus Italien stammten, im Stil der Renaissance erbaut.
    Chaumont war ein perfektes Beispiel für die neue Architektur, und der König war der Ansicht, dass man die Schlösser im Val de Loire heutzutage genau in diesem Stil gestalten sollte. Chinon, Blois und Amboise waren noch nicht Gegenstand der Umbauten geworden, die den königlichen Familien geräumigere und luxuriösere Unterkünfte bieten sollten.
    Der junge König staunte über die Pracht von Chaumont, das schönste Schloss der Region, obwohl einige Teile noch nicht renoviert waren und ihr Umbau erst später erfolgte. Der König hörte nicht auf, das anmutige und erhabene Ensemble zu bewundern. Alles daran entzückte und begeisterte ihn.
    Die Geschichte von Chaumont ließ sich in wenigen Worten zusammenfassen. Alix kannte alle Details, da Charles d’Amboise ihr viel darüber erzählt hatte, als er ihr Liebhaber gewesen war. François kannte sie ebenfalls. Louis XII . hatte ihm davon berichtet. Vor langer Zeit hatte Pierre d’Amboise, ein Vorfahre der Familie, sich an einer Verschwörung gegen Louis XI . beteiligt, woraufhin der Monarch befohlen hatte, das gesamte Schloss zu schleifen. Da es ursprünglich aus dem Mittelalter stammte, hatte es dadurch letztlich an Ansehen und Eleganz gewonnen. Nach seinem Tod hatte Georges d’Amboise den Bau seinem Neffen überlassen.
    Chaumont überragte die Loire mit seinen Türmen, an denen die Wappen der Amboise prangten, mit seinem Wall, dem nördlichen Trakt und den zwei Donjons, die auf beiden Seiten die Zugbrücke flankierten. An der Fassade hatte Charles d’Amboise in Anspielung auf den Namen Chaumont, »der heiße Berg«, ein Relief anbringen lassen, das einen brennenden Berg darstellte. Auf einem Fries wiederholten sich zwei elegant ineinander verschlungene »C«, die für seinen Vornamen sowie den seiner Frau Catherine standen.
    Mathilde kannte nicht den wahren Grund, warum Alix sie nicht nach Chaumont begleiten wollte. Ihre Mutter hatte ihr einfach gesagt, dass sie ihre Freundin Properzia de Rossi aus Bologna erwarte.
    Verrückt vor Freude, hatte Alix einen Boten mit dem folgenden Brief empfangen:
    Meine schöne, leidenschaftliche Alix,
    ich kann es kaum erwarten, wieder bei Euch zu sein, seit Ihr mir bei Eurer Abreise aus Lyon versichert habt, dass Ihr mich gern wiedersehen würdet. Ich nehme Euch also umgehend beim Wort, und in ein paar Tagen, spätestens in ein oder zwei Wochen, mache ich mich auf den Weg ins Val de Loire. Ich kann es kaum abwarten, die Region in Eurer Begleitung kennenzulernen.
    Endlich werde ich den klaren Himmel sehen, der Euch inspiriert. Den Fluss, den Ihr so liebt. Die Schlösser, die die Italiener so begeistern, und die Ihr, die Franzosen, nach den Vorstellungen unserer schönen Renaissance restauriert.
    Meine liebe Alix, die Vorstellung, Euch wiederzusehen, an Eurer Seite zu arbeiten, Euch zu helfen und Euch bei Euren künstlerischen Entscheidungen zu leiten, lässt mich beinahe erzittern. Wir sind nicht Meister und Schüler, sondern zwei Wesen, die sich verstehen wollen, sich schätzen, sich lieben … vielleicht!
    Ich hoffe, dass Euer Mann mir nicht gram ist, wenn ich Euch zu sehr mit Beschlag belege. Dann ziehe ich mich in mein Atelier zurück, das Ihr für mich vorbereitet.
    Macht Euch bloß keine Sorgen, ich werde Euch nicht zur Last fallen, denn ich bemühe mich, Aufträge von Eurem französischen König und seinen Würdenträgern zu erhalten. Ich werde von allem berichten, was ich in Bologna geschaffen habe. Und schließlich kennen und schätzen mich da Vinci und Michelangelo. Das ist eine gute Referenz. Sie sprechen sehr wohlwollend über

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