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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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gegeben hin, dass ich Euch nicht begleite. Ich werde Euch erst am Ende dieser Reise wiedersehen.«
    Sie ließ ihren Gatten stehen und ritt zu ihrem Bruder, der ihr schelmisch zulächelte.
    Â»François!«, sagte sie gelassen, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, »ich glaube, dass der Duc d’Alençon uns verlassen wird. Aber ich habe ihm versichert, dass ich nicht mit ihm zurückreise.«
    Das schelmische Lächeln des Königs wirkte nun listig. Marguerite kannte dieses Lächeln nur zu gut. Dabei kniff er stets die Augen zusammen und musterte sie eine Weile.
    Â»Was soll’s!«, erwiderte er fröhlich. »Der Duc de Bourbon kehrt ebenfalls auf sein Schloss zu seinem Sohn und seiner traurigen Frau zurück.«
    Darauf erwiderte Marguerite nichts. Ihr Eheleben ging schließlich nur sie etwas an. Sie beschloss, es zu vergessen und die glücklichen Stunden an der Seite ihres Bruders zu genießen.
    Was die Angelegenheiten des Duc de Bourbon anging, wären sie ihr egal gewesen, beträfen sie nicht die Gefühle ihrer Mutter. Sie wusste, dass die Comtesse d’Angoulême hin und wieder ihre alte Liebesbeziehung mit Charles de Bourbon aufzufrischen versuchte. Doch seit sie ihm zu der gewünschten Macht verholfen hatte, hielt er sich kaum mehr in ihrer Nähe auf und fand stets eine Ausrede, um sich von ihr zu entfernen.
    Der ehrgeizige Duc de Bourbon hatte erreicht, was ihn einst gelockt hatte. Louise konnte ihm nichts mehr bieten, abgesehen von Ländereien, auf die sie Anspruch erhob, weil sie einst ihrer Familie gehört hatten. Dann hatte Anne de Beaujeu sie ihr genommen und der kränklichen Suzanne de Bourbon, seiner Gattin, überlassen.
    Doch seit Charles durch seine Gleichgültigkeit und seine wiederholten Abwesenheiten einen Bruch andeutete, wollte Louise diese Ländereien unbedingt zurückerlangen, um sie dem Königreich zu vermachen, denn ihr Sohn sollte sie auf jeden Fall erben.
    Wenn die Königinmutter sich daran erinnerte, empfand sie unweigerlich Bitterkeit. Die Niederlage hatte ihren Groll und den Wunsch nach Vergeltung geweckt. Doch alles zu seiner Zeit. Jetzt wollte sie den Erfolg und den Triumph ihres Sohnes genießen.
    Da ihr Mann nicht aus Italien zurückgekehrt war, empfing Catherine d’Amboise den königlichen Geleitzug. Die Duchesse war hochgewachsen, aber von zahlreichen Schwangerschaften rundlich geworden. Sie hatte das zu jener Zeit eher seltene Glück, dass fast all ihre zahlreichen Sprösslinge von Kinderkrankheiten verschont geblieben waren, die damals häufig tödlich endeten.
    Dutzende Dienstmädchen, Diener und Stallburschen liefen auf ihre Anordnung hin in den großen Hof, wo Kutschen, Pferde und Maultiere sich aneinanderdrängten.
    Der Wohntrakt war noch nicht ganz fertig, aber einige Zimmer wirkten bereits groß und komfortabel.
    Â»Es ist mir eine Ehre und eine große Freude, Euch wiederzusehen, Sire. Leider ist mein Mann nicht da, und meine umfangreiche Familie kommt nur hin und wieder her. Erst wenn wir nicht mehr so beengt wohnen müssen, werden wir uns regelmäßig und länger hier aufhalten. Wir können Euch jedoch jetzt schon ein paar schöne Zimmer anbieten.«
    Â»Weil Euer Schloss so klein ist, Madame«, sagte der König und verneigte sich vor der Duchesse, »werden wir nicht länger bleiben. Aber der hinreißende Zauber Eures Schlosses fasziniert mich. Es ist ein Schmuckstück in einer grünen Schatulle. Genau so stelle ich mir die Architektur meiner künftigen Residenzen vor.«
    Dann verneigte sich Catherine d’Amboise vor Marguerite, die sich sogleich erkundigte:
    Â»Man hört, dass Ihr wundervolle Tapisserien besitzt.«
    Â»In der Tat«, bestätigte die Duchesse d’Amboise lachend, es klang wie das Gurren einer Taube. »Es sind hinreißend schöne höfische Szenen, die mein Mann für das Schloss weben ließ.«
    Mathilde, die sich im Hintergrund gehalten hatte, trat ein paar Schritte vor.
    Â»Ich glaube, Duchesse«, sagte sie, einen Gruß andeutend, »dass die Werkstatt meiner Mutter in Tours den ganzen Hintergrund gefertigt hat, der aus Millefleurs besteht und auf dem sich Das höfische Leben abspielt. Das macht ungefähr die Hälfte der Arbeit aus.«
    Während sie die Worte aussprach, war ihr die Röte ins Gesicht gestiegen, doch das junge Mädchen konnte nicht anders, sie musste die Dinge

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