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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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de Breuil schüttelte gereizt den Kopf, worauf Blanche sich optimistisch gab.
    Â»Vielleicht war diese Catherine Bohier gläubiger, als Ihr meint, und es gibt eine Hauskapelle, in der Ihr in aller Ruhe beten könnt.«
    Die Antwort der Betschwester wurde von Schreien unterbrochen, die aus den Wagen hinter Marguerite kamen.
    Â»Was ist passiert?«, erkundigte sich Blanche.
    Â»Das sind Jacquotte und le Perrin, Dame Blanche, sie streiten sich wie Gott und Teufel.«
    Jacquotte, die älteste unter den Wäscherinnen aus dem Haus d’Alençon, die gerade ihr achtes Kind zur Welt gebracht hatte, schlug kräftig auf den schmächtigen Rücken ihres kleinen Mannes ein.
    Â»Was hat sie?«, fragte Blanche und beobachtete, wie die kräftige Frau wie besessen mit ihren Fäusten auf den armen Mann einprügelte, der kaum noch zu atmen wagte.
    Sie trat näher.
    Â»Nun, Jacquotte, warum schlägst du deinen armen Ehemann?«
    Â»Dame! Es ist wegen heute Abend! Anstatt sich den Wagen mit den anderen zu teilen, will dieses alte Schwein wieder mit mir im Stroh schlafen. Jedes Mal, wenn er den Geruch von Heu einatmet, erregt ihn das, und schon macht er mir ein neues Gör!«
    Â»Aber«, konnte Dame de Breuil nicht umhin zu erwidern, »beklagt Euch nicht, mein Kind. Keines Eurer Kinder ist gestorben, und alle erfreuen sich bester Gesundheit. Viele Eurer Gefährtinnen, die weniger Glück haben, würden das Stroh den harten Planken des Wagens vorziehen!«
    Jacquotte schimpfte und warf der Kirchendame einen finsteren Blick zu. Diese Betschwester verstand eindeutig nichts von den Problemen ihrer ständigen Schwangerschaften, die ihr Leben bestimmten und die ihr die harte Arbeit als Wäscherin nicht gerade erleichterten. Und Le Perrin verbrachte seine Zeit mit den Stallburschen und Pferdepflegern!
    Sie stieß ihren Mann grob zurück, der mit gesenktem Kopf und grün und blau geschlagenem Rücken eilig zwischen den Wagen verschwand, die gerade abgeladen wurden, damit auf der Wiese ein Lager aufgeschlagen werden konnte.
    Â»Gut, Jacquotte«, sagte Blanche, die ihr mehr Verständnis entgegenbrachte, »ich rufe Euch heute Abend, um Euch meine Röcke, meine Tuniken und meine Beinkleider zu geben, die gewaschen werden müssen. Anschließend halte ich Euch eine Weile auf. Ihr müsst Euren Mann nicht im Stroh treffen.«
    Â»Ganz sicher nicht, Dame! Er kann seinen Rausch ganz allein ausschlafen. Ich danke Euch für Eure Güte.«
    Marguerite, die auf der Suche nach Blanche war, unterbrach das Intermezzo.
    Â»Wir müssen heute Abend hübsch aussehen, Blanche. Wahrscheinlich wird man uns in diesem altertümlichen Herrenhaus empfangen.«
    Catherine erteilte ihre Anordnungen. Dienstmädchen, Lakaien, Zofen und Garderobieren liefen in alle Richtungen davon, und da die Jahreszeit mild schien, breitete man große Wandbehänge auf dem Gras aus und stellte Truhen mit Wäsche und Kleidung darauf ab. Die Millefleurs, diese schillernden Tapisserien, boten eine hübsche Zierde. Mit ihren mannigfaltigen Farben unterstrichen sie das bunte Treiben, das durch nichts aufzuhalten war.
    Es herrschte ein unbeschreibliches Gewimmel, denn jede Adelsfamilie wurde von derselben Geschäftigkeit ergriffen. Der lange Zug verteilte sich auf etliche Flecken in der Umgebung, es wurde abgeladen und eifrig und emsig gearbeitet.
    Im Umfeld des Königs wurden die Zelte aufgestellt und die Wandteppiche ausgerollt und aufgehängt, um eine häusliche Atmosphäre zu schaffen. Vorausgesetzt, dass die Bohiers überhaupt den König beherbergen konnten, war das Herrenhaus viel zu klein, um den gesamten Hofstaat dort unterzubringen.
    Ställe, Scheunen und Geräteschuppen der gesamten Nachbarschaft wurden beschlagnahmt, um die Privilegierten des Volkes unterzubringen, die dem nicht enden wollenden Tross angehörten. An diesem Frühlingsabend war es nicht warm genug, um unter freiem Himmel zu schlafen. Jene, die kein Strohbett fanden, drängten sich in den Wagen aneinander und gaben sich mit einem harten Brett zufrieden.
    Â»Die Gegend ist zauberhaft«, stellte Bonnivet fest. »An diesem Ort scheint mir ein Turnier angezeigt, Sire.«
    Â»Ein Turnier!«
    Der König strich sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn.
    Â»Ein Turnier erfordert einige Tage Vorbereitung. Entscheiden wir uns für etwas Unkomplizierteres. Warum nicht eine Falkenjagd?

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