Die goldene Königin
Kanonen von Bologna zum Opfer gefallen, und sie hatte unter den traurigen Folgen gelitten. Leider war sie wenige Jahre nach ihm gestorben.
»Das stimmt«, sagte Louise, »es ist ein wundervolles Anwesen.«
François drehte die Zügel von Pegasus zwischen den Fingern und betrachtete die groÃen Stützpfeiler im Granitbett des Flusses.
»Dieser feudale Donjon ist hübsch umgestaltet. Ich würde gern heute Abend dort schlafen.«
»Und anschlieÃend?«, erkundigte sich seine Mutter.
»AnschlieÃend?«
Louise sah ihn ungeduldig an.
»Ja, anschlieÃend«, wiederholte sie. »Ich weiÃ, François, dass du dir das Schloss aneignen möchtest. Wir müssen aber überlegen, wie wir vorgehen. Die Marques waren ruiniert und haben das Land, die Mühle und den alten Donjon den Briçonnets überlassen. Diese haben bis auf den Donjon alles geschliffen und ein Herrenhaus mit hübschen eckigen Türmchen und groÃen Fenstern erbaut. Glaubst du, dass die Gelder für diesen Bau aus ihrem persönlichen Vermögen stammen, François?«
»Nein, natürlich nicht! Aber die Bohiers sind ebenfalls ruiniert, und alle Welt weiÃ, dass der Sohn Antoine das Schloss von einem Tag auf den anderen verkaufen muss, um die Schulden seiner Familie zu begleichen.«
Louise zuckte mit der Schulter und fuhr etwas verärgert fort:
»Er kann sich inzwischen erholt haben. Aber dieses Gut wird nicht durch einfache Erbfolge übertragen. Die Bohiers sind keine Adligen. Sie sind nur Bankiers, die sich an der Staatskasse bereichert haben. Somit ist es richtig, wenn das Schloss wieder in den Besitz der französischen Krone übergeht.«
Der Vorschlag ihrer Freundin überraschte Alix, doch sie schwieg. Louise schien ihre Freundschaft zur Gattin Bohier vergessen zu haben, die sie zu Zeiten unterhalten hatte, als Alix mit Alessandro verkehrte. Es war lange her, dass Louise sich um diese reiche Frau bemüht hatte, damit sie ihr half, die Thronfolge ihres Sohnes vorzubereiten.
Louise hatte sich sehr verändert, seit sie, solange François noch minderjährig war und während seines Aufenthalts in Italien, die Regentschaft des Königreichs übernommen hatte. Sie war barscher und autoritärer geworden und duldete keine Widerrede. Doch Alix verzieh ihr, denn ihre freundschaftlichen Gefühle hatten nicht nachgelassen, auch wenn sie sich kaum noch Briefe schrieben.
»Antoine Bohier wird seine Schulden nie begleichen können und Schloss Chenonceau der französischen Krone überlassen. Das läuft auf dasselbe hinaus, Mutter«, stellte der junge König fest.
François runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, was ein Zeichen dafür war, dass ihm die Gegend besonders gut gefiel.
»Ist das nicht ein herrlicher Ort? Bitten wir diesen Mann, uns für die Nacht bei sich zu beherbergen.«
»Wenn er da ist«, entgegnete Louise.
Doch der junge König lieà sich nicht aus dem Konzept bringen, und als er sah, dass Marguerite seine Idee unterstützte, ordnete er in selbstsicherem Ton an:
»Man suche den Fourier, damit er den Abend gestalte. Wenn der Hausherr nicht da sein sollte, warten wir hier auf ihn und zelten auf dem Gelände um das Schloss herum.«
Marguerite wandte sich an ihren Bruder:
»Wäre es nicht geschickter, Duprat einzuschalten, François? Er muss seinen Onkel gut kennen.«
»Nun, dann hole man ihn, und unser Gefolge soll sein Lager aufschlagen. Wir bleiben heute Nacht hier.«
»Gütiger Himmel!«, murmelte Dame de Breuil, der dieser Ort missfiel. »Muss der König sich ausgerechnet für dieses halb fertige Herrenhaus begeistern?«
»Nun, nun«, erwiderte Blanche de Tournon, um ihre Begleiterin zu trösten, »wir bleiben ja nicht lange.«
Aber Dame de Breuil schüttelte den Kopf, auf dem sie eine strenge Haube trug, aus der nie auch nur eine einzige Haarsträhne hervorlugte. Tatsächlich kannte niemand ihre Haarfarbe.
»Ich wette«, sagte sie barsch, »dass dieses halb fertige Schloss noch nicht einmal über eine Kapelle verfügt, in der man beten kann.«
»Möchtet Ihr, dass ich mich erkundige?«, antwortete Blanche entgegenkommend.
»Nicht nötig. Seht Ihr nicht, dass Marguerite ihrem Bruder bereitwillig in dieses unfertige grässliche Schloss folgt? Sie ist damit einverstanden, hier so lange wie nötig zu campieren.«
Dame
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