Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
Vom Netzwerk:
nicht auf die Weise begrüßen konnte, wie sie es gern getan hätte. Sollte sie bei Properzias Ankunft noch nicht da sein, hatte sie Mathias gebeten, es an ihrer Stelle zu tun. Er hatte keinerlei Einwände, die bekannte Bildhauerin aus Italien zu empfangen.
    Der Hofstaat fuhr den Cher hinunter, der sich, von tausend Lichtreflexen funkelnd, strahlend und gelassen in die Landschaft erstreckte. Sie passierten die Brücke und hielten erneut in Montrichard. Diesmal beschlossen der König, seine Schwester und seine Mutter, ein oder zwei Nächte in einem der Häuser zu übernachten, die die hübsche Kirche mit den romanischen Bogen am Fuße des eckigen Donjons umringten.
    Die Stadt war rundum von einem Befestigungswall umgeben. Eine Hinterlassenschaft des schrecklichen Foulques Nerra, der im Val de Loire zahlreiche Spuren hinterlassen hatte. Marguerite mochte diesen Ort besonders gern, ebenso wie das nicht weit entfernte Dorf Saint-Aignan, das sich terrassenförmig über dem Cher erhob und in dem der Hofstaat ebenfalls ein paar Nächte verweilte.
    Nach einer Falkenjagd in den benachbarten Wäldern, die sich bis in den Abend hineinzog, begab sich der Tross erneut in Richtung Tours. Anders als an dem Tag, als der König die Werkstatt von Alix besucht hatte, kam er diesmal nicht heimlich in die Stadt, sondern ließ sich von der Menge mit lautstarken Horn- und Trompetenstößen feiern.
    An den Fenstern hatte man Oriflammen sowie Banner mit den Wappen der Valois’ und der Angoulêmes aufgehängt, und der Weg war mit frischen Blumen bestreut.
    Unter freiem Himmel erstreckte sich ein dichter Wald von Fahnen in leuchtenden Farben. Die Musik übertönte die anderen Geräusche mit ihren Trompetenstößen, in die sich das Hufgeklapper der Pferde und das Klirren der Waffen mischten.
    Marguerite ritt auf dem friedlichen Morpheus an der Seite ihres Bruders. Trotz ihres ruhigen Gemüts liebte die Stute das Johlen der Menge. Marguerite beugte sich leicht nach vorn, strich ihr über den Hals und flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr.
    Als sie sich wieder aufrichtete, grüßte sie die Menge mit einer anmutigen Geste, die François sogleich nachahmte. Erstaunt über seine Unaufmerksamkeit, suchte Marguerite nach der Ursache und entdeckte die schöne Françoise de Foix, die Anne de Bretagne mit dem Comte de Châteaubriant verheiratet hatte.
    Ah! Ihr Bruder hatte den Zauber dieses viel zu schönen Mädchens also noch nicht vergessen. Was tat sie im Val de Loire, wo man sich doch erzählte, ihr eifersüchtiger Gatte hielte sie in der Bretagne gefangen?
    Louise, Alix und Valentine folgten in der Kutsche. Marguerite wagte nicht, sich nach den Wagen umzudrehen. Sie war allerdings davon überzeugt, dass den scharfen Augen ihrer Mutter François’ Blick zu der jungen Comtesse de Châteaubriant ebenfalls nicht entgangen war.
    Bevor der Tross weiter nach Chenonceau reiste, wurden am Abend weder Zelte aufgebaut noch Wandteppiche und Wandbehänge ausgerollt. Stattdessen hatte man alle Gasthäuser verpflichtet, den König und sein Gefolge bei sich aufzunehmen. Es wurden die feinsten Speisen und kühler Wein aus Holzfässern serviert. Man füllte ihn in Steinkrüge, die sich rasch leerten, den Geist vernebelten und die Wangen röteten.
    Doch am nächsten Tag waren alle frisch und ausgeruht, um die Reise fortzusetzen und das Herrenhaus zu bewundern, das man auf Domaine de Chenonceau errichtet hatte.
    Die Pferde erreichten ein weites, abwechslungsreiches Gelände. Ganze Wälder erstreckten sich, so weit das Auge reichte, und die Teiche am Rand des Cher erstrahlten in all ihrer Pracht. Dort hatten sich Reiher niedergelassen, und Wasservögel mit schillerndem gelbgrünem Gefieder irrten in den hohen Gräsern und im Stechginster umher. Der König hielt sein Pferd an und ließ den Blick in die Ferne schweifen.
    Â»Das sind die Ländereien von Chenonceau«, erklärte er und deutete mit der Hand auf das riesige Gebiet, das sich vor ihm erstreckte. »Seit seine Mutter gestorben ist, gehören sie Antoine Bohier.«
    Alix erinnerte sich an ihre Freundin Catherine Briçonnet, Dame Bohier, die die Arbeiten am Schloss mit außergewöhnlicher Leidenschaft überwacht und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die vom neuen französischen König so geschätzte Kultur der Renaissance dort einzuführen. Ihr Gatte war den

Weitere Kostenlose Bücher