Die goldene Königin
Königreichs übergingen.
Doch momentan hatte der König genug mit Italien zu tun, wo sich sein Blick zu sehr auf die Provinzen Neapel und Mailand richtete, als dass er sich um die Schlösser an der Loire gekümmert hätte. AuÃerdem fesselte ihn der Reiz der schönen Schlossherrin von Azay. Und Philippa vernachlässigte ihren königlichen Gast in keiner Weise.
Im 11. Jahrhundert von Theobald III . errichtet, wurde Azay zwei Jahrhunderte später von Hugues Ridel, später Rideau übernommen. Lange Zeit trug das Schloss den Namen Azay-le-Brûlé, was auf den Brand Bezug nahm, den Karl VII . angestiftet hatte, als er sah, dass die Burgunder sich seiner bemächtigten. Das Schloss hatte noch eine beträchtliche Reihe weiterer Dramen erlebt, an die sich viele noch lebhaft erinnerten.
Philippa Lesbahy jedoch, verheiratete Berthelot, schien sie vergessen zu haben, und sie hatte recht. Sie erklärte dem König den jetzigen Bau und versäumte nicht, ihn auf die Bedeutung der Pfähle hinzuweisen, die das Fundament bildeten. Sie lieà ihn die eleganten Türme besichtigen, schritt mit ihm den Wehrgang ab, lieà ihn die Pechnasen bewundern, die zum Schein als Verzierung dienten, und überquerte mit ihm die Gräben, die aus spiegelglattem Wasser bestanden.
Auf einer Jagd fand Alix Gelegenheit, sich mit der Schlossherrin zu unterhalten. Philippa war Geschäftsfrau und wusste eine verführerische, oberflächliche Frau von einer klugen, nachdenklichen zu unterscheiden, die ihre Vorzüge geschickt für den Erfolg ihrer Unternehmung einzusetzen wusste.
So gefiel ihr Alix vom ersten Moment an, in dem diese den Mund aufmachte. Mitten im Unterholz, während um sie herum Hunde kläfften und Hörner widerhallten, plauderten sie über flämische Tapisserien, vor allem jene aus Brüssel, die sich mehr und mehr den Ideen der Renaissance anschlossen.
Erneut begriff Alix, dass Properzia tausendfach recht hatte, dass sich alles in der Kunst entwickelte und dass die mittelalterlichen Symbole und die alten Traditionen sich zu sehr veränderten, als dass sie es ignorieren konnte.
Alix sah einige hübsche Aufträge zur Verschönerung der Wände von Schloss Azay auf sich zukommen. Denn bislang hingen dort nur Arkebusen, Kettenhemden, Fangnetze, Falkenstangen, Hirschgeweihe und kleine unbeholfene Vögel. Sie suchte bereits nach Möglichkeiten, die Wände angemessen zu bereichern.
Sie beschloss, Philippa wiederzusehen, um mit ihr auch über Properzia und die finanziellen Schwierigkeiten der bekannten Künstlerin aus Bologna zu sprechen.
AnschlieÃend kehrte sie mit dem Wunsch nach Tours zurück, ihren Zeichenunterricht fortzusetzen, um modernere Tapisserien anzufertigen, die sich deutlich an der italienischen Renaissance orientierten. Es wurde Zeit für sie, Tours zurückzuerobern. Da der Duc dâAlençon ohne seine Gattin in die Normandie zurückgekehrt war, konnte sie ihre Tochter Marguerite anvertrauen und den königlichen Hof frohen Mutes verlassen. Dabei ahnte sie nicht, welche Ideen im Geist von Mathilde keimten.
Der letzte Abend im Schloss von Azay gestaltete sich unterhaltsam. Bonnivet, der die Abwesenheit des Duc dâAlençon nutzte, um Marguerite erneut zu bedrängen, bemühte sich leidlich, sie zu unterhalten.
»Diese Jagd hat mir neuen Schwung gegeben. Ich möchte Euch verführen, Marguerite. Juckt Euch die Lust?«, stieà er lachend hervor und zog sie zu dicht an sich.
»Jucken! Wir werden sehen! Und achtet auf Eure Ausdrucks weise, Guillaume!«, entgegnete diese. »Die feinen Unterschiede! Wisst Ihr nicht mehr das rechte Wort im rechten Moment zu nutzen?«
»Seid Ihr kleinlich geworden, Marguerite?«
»Ich bin keineswegs kleinlich«, antwortete sie und wandte den Blick zu François, um dessen Meinung zu hören.
Doch der war zu sehr damit beschäftigt, die schöne Philippa in seine verführerischen Fänge zu locken. Da sprach Marguerite ihn direkt an:
»François! Sagt Eurem Freund Guillaume, dass man sich am Hof entsprechend der Situation angemessen auszudrücken hat.«
Der König hob seinen Becher.
»Ich trinke auf das Wohl meiner geliebten Schwester und ihre Prinzipien. Wir sollten einen heiteren, fröhlichen Hof unterhalten, der jedoch gewissenhaft auf seine Sprache und seine guten Manieren achtet. Stimmt Ihr mir zu, Philippa?«
Dabei streifte er
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