Die goldene Königin
unter dem Tisch ihren Fuà mit seinem. Philippa reagierte auf die Berührung, deren Bedeutung sie kannte, und lieà sich auf das Spiel ein.
Bonnivet rief etwas von Liebesgedichten und Zitaten, da ihm jedoch niemand folgen konnte, wandte Chabot sich an Marguerite:
»Habt Ihr weitere Gedichte geschrieben?«
»Ich schreibe unaufhörlich mit meinem Freund Clément Marot und werde bald eine ganze Sammlung besitzen.«
»Dann unterstützt er Euch also dabei?«
»Er stellt alles infrage. Auch die Poesie wendet den Blick zur Renaissance. Und Ihr, Philippe! Was schreibt Ihr derzeit?«
Ungeduldig und erhitzt neigte sich Bonnivet zu ihr hinüber:
»Wenn ich schon nicht mit Eurem Gatten wetteifern kann, so werde ich Euch diesen unglücklichen Marot vergessen machen!«
»Nun, Guillaume«, fiel Marguerite ihm kurzerhand ins Wort, »lasst Euren Freund Chabot die Frage beantworten, die ich ihm soeben gestellt habe, die ich jedoch noch einmal anders formulieren will. Denkt Ihr daran, mit den Memoiren meines Bruders zu beginnen?«
»Vielleicht.«
»Wie, vielleicht!«, rief François lebhaft. »Meine Schwester hat absolut recht. Es kommt auf den Ausdruck an, auf das richtige Wort. So müsst Ihr sagen âºganz gewissâ¹, und nicht âºvielleichtâ¹.«
»Reden wir in zehn Jahren noch einmal darüber«, sagte Montmorency und hob seinen Becher, den er soeben geleert hatte.
Mathilde sagte nichts, sondern betrachtete François mit bewundernden Blicken. Ach! Sie verspürte groÃe Lust, genau das richtige Wort zu sagen. Ja! Das Wort, das diesem Augenblick angemessen war, denn dann hätte sie dem König zugerufen: »François, ich liebe dich!« Es wäre zumindest eine Ãberraschung, und einige Sekunden lang würde der junge Monarch sich von Philippa Lesbahy abwenden. Er würde ihren Blick kreuzen und ihr tief in die Augen sehen, wie er es an dem Tag getan hatte, als er seine Lippen auf ihre gepresst hatte.
Alix beobachtete ihre Tochter. Die leidenschaftlichen Blicke, die sie dem König zuwarf, zeigten, dass sie wieder auflebte. Jeder am Hof wusste â und jeder amüsierte sich darüber â, dass sie dem Charme des Königs seit jenem Tag verfallen war, an dem er sie im Alter von vier Jahren auf seinem Pferd Pegasus zweifellos etwas zu dicht an sich gedrückt hatte.
Wie sollte Mathilde erklären, was sie noch nie hatte erklären können: Den ganzen Weg zurück zum Hof hatte sie den Herzschlag des künftigen Königs gespürt. Ein solches Erlebnis vergaà man nicht!
»François â¦Â«, hob Bonnivet an.
Dann unterbrach ihn ein Schluckauf.
»Verzeihung, Sire, wollte ich sagen. Bei unserer Rückkehr aus Italien würde es mich mit Freude erfüllen, einige Tage im Schloss meiner Familie zu verbringen.«
Wieder wurde er von einem Schluckauf unterbrochen und ergriff Marguerites Hand.
»Begleitet Ihr den König, wenn er es zulässt?«
»Sicher.«
Er lächelte, neigte sich zu ihr und raunte:
»Nun, seht zu, schöne Marguerite, dass Euer Gatte in der Normandie ausreichend beschäftigt ist und Euch nicht begleiten kann.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
Das Festessen dauerte fast die ganze Nacht. Claude nahm nicht teil. Sie hatte darum gebeten, auf ihrem Zimmer im Kreise ihrer Zofen zu speisen. Louise hatte ihr Gesellschaft geleistet. Die Duchesse dâAngoulême hatte vor einiger Zeit beschlossen, sich intensiv um die Schwangerschaften ihrer Schwiegertochter zu kümmern. Würde sie diesmal einen hübschen kleinen Jungen gebären? Und wenn es wieder ein Mädchen wurde, würde es beim nächsten Mal ein Junge sein. Das Schicksal meinte es besser mit Claude, als ihre Mutter geahnt hatte. Louise nahm ihre Aufgabe so gewissenhaft wahr, als sei sie selbst schwanger.
Natürlich hatte sie auch ein Auge auf Marguerite und François. Doch die Position, die ihre Tochter derzeit am Hof innehatte, war so hoch, dass sie strahlte wie die Sonne, und zwar ohne Einschränkung, zumal die arme Claude zu unscheinbar war, um einen Schatten auf sie zu werfen.
Alix betrachtete ihre Tochter. Ganz offenbar belastete es sie, wie François mit ebenso viel Kühnheit wie Feingefühl Philippa Lesbahy umgarnte. Er wollte sie unübersehbar heute Abend in sein Bett locken.
Alix nahm Mathildes Hand und hielt sie in ihrer. Sie war müde. So bat sie um
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