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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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das Glück einer erfüllten Frau erfahren hatte, während ihr eigenes Abenteuer so unglücklich verlaufen war, begegnete sie der jungen Diane de Poitiers, der Tochter des Comte de Saint-Vallier.
    Mathilde war bewusst, dass sich Valentine mit Nicolas für einen gänzlich anderen Weg entschieden hatte. Doch Mathildes Weg war nicht nur anders, sie selbst kannte bislang weder Richtung noch Ziel, und so befiel sie eine gewisse Lethargie, von der sie sich nur schwer befreien konnte.
    Alix ahnte nicht, in welcher Gefahr Mathilde sich befunden hatte. Auf Vorschlag von Properzia, die sogleich mit ihrem Umzug beginnen wollte, war Alix allein nach Ussé aufgebrochen. Dort erfuhr sie, dass der Hof sich ein paar Tage in Brissac aufhielt, und machte sich auf den Weg dorthin.
    Alix war froh, dass Valentine nicht mehr denselben Versuchungen wie ihre Schwester ausgesetzt war. Sie sorgte sich jedoch, weil sie nichts für Mathilde tun konnte. Sie beschloss, mit Marguerite zu sprechen. Vielleicht konnte man langsam nach einem Gatten für Mathilde Ausschau halten.
    Auf dem Ritt nach Brissac wanderten Alix’ Gedanken erneut zu Valentine. Mathias schien die Situation ganz recht zu sein. Und warum auch nicht? Sein Sohn und Valentine waren füreinander bestimmt, und wenn Louis, sein zweiter Sohn, sich weiterhin der Religion verschrieb, konnte Nicolas die Nachfolge der Werkstätten übernehmen.
    Seit Alix beschlossen hatte, Nicolas’ und Valentines Wünschen nachzugeben, und nur noch darauf wartete, dass die Hochzeit die Verbindung offiziell besiegelte, galt ihre Sorge ausschließlich Mathilde.
    Seltsam, wie sehr Alix sich in Bezug auf das Schicksal ihrer Töchter getäuscht hatte. Vor zehn Jahren hätte sie alles für Mathilde in die Waagschale geworfen. Sie stand unter dem Schutz der Schwester des französischen Königs, die ihr wohlgesinnt war. Sie würde einen Mann aus dem Hochadel ehelichen, und stets verlangte man bei Hofe nach ihr – was konnte sie sich mehr erträumen?
    Was hatte Valentine dagegen? Die Liebe von Nicolas und das Talent einer großen Weberin! Man musste allerdings nicht lange nachdenken, um zu begreifen, dass Valentine am Ende besser bedient war als Mathilde und dass diese viel verletzlicher als ihre Schwester war.
    Château de Brissac fehlte es nicht an Charme. Pierre de Brézé, Minister bei Karl VII ., hatte die alte Festung erstanden, die einst von Foulques Nerra erbaut worden war. Er hatte die beiden runden Haupttürme erneuert, und Jacques, sein Sohn, hatte weitere umfangreiche Umbauten vorgenommen, ebenso wie sein Enkel Louis de Brézé. Letzterer hatte das Anwesen jedoch an René de Cossé verkauft, dem das Schloss derzeit gehörte.
    Am Fuße der Treppe, die in einen dunklen Korridor mündete, stieß Mathilde mit einer schönen Unbekannten zusammen.
    Â»Darf ich fragen, wer Ihr seid?«, erkundigte sich Mathilde im Dunkeln und rieb sich den Arm.
    Â»Ich bin Diane de Poitiers. Und Ihr?«
    Â»Mathilde de Cassex, Tochter der Weberin aus Tours. Dieses Schloss ist ein Traum, aber es fehlen an einigen Stellen Lampen. Habe ich Euch wehgetan?«
    Â»Ach, nicht schlimm. Und Ihr?«
    Â»Ach, das geht vorbei.«
    Als sie sich einem der Eingänge näherten, bemerkten sie, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war. Doch über der Poterne brannte eine Fackel und beleuchtete ihre Gesichter. Sie waren ungefähr im selben Alter.
    Die junge Diane hatte dichtes blondes Haar und einen langen Schwanenhals. Ihre runden Schultern gingen harmonisch in ihre Brüste über, die sich bereits auf wundervolle Weise wölbten. Ihre großen Augen strahlten, und der Mund mit den rosafarbenen Lippen verzog sich zu einem bezaubernden Lächeln.
    Diane bewegte sich wie eine Prinzessin, und wenn sie sich aus ruhte, wirkte sie wie eine antike Göttin. Gott, wie schön sie war!
    Die Fackel spendete ausreichend Licht, dass die zwei jungen Mädchen sich aufmerksam mustern konnten. Auch Diane betrachtete ihre Begleiterin.
    Mathilde glich einem wilden Fohlen. Ihre langen goldenen Haare mit den kastanienbraunen Schattierungen fielen in dichten Locken auf ihren Rücken. Ihr fein gezeichnetes Gesicht wirkte anmutig und überaus verführerisch, und obwohl ihre Augen hell waren, zogen darin Gewitterwolken und Blitze vorbei. Gern hätte Diane diesen kühnen, etwas rebellischen Blick besessen. Diesen Blick vergaß man nicht. Doch was

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