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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Florenz kennenzulernen.
    Alix war mit dem Vorsatz in Brissac eingetroffen, mit Marguerite zu sprechen. Doch als sie ihre Tochter lebensfroh und bester Laune vorfand, beschloss sie, noch einige Monate mit der Suche nach einem Ehemann zu warten.
    Während der lange Tross mit Pferden und vollgepackten Wagen am Fluss der Loire entlang zur Indre zog, bewunderten alle unweigerlich das sich ins Unendliche erstreckende Ufer. Als sie Wald und Forst erreichten, verwandelten sich die Farben auf einmal in ein prachtvolles Gemälde aus unzähligen Grüntönen.
    Bauern und Winzer jubelten dem König und seinem Gefolge zu. Auf den Feldern unterbrachen Frauen in weiten grauen Kleidern und mit weißen Hauben auf dem Kopf ihre Arbeit. Die Kinder am Straßenrand kreischten und gebärdeten sich wie kleine Teufel, die soeben einer Büchse mit Schalk entsprungen waren. Die ärmsten unter ihnen besaßen weder Holzschuhe noch Pantinen und liefen mit nackten Füßen durch das Gras. Wenn sie steinige Wege passierten, teilten sich manche ein Paar.
    Schließlich entfernten sich die bunt geschmückten Pferde, die Maultiere, die Esel und die Kutschen auf Anweisung des Königs vom Ufer der Loire und folgten der Indre. Sie besaß ein schmales gewundenes Flussbett, doch ihre Ufer schillerten ebenso prächtig wie die der Loire.
    Als François die silbernen Türme von Azay-le-Rideau entdeckte, war er augenblicklich fasziniert. Er sprang von Pegasus, der die Nase in die warme Luft dieses frühen Sommermorgens reckte, über dem sich eine noch blasse Sonne zeigte.
    Â»Genau so möchte ich mein nächstes Schloss bauen! Mit einer gleichmäßig gegliederten Fassade aus weißem Stein, die eine vollkommene Harmonie mit der Natur eingeht. Mit einem Schieferdach, das in der Morgen- oder Abendsonne herrlich funkelt!«
    Â»Aller Schönheit zum Trotz«, gab der dicke Duprat zu bedenken, der ihn auf allen Reisen begleitete, »wenn man das Herrenhaus vergrößerte, würde es an Pracht und Ansehen gewinnen.«
    Â»Könnte Euer Freund, der Finanzmann Berthelot, da nicht Abhilfe schaffen?«, erkundigte sich der König.
    Â»Das Land von Azay-le-Rideau gehört nicht dem Statthalter von Tours, sondern seiner Frau, Sire.«
    Â»Was? Berthelot besitzt nicht das Nutzungsrecht?«
    Â»Nein, Sire. Berthelot kommt nicht die Lehnsherrschaft von Azay zu. Sie gehört seiner Gattin. Und sie entscheidet über einen Ausbau des Schlosses.«
    Die Antwort schien dem König nicht zu gefallen, aber er insistierte nicht weiter.
    Â»Was will man mehr? Das Ganze ist romantisch und entspricht im besten Sinne der Renaissance«, schaltete sich Marguerite ein, die ihren Bruder noch immer begleitete. »Sieh nur, François, das Wasser ist von Seerosen übersät und von Grün durchzogen.«
    Â»Dennoch, liebe Schwester, ist das Schloss etwas klein. Das Anwesen verlangt nach einem Gebäude größeren Ausmaßes. Diese Mühle ist zwar bezaubernd, braucht jedoch eine Vergrößerung, die der traumhaften Landschaft würdig ist.«
    Â»Sire«, unterbrach Duprat, »nehmt wenigstens ein paar Anregungen mit.«
    Â»Schon geschehen, mein Freund, schon geschehen.«
    Â»Nun, bitten wir diese Frau um Asyl. Es heißt, sie sei eine hervorragende Gastgeberin und noch dazu wunderschön.«
    Im Schloss löste sich die Verstimmung des Königs in Begeisterung auf. Der Anblick der verführerischen Gastgeberin raubte ihm den Atem. Er schickte sich sogleich an, ihr den Hof zu machen, und versenkte seinen samtenen Blick in die grauen Augen der schönen Schlossherrin.
    Ihr Temperament glich dem von Catherine Briçonnet, Dame Bohier, die das Bauvorhaben von Chenonceau geleitet und überwacht hatte. Ihre Gastgeberin zeichnete sich zusätzlich dadurch aus, dass man ihr den männlichen Vornamen Philippe gegeben und durch ein »a« feminiert hatte.
    Philippa war die Gattin des Schatzmeisters Berthelot. Alix hatte einst bei ihrer Freundin Catherine Bohier von ihm gehört. Aber deutlich jünger als sie, hatte Dame Philippa Lesbahy noch nicht die Zeit gehabt, von sich reden zu machen. In wenigen Jahren würde die Familie Berthelot-Lesbahy allerdings das Schicksal der Familie Bohier-Briçonnet ereilen. Denn es missfiel dem König, dass zu viele Schlösser im Val de Loire reichen Bankiers gehörten, was verhinderte, dass sie in den Besitz des französischen

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