Die goldene Pyramide
ziemlich Erstaunliches: Die Pyramide ist aus massivem Gold.“ Verblüfft schüttelte Thorn den Kopf, denn als Antwort auf seine Eröffnung schüttelte Pat ungläubig den Kopf.
„Ausgeschlossen!“
„Ausgeschlossen? Sie sind aber gut! Wieso wollen Sie mir das nicht glauben?“
„Ein Berg aus lauter Gold, wäre er auch noch so gewaltig groß, hätte unseren Kompaß völlig ungerührt gelassen. Nein, Thorn. Ich glaube Ihnen meinetwegen, daß die Pyramide ganz und gar mit Gold überzogen ist, aber daraus hergestellt kann sie einfach nicht sein.“
„Das leuchtet mir schon ein“, gab er zu. „Genau das habe ich mir ja auch gedacht. Sagen Sie mir, Pat: Hat Ihr Vater etwa irgend etwas entdeckt, was uns helfen könnte, den Eingang des riesigen Bauwerks zu finden? Ich habe Scrivner schon gesagt, er solle mit einer langen Stange in der Bewachsung herumstochern, aber die Grundfläche der Pyramide ist nahezu einen Kilometer breit, und wir könnten eine Ewigkeit vertrödeln, ohne Erfolg zu haben – wenn uns nicht ein Glückszufall zu Hilfe kommt.“
„Der Eingang der meisten Pyramiden liegt gewöhnlich an der Nordseite“, sagte sie langsam. „Das beste wäre es wohl, sich die Vegetation sehr genau anzusehen. Falls der Eingang nämlich noch immer eine Öffnung hat und nicht verschüttet ist, müßte sich doch eigentlich darüber eine Vertiefung in der Bewachsung finden, nicht wahr?“
„Gewiß, ein kluger Gedanke. Was hätte Ihr Vater wohl jetzt getan?“
„Er hätte die ganze Anlage aufgenommen und eine genaue Skizze gemacht. Fotografiert hätte er die Pyramide von allen Seiten. Muster von den Mauern und aller Bewachsung hätte er sorgfältig gesammelt, ebenso Bodenproben der ganzen Umgebung genommen. Dann hätte er Bagger, Sägen und sonstige Maschinen herkommen lassen und das ganze Bauwerk restlos freigelegt.“
„Genau das wollen auch wir tun.“
„Das Bauwerk freilegen?“
„Nein. Aber Bagger und sonstige Maschinen herkommen lassen.“
„Gewiß, ein unbedingt richtiger Gedanke! Sobald wir von unserer Entdeckung berichten, wird Geld für die endgültige Erforschung bereitgestellt werden. Ganz bestimmt wird das Forschungsinstitut einverstanden sein, daß Sie die Leitung der Ausgrabungsarbeiten übernehmen – in technischer Hinsicht natürlich nur. Gewiß erwarten Sie nicht, zum wissenschaftlichen Leiter ernannt zu werden. Jedenfalls bekämen Sie ein recht anständiges Gehalt, hätten genügend tüchtige Untergebene und bekämen vielleicht sogar die Chance geboten, nach ein paar Jahren zur Erde zurückzukehren. Überlegen Sie es sich gut, Thorn! Sie würden an einem der bedeutendsten und wichtigsten Ereignisse unseres Jahrhunderts beteiligt sein und eine maßgebliche Rolle dabei spielen.“
„Tausend Dank!“ erwiderte er trocken. „Aber richtiger müß te ich wohl sagen: danke bestens!“
„Was soll das heißen?“
„Daß ich auf den Posten, den Sie mir da so schön ausgemalt haben, keinen Wert lege. Ich habe die Pyramide gefunden, und ich möchte sie nun auch behalten.“
„Ich verstehe Sie einfach nicht, Thorn! Was können Sie denn anderes tun, als Ihre Entdeckung den Behörden zu melden?“
„Behalten kann ich sie!“
„Aber das ist doch reiner Unsinn! Es ist durchaus möglich, daß man in dieser Pyramide Dinge findet, die uns eine ganz neue Schau in historischer und kultureller Hinsicht erlaubt. Schließlich ist sie das einzige Gebäude, das wir von allen Werken der Urrasse haben auffinden können. Auf gar keinen Fall dürfen Sie das geheimhalten, Thorn. Sie müssen doch einsehen, daß das vollkommen ausgeschlossen ist!“
„Warum denn?“
„Mein Gott, ist das so schwer einzusehen? Weil eben …“ Sie seufzte und starrte ihn mit ganz seltsamem Gesichtsausdruck an. „Ach ja, das hatte ich ja vollkommen vergessen: Es ist ganz und gar vergoldet, und an nichts anderes vermögen Sie zu denken. Allein um sich in den Besitz des Goldes zu setzen, könnten Sie das ganze Ding einreißen und alles zerstören, was sich an unersetzlichen und einmaligen Erkenntnissen darin verbirgt! Es ist nicht Ihre Art, sich um Zeugnisse uralter Kulturen große Sorgen zu machen; was kümmern Sie schon die Überbleibsel von Kul turen, die vermutlich älter sind als die Geschichte des Menschengeschlechtes! Das alles ist Ihnen völlig gleichgültig. Sie sehen nur eines: Gold!“
„Das also glauben Sie von mir, ja?“
„Wie könnte ich Sie anders einschätzen? Ich habe mich wohl eine Zeitlang getäuscht.
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