Die goldene Pyramide
ihnen lag. „Also los, seht euch gut um! Reden können wir nachher noch genug.“
Was sie sahen, konnte man mit Fug und Recht das Paradies für einen Techniker nennen!
Überall standen Maschinen, in glatten, formschönen Gehäusen, offenbar perfekt durchkonstruiert.
Thorn starrte gebannt auf einen Apparat aus glitzernden Metallen und schimmernden Kristallen. Aber er konnte damit nichts anfangen. Er ging von Maschine zu Maschine, immer auf der Suche nach irgendeinem Apparat, den er verstand.
Aber sein Suchen blieb vergeblich.
Müde wandte er sich schließlich der gähnenden Öffnung des Eingangs wieder zu, seine beiden Schultern sanken vor Erschöpfung herab. Pat lächelte ihm tröstend zu, während Scrivner wütend vor sich hin fluchte und sich auf den leise schwankenden Fußboden fallen ließ.
„Na?“
„Nichts.“ Thorn blickte wieder zu den aufgereihten Maschinen hinüber, die schweigend unter der gewaltigen Kuppel des Daches warteten. „Wochen müßte es dauern, wollte man sich alles hier drin auch nur eingehend ansehen. Für eine genaue Prüfung würde man Jahre und Jahrzehnte brauchen.“
„Also ist es nichts mit dem Reichwerden, wie?“
„Das weiß ich noch nicht, Scrivner.“ Erschöpft lehnte sich Thorn gegen die Kante eines der Sessel. „Ich weiß es wirklich nicht.“
„Verdammt!“ Der Kleine starrte wütend auf die schweigenden Maschinen. „Da haben wir den schrecklichen Marsch überstanden, haben Schritt für Schritt dem Tod ins Auge geschaut, und wozu das alles?“
„Vielleicht für einen Traum.“
„Einen Traum? Was willst du damit sagen, zum Teufel?“
„Ich meine Bronson“, erwiderte Thorn ruhig. „Ein seltsamer Mann war er. Einer der ersten, der hier an Land ging, noch damals in den Tagen der ersten Expeditionen, und er schloß Freundschaft mit den Eingeborenen. Er lernte ihre Sprache, konnte sich wenigstens mit ihnen verständigen, brachte einigen von ihnen die Erdensprache bei und behandelte sie wie Gleichberechtigte und nicht wie Wilde, die man nur ausbeutet. Sie waren ihm dankbar dafür, und zum Zeichen dessen erzählten sie ihm etwas von dem, was tief im Dschungel wartete. ‚Haus der Götter’ nannten sie es. Das Wertvollste auf der Venus war es. Unglaublich alt und unglaublich wertvoll. Sie erzählten ihm, wo es war, und warnten ihn vor den Gefahren, die es umgaben.“
„Das alles weiß ich doch!“ zischte Scrivner aufgebracht. „Bronson war buchstäblich verrückt! Er hätte die Eingeborenen zwingen sollen, ihn zu diesem geheimnisvollen Ding zu führen.“
„Bronson machte sich gar nichts aus der Sache – damals wenigstens noch nicht. Er war jung, und er sehnte sich nach nichts anderem, als immer neue Welten zu entdecken. So kehrte er der Venus wieder den Rücken. Er fuhr zum Mars, zum Merkur und zu den kalten Welten der äußeren Planeten. Als er schließlich hierher zurückkehrte, waren viele Jahre vergangen, und die Eingeborenen – hatten sich verändert.“
Er machte eine Pause.
„Was für ein Tier ist doch der Mensch!“ knurrte er. „Wir sind hergekommen, haben gewisse Gegenstände gesehen, die wir gern haben wollten, und haben sie einfach genommen. Wir haben den Eingeborenen Rauschgifte gegeben, haben sie ausgenutzt, haben sie betrogen und ausgebeutet, bis sie sich aus purer Selbstverteidigung vor uns verbergen mußten. Jetzt haben sie Angst – oder, besser gesagt, sie empfinden Abscheu und Haß. Wir treiben unseren Handel mit degenerierten, heruntergekommenen Ausgestoßenen, die nichts mehr mit ihren Stämmen zu tun haben, armselige Kreaturen, die an den Giften, die wir ihnen gegeben haben, zugrunde gehen. Und in unserem kindlichen Sinn bilden wir uns ein, den ganzen Planeten wirklich erobert zu haben.“
Wieder machte Thorn eine kurze Pause. Dann fuhr er fort:
„Aber wir täuschen uns. Bronson hat den Unterschied wohl bemerkt. Er sah, was geschehen war, und er fühlte mit den Eingeborenen. Da fiel ihm ein, was die Leute von der Venus ihm gesagt hatten, und er unternahm einen letzten Versuch, den Reichtum der Jahrtausende zu gewinnen.“
„Was für einen Reichtum denn?“ fauchte Scrivner, und wieder blickte er sich in dem weiten Raum um. „Schrott! Ja, genau das ist es! Nichts als Schrott!“
„Vielleicht. Aber wenn nun einmal ein Wilder sich unsere Museen auf der Erde ansähe, was würde er sehen? Schrott! Schweigende Maschinen und unerklärliche Zusammenballungen von Metall. Wie könnte er vermuten, daß er auf die technischen
Weitere Kostenlose Bücher