Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
verurteilen uns wegen unserer eigenen negativen Gedanken. Unsere Leistungen entsprechen oft nicht unseren Hoffnungen oder Erwartungen. Wir sind unsicher, ob wir mit anderen Menschen richtig umgehen können und den Herausforderungen des Lebens gewachsen sind. Unbewußt bezweifeln wir vielleicht sogar, ob wir es überhaupt verdient haben, erfolgreich zu sein. Bis in die kleinsten Details unserer Handlungen und Verhaltensweisen hinein zeigt sich dieses Mißtrauen gegenüber uns selbst.
Erst wenn wir dahinkommen, uns selbst so zu verstehen und zu akzeptieren, wie wir sind, wird uns klar, daß die Menschen eigentlich gar nicht kühl und abweisend zu uns sind – wir haben das nur so wahrgenommen. In Wirklichkeit spiegeln sich in dem Verhalten unserer Mitmenschen nur die harten Urteile wider, die wir über unser eigenes Handeln fällen. Sobald wir das Recht der anderen Menschen akzeptieren und respektieren, ihre eigenen Gefühle zu haben, und zwar aus ihren eigenen Gründen, empfinden wir sie plötzlich gar nicht mehr als kalt. Denn nun umgibt uns eine Aura der Wärme und Glaubwürdigkeit, weil wir aus unserem eigenen Zentrum heraus handeln, statt von den Gefühlen und Meinungen anderer abhängig zu sein oder sie beherrschen zu wollen.
Sobald wir mehr Verantwortung für unsere Gefühle und Wahrnehmungen übernehmen und die Schuld an unseren Schwierigkeiten nicht mehr den anderen oder den äußeren Umständen geben, gelangen wir zu der bewußten Erkenntnis, daß wir den größten Teil unserer Schwierigkeiten selbst schaffen. Und wenn uns mit gleicher Eindringlichkeit klar wird, daß nur wir selbst unser Leben ändern können, dann werden wir fähig, uns dem Leben zu stellen und den Weg des friedvollen Kriegers zu gehen.
Um unsere eigenen negativen Vorstellungen überwinden zu können, müssen wir sie als willkürliche Illusionen entlarven, die nicht mehr Substanz haben als ein Gespenst.
Ein älterer Japaner; dessen Frau vor kurzem gestorben war, spielte mit dem Gedanken, wieder zu heiraten. Aber dieser Wunsch flößte ihm Schuldgefühle ein. Bald darauf begann der Geist seiner Frau ihm jede Nacht zu erscheinen. Er konnte kaum noch schlafen und fühlte sich sehr elend. Da ging er zu einem ZenMönch, von dem er glaubte, daß dieser ihm helfen könne.
«Sie weiß alles, was ich denke», klagte er dem Mönch sein Leid. «Sie weiß, an welche Frau ich gedacht habe; ihr Geist weiß alles!»
«Ich verstehe», sagte der Mönch. «Aber wenn dieser Geist wirklich existiert, dann müßte er dir doch sicherlich alles sagen können.» »
«Ja!» bestätigte der Mann.
«Dann fülle heute abend, ehe du schlafen gehst, einen Krug mit Bohnen. Und wenn der Geist wieder erscheint, frage ihn, wie viele Bohnen in dem Gefäß sind.»
Als der Geist in dieser Nacht wieder kam, fragte der Mann ihn: «Wie viele Bohnen sind in diesem Krug?»
Da verschwand der Geist und kehrte nie wieder.
Ebenso können wir Annahmen, von denen wir bisher wie selbstverständlich ausgegangen waren, als Irrtümer entlarven und uns von ihnen befreien. Wir brauchen unsere inneren Hürden nur im Licht unseres Bewußtseins zu betrachten. Dann verschwinden unsere «Geister». Wir eröffnen uns damit ganz neue Möglichkeiten, und unser tägliches Leben ändert sich: Es ist jetzt keine endlose Reihe von Aufgaben mehr, sondern eine Reihe von Abenteuern und Chancen. So wie wir lernen, jeden Augenblick als etwas Besonderes zu betrachten, lernen wir nun auch, uns selbst mit dem gleichen tiefen Mitgefühl und Respekt zu behandeln.
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Auf ein neues Selbstbild zu
Als sie durch das Land von Oz reisten, glaubte die schlaue Vogelscheuche, keinen Verstand zu haben; der liebevolle Blech-Holzfäller hatte das Gefühl, ein Herz zu brauchen; und der heldenhafte Löwe glaubte, ihm fehle es an Mut.
Nach den Geschichten von Frank L. Baum
Gefangene unseres eigenen Selbstbildes
Es gibt Menschen, die glauben, alles zu können, und Menschen, die glauben, nichts zu können. Beide haben recht. Denn die Energie folgt unseren Gedanken. Egal, wie sehr wir uns anstrengen oder wieviel wir wissen, wir stoßen meist nur bis zu den Grenzen vor, an die wir glauben, und nicht weiter. Die meisten Personen belasten sich mit falschen, völlig willkürlichen Vorstellungen von ihren eigenen Fähigkeiten, mit Vorstellungen, deren Gefangene sie dann den größten Teil ihres Lebens sind.
Wir erreichen niemals mehr, als wir erwartet haben, und unsere Erwartungen beruhen wiederum auf dem Vertrauen, das
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