Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
Durch diesen Schleier interpretieren wir die Realität. Ob ich heute wohl gut aussehe? Wahrscheinlich wundern die Leute sich, warum ich zu spät gekommen bin. So ein Pech! Ich hoffe, daß die Besprechung
gut läuft... Dieser Bereich des Subjektiven umfaßt auch die Assoziationen unseres Basis-Selbst (Unbewußtes), die im Körper gespeichert sind.
Die Fallstricke des Verstandes
Ted, ein Klient, schilderte mir ein sehr schmerzliches Erlebnis, die Trennung von seiner Verlobten: «Es war Abend. Ich saß in meiner Wohnung, las und wartete auf Sally. Wir wollten das Wochenende zusammen verbringen. Da klingelte es an der Tür. Weil Sally einen Schlüssel zu meiner Wohnung hatte, nahm ich an, es sei der Postbote, und war überrascht, sie vor der Tür stehen zu sehen. Ich weiß noch, daß ich mich freute. , sagte sie. Ich spürte sofort, daß irgend etwas nicht stimmte. Sie sah so ernst aus. Irgendwie machte sie einen bekümmerten Eindruck.
, forderte ich sie auf, aber sie blieb vor der Tür stehen. Und dann schlug ihre Bombe ein.
‹Ted›, sagte sie und streckte mir den Schlüssel und den Verlobungsring hin. ‹Ich muß dir das zurückgeben.›
Ich stand da wie angewurzelt. Ich konnte es einfach nicht fassen, unser letztes Wochenende war doch so wunderschön gewesen! Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, und ich glaube, es verschlug mir auch den Atem. konnte ich nur noch herausbringen.
Mit Tränen in den Augen sprudelte Sally hervor: Aber sie sah gar nicht so aus, als ob es ihr leid täte. Natürlich weinte sie, aber ihrem Gesicht sah man an, wie aufgeregt sie war! Sie sagte noch mehr, aber ich hörte kaum noch zu. Ihre Mitteilung hatte mich wie ein Fausthieb in den Magen getroffen, ich war wie betäubt. Da kommt irgend so ein Kerl dahergelaufen, und die große Liebe meines Lebens – eine Frau, der ich vertraut und auf die ich gebaut hatte – sagt Sayonara, und mein ganzes Leben stürzt in sich zusammen wie ein Kartenhaus! Wie
konnte sie mir das antun? Ich wollte sie bitten, nicht zu gehen, ihr sagen, wie verletzt ich war. Aber ich brachte kein Wort heraus. Ich glaube, ich habe irgend etwas Dummes gesagt, so etwas Ähnliches wie: ‹Wenn du das wirklich willst, Sally...› Sie wirkte erleichtert, doch ich denke, sie glaubte mir nicht ganz. Verdammt nochmal, ich selber glaubte es mir ja auch nicht!
Sie ging ganz offensichtlich gern von mir. Zum Teufel mit ihr! Nachdem sie weg war, fühlte ich mich so einsam wie schon seit Jahren nicht mehr. Es war, als sei ein Teil meines Lebens von mir abgeschnitten worden. Dann packte mich die Wut. Ich hatte ein halbes Jahr lang Überstunden gemacht, um ihr diesen Ring zu kaufen... Was sollte ich jetzt damit anfangen? Ich hatte Lust, mich zu betrinken oder mit irgendeiner Frau ins Bett zu gehen – oder beides.
Ich überlegte, ob ich sie anrufen sollte. Oft. Aber das hätte die Wunde nur wieder aufgerissen. Offensichtlich liebte sie diesen Mann viel mehr als mich. Ich habe einmal ein Bild von ihm gesehen. Er ist größer als ich und sieht auch besser aus. Trägt teure Klamotten. Manchmal ist das Leben einfach ungerecht. Was stimmt mit mir eigentlich nicht? Jede Frau, in die ich mich verliebe, entliebt sich früher oder später wieder. Ich habe es so satt. »
Von all den Dingen, die passieren, hat letzten Endes nichts eine Bedeutung. Deshalb erfinden wir unsere Bedeutungen selbst. Ted hatte mir seine subjektive Interpretation seines Erlebnisses erzählt, all die Gefühle und Deutungen und Leiden, die er damit assoziierte. Natürlich müssen wir diese Empfindungen akzeptieren und verstehen. Doch gleichzeitig können wir uns klarmachen, daß psychische Schäden selten von einem Ereignis selbst herrühren, sondern eher von der Reaktion unseres Denkens auf dieses Ereignis, es sei denn, es ist tatsächlich ein objektiver, physischer Schmerz oder eine Verletzung im Spiel. Streß entsteht , wenn unser Denken sich gegen irgend etwas wehrt , was ist . Ich bat Ted, mir die Geschichte noch einmal zu erzählen, aber diesmal so einfach, kurz und objektiv wie möglich, ohne seine Überzeugungen, Interpretationen , Vermutungen und Sinngebungen. Ich erklärte ihm, daß Sallys
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