Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
eine Hütte im Wald zieht, empfindet in dieser ruhigen, schönen Umgebung vielleicht tatsächlich eine kurze Zeitlang Frieden. Doch bald schaltet der Lärm seiner Gedanken sich wieder ein. «Verdammt! Ich muß mir unbedingt überlegen, wie ich die Waschbären aus dem Garten rauskriege. Und die Rehe! Ich fühle mich so einsam – jetzt, wo Joe und Susie mir nicht mehr bei der Arbeit unter die Arme greifen!» Und so weiter.
Für manche Menschen bleibt der innere Friede ein fernes, unerreichbares Ziel. So sehr wir ihm nachjagen, er ist uns doch immer voraus, aber nur um eine Nasenlänge.
Selbst wenn du besser bist als alle deine Kollegen,
bist du deshalb noch lange kein besserer Mensch.
Lily Tomlin
Das Geheimnis unseres Körpers
Erst wenn der gegenwärtige Augenblick uns stärker in seinen Bann zieht als alle Vergnügungsreisen unserer Gedanken, kehrt Friede in unser Leben ein. Unser Körper kennt das Geheimnis und hält den Schlüssel dazu in der Hand. Er lautet: Kehre zu deinem Körper zurück; löse dich von deinen Gedanken.
Wir können jederzeit durch einen bloßen Akt der Aufmerksamkeit die Illusionen der Vergangenheit und Zukunft fallenlassen und uns einfach nur um das kümmern, was vor uns liegt – jetzt und jetzt und jetzt.
Ein friedvoller Krieger kann seine Aufmerksamkeit von einer Sekunde zur anderen auf den jetzigen Augenblick zurücklenken, indem er zu seinem Körper zurückkehrt. Dazu muß man sich nur, wann immer man daran denkt, auf folgende drei Fragen konzentrieren: Bin ich entspannt? Atme ich leicht? Bewege ich mich anmutig?
Vielleicht wirkt es fast schon wie eine Obsession, daß ich es für so wichtig halte, sich auf den gegenwärtigen Augenblick zu konzentrieren – als sei es ein Dogma, daß «wir unsere Aufmerksamkeit immer auf das Hier und Jetzt richten müssen, egal, was passiert». Diesen Eindruck möchte ich gern korrigieren. Es ist ganz natürlich, daß wir unser Bewußtsein in eine mögliche Zukunft hineinprojizieren, um unseren Tag vorauszuplanen (wir dürfen uns nur nicht zu sehr an unsere Pläne klammern, denn das Leben hält immer Überraschungen bereit). Vielleicht haben wir auch den Wunsch, unser Bewußtsein in die Vergangenheit zu projizieren, unsere Gabe der Erinnerung zu nutzen, um Vergangenes noch einmal zu rekapitulieren, daraus zu lernen und unsere Wunden zu heilen.
Aber wenn uns Angst, Sorge oder Reue bedrücken, ist das ein Signal für uns, einmal tief durchzuatmen und uns zu fragen: Wo bin ich? Hier. In was für einer Zeit? Jetzt. Wenn unser Denken Probleme schafft, ist es Zeit, zum Körper und zur heiteren Ruhe des jetzigen Augenblicks zurückzukehren.
Entscheidungen
Selbst wenn wir regelmäßig meditieren und in der Gegenwart leben, müssen wir uns immer noch den Entscheidungen des täglichen Lebens stellen. Auch im gegenwärtigen Augenblick müssen wir manchmal eine Entscheidung treffen, die Auswirkungen auf die Zukunft hat. Wenn es an der Zeit ist, sich um einen Studienplatz zu bewerben, kann Jeanine sich nicht einfach sagen: «Noch bin ich auf dem Gymnasium. Warum soll ich mir jetzt
schon Gedanken über das Studium machen?» – ebensowenig wie ein Eichhörnchen mit dem Nüssesammeln bis zum Winter warten kann. Zu Jeanines jetzigen Aufgaben gehört es dann, sich für eine Universität und ein Studienfach zu entscheiden.
Nehmen wir an, zwei gute Universitäten sind bereit, sie aufzunehmen. Jetzt muß sie sich entscheiden. Das macht sie ganz verrückt, denn sie weiß beim besten Willen nicht, was sie tun soll. Universität A hat den besten Ruf und hat ihr bei ihrem Besuch damals so gut gefallen. Aber ihre beste Freundin Sally hat sich für die Universität B entschieden, und sie könnten sich im Studentenheim ein Zimmer teilen.
Dieses Dilemma, in das uns Entscheidungen manchmal treiben, kennen die meisten. Irgendwann ist es uns allen schon einmal schwergefallen, eine wichtige Entscheidung zu treffen. Ich kenne einen jungen Mann, der jedesmal, ehe er in den Supermarkt ging, das I Ging zu Rate zog, um zu entscheiden, was er einkaufen sollte!
Was Entscheidungen oft so schwierig macht
Den meisten Menschen fällt es aus zwei Gründen schwer, wichtige Entscheidungen zu treffen: Erstens versuchen wir unsere Entscheidung bereits zu fällen, ehe es überhaupt nötig ist. Schon lange, bevor wir an der Weggabelung angekommen sind, versuchen wir uns darüber klarzuwerden, welche Richtung wir einschlagen sollen. Das ist so ähnlich, als überlegten wir uns, welchen Fuß
Weitere Kostenlose Bücher