Die Goldgräber-Bande
TKKG-Bande machte sich auf den Weg.
Sehr sonderbar! dachte Tim, als
er alles gehört hatte.
Vor dem Fiedlerschen Grundstück
stellten sie ihre Drahtesel aneinander. Hier war wenig Betrieb. Tim blickte die
Straße entlang. Einige Autos parkten am Rand, in der Nähe war kein Wagen. Auf
dem Fiedlerschen Grundstück zerrten Amseln ihre Fleischration aus dem Rasen:
Regenwürmer. Einige Tauben saßen auf dem Dachrand, gurrten und äugten nach
Körnern.
Dann standen die vier
TKKG-Freunde vor dem Briefkasten.
„Hever GmbH — Dr. Galmberg und
Co“, las Tim vor. „Klopfen wir mal ab, welche Blickschneisen sich auftun!
Erstens: Die Fiedlers haben ihr Haus vermietet, und jetzt sitzt hier die Firma
Hever. Ich würde sagen: Nein! Glatter Blödsinn! Oder was meinst du, Karl?“
„Unmöglich! Isidor und
Felicitas Fiedler sind zwar im Urlaub, aber niemals würden sie ihre Hütte
vermieten während dieser Zeit. Außerdem sind die Schlangen im Haus.“
„Gut. Zweite Möglichkeit: Es
handelt sich um eine Verwechslung. Die nächtlichen Briefkasten-Monteure Charles
und Dieter sind tatsächlich Handwerker gewesen, haben sich aber in der Adresse
geirrt. Dagegen spricht: Ihr verstohlenes Benehmen. Außerdem pfeffern
Handwerker den alten Briefkasten nicht einfach hinter die Büsche, sondern
nehmen ihn mit.“
„Sollten wir nicht erstmal
nachsehen“, sagte Gaby, „ob eingebrochen wurde?“
Tim nickte. „Gute Idee.“
Sie umrundeten das Haus,
prüften die Fenster, rüttelten am Garagentor und an der Kellertür. Alles war
fest verschlossen.
Wieder beim Eingang, hob Tim
die Klappe vom Briefkastenschlitz und äugte hinein.
„Absolut duster. Ich sehe
nichts. Scheint leer zu sein.“
Mit den Fingern kam er nicht
weit.
„Dritte Möglichkeit“, sagte er
dann: „Hier rollt ein ganz faules Ei. Die Hever-Firma erwartet Post, will aber
verhindern, daß die bei ihr abgeliefert wird. Sie weiß: Die Fiedler-Villa ist
zur Zeit verwaist. Also gibt sie den Absendern diese Adresse an — und montiert
den Briefkasten. Hm?“
„Weshalb soll die Post
umgeleitet werden?“ fragte Gaby. „Was ist an Briefen — und nur die passen hier
rein — so übel, so gefährlich, verräterisch, verhängnisvoll, ansteckend,
peinlich oder verbrecherisch? Ich krieg da keinen Sinn zusammen.“
„Wahrscheinlich“, erwiderte
Tim, „ist Hever-Galmberg ein Phantom. Die Firma gibt’s gar nicht. Sie existiert
nur als sogenannte Briefkasten-Firma. Dann hat’s was zu tun mit Betrug.
Hever-Galmberg empfangen Post — und damit das, was sie wollen, beseitigen
anschließend den Briefkasten, und alles löst sich in Luft auf. Und das wär’s
dann gewesen für die beiden Typen von letzter Nacht. Das bedeutet: Die zu
erwartende Post ist begrenzt, wird nur über einen gewissen Zeitraum eintreffen,
danach nicht mehr. Außerdem: Den Absendern ist die angebliche Firma bisher
nicht bekannt gewesen. Frage: Wie kam der Kontakt zustande?“
„Wahrscheinlich durch ein
Zeitungsinserat“, sagte Karl. „Richtig. Charles und Dieter inserieren, geben
diese Adresse hier an, weil sie irgendwie erfahren haben von der Fiedlerschen
Abwesenheit, treffen Vorkehrung und erhalten die Post. Daß es sich nicht um
Glückwunschkarten handelt, ist klar. Ich wette, Freunde, jeder Brief enthält —
Geld.“
„Das ist es“, nickte Gaby.
„Hever-Galmberg — ein Versandhandel. Hat was Preiswertes anzubieten, aber nur
gegen Vorauskasse. Die Zusendung könnte ja auch postlagernd erfolgen — aber
dann müßten die beiden Typen sich ausweisen beim Postamt, sonst kriegen sie die
Briefe nicht. Deshalb wird das hier gemacht.“
„Versandhandel?“ überlegte
Klößchen. „Was kann denn das sein? Was liefern die beiden Betrüger nicht —
trotz Vorausbezahlung? Schokolade? Horoskope? Junge Kätzchen?“
„Alles, was man im Supermarkt
kaufen könnte“, sagte Tim, „oder im Tante-Emma-Laden, scheidet aus. Es bringt
nichts, wenn wir rätseln. Warten wir doch ab, bis die Post eintrifft.“
„Und dann?“ Gaby hob die Brauen
über ihren Vergißmeinnicht-Augen. „Willst du einen Brief öffnen? Das ist
strafbar.“ Tim grinste. Mit fünf Fingern fuhr er sich durch die braunen Locken.
Das Sweatshirt hing ihm über den Schultern. Er verknotete die Ärmel wieder und
ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Aber liebste Pfote, so was
täte ich doch nie. Wird auch gar nicht nötig sein. Bestimmt ist einer der
Briefe schlampig zugeklebt. Der öffnet sich dann von allein, und wir können
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